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"Kein Ende in Sicht"

Neue Gewalt in Syrien: Mindestens 89 Menschen getötet

14. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

In Syrien sind trotz der Bemühungen um mehr Stabilität bei erneuten Unruhen Dutzende Menschen ums Leben gekommen. In der südlichen Provinz Suwaida wurden mindestens 89 Menschen bei Zusammenstößen bewaffneter Gruppen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte.

Darunter seien 50 Angehörige der drusischen Minderheit, 18 Beduinen und 14 Regierungssoldaten. Dutzende Menschen seien zudem verletzt worden, einige davon lebensgefährlich.

Unter den Opfern seien auch Kinder, hieß es weiter. Das syrische Innenministerium berichtete zunächst von mehr als 30 Todesopfern und rund 100 Verletzten in mehreren Gemeinden.

Die Regierung von Präsident Ahmed al-Sharaa hat seit dem Sturz von Machthaber Bashar al-Assad vor rund einem halben Jahr die Kontrolle in Damaskus übernommen.

Sie ist bemüht, Stabilität herzustellen in dem Land, in dem mehr als zehn Jahre lang ein Bürgerkrieg tobte.

"Kein unmittelbares Ende in Sicht"

Die Zusammenstöße aus der Nacht gingen auch im Laufe des heutigen Tages weiter. Es sei "kein unmittelbares Ende in Sicht", teilte die Beobachtungsstelle mit. Diese verfolgt von London aus das Konfliktgeschehen in Syrien mit einem Netzwerk aus Aktivisten.

Laut Beobachtungsstelle begannen die Unruhen vor einigen Tagen durch einen Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstraße zwischen Damaskus und Suwaida.

Angehörige örtlicher Stämme errichteten demnach einen Kontrollpunkt, an dem sie den jungen Mann gestoppt haben sollen, brutal schlugen und ausraubten.

Daraufhin hätten drusische Kämpfer ihrerseits Beduinen entführt, was in der Gegend schließlich zu Gewalt geführt habe.

Militär beteiligt sich an Kämpfen

Das Verteidigungsministerium schickte Militäreinheiten, um die Gewalt zu beenden. Die Truppen kämpften dabei an der Seite der Beduinen, teilte die Beobachtungsstelle mit, die von Mörserbeschuss und Drohnenangriffen berichtete.

Ziel des Militäreinsatzes sei es, "Zivilisten nach 48 Stunden des Blutvergießens" zu beschützen, teilte das Ministerium mit. Man werde alle Bemühungen unternehmen, um "verbotene Gruppen" zu entwaffnen und die staatliche Autorität wiederherzustellen.

"Die Wiederherstellung von Sicherheit und Stabilität in Suwaida ist eine gemeinsame Verantwortung zwischen dem Staat und seinen Bürgern." Man arbeite mit den Druzenführern und dem Gouverneur Suwaidas daran, die Lage zu beruhigen.

Israels Militär greift Panzer in der Region an

Die Kämpfe heizten auch den Konflikt mit dem benachbarten Israel neu an. Israels Militär griff in der Region nach eigenen Angaben mehrere Panzer an.

Die Kampffahrzeuge hätten sich auf die Stadt Suwaida zubewegt, der Angriff sollte das verhindern, teilte das israelische Militär später mit. Die Präsenz derartiger Waffensysteme im Süden Syriens könne "eine Bedrohung für den Staat Israel darstellen", hieß es weiter.

Ob Israels Angriff direkt mit dem Ausbruch neuer Gewalt in der Gegend im Zusammenhang stand, blieb zunächst unklar. Israel greift häufiger Ziele in dem Nachbarland an und hatte schon nach der tödlichen Gewalt zwischen sunnitischen Milizen und drusischen Kämpfern Ende April eingegriffen - nach eigenen Angaben zur Unterstützung der Drusen in Syrien.

Die Angehörigen dieser religiösen Minderheit leben neben Syrien vor allem in Israel, Jordanien und im Libanon. In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee - der jüdische Staat sieht sie als Verbündete.

Video: Österreich: Erste Abschiebung nach Syrien

Zusammenfassung
  • Bei erneuter Gewalt in der südlichen syrischen Provinz Suwaida wurden mindestens 89 Menschen getötet, darunter 50 Drusen, 18 Beduinen und 14 Regierungssoldaten, und Dutzende weitere verletzt.
  • Die Zusammenstöße begannen nach einem Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen und eskalierten durch Entführungen und Militäreinsätze, wobei das syrische Militär an der Seite der Beduinen gegen drusische Kämpfer vorging.
  • Auch Israels Militär griff in der Region ein und zerstörte mehrere Panzer, um das Vorrücken bewaffneter Kräfte auf Suwaida zu verhindern.