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Terror-Prozess

Vereitelter Swift-Terror: Zwei Jahre Haft für 18-Jährigen

25. Juli 2025 · Lesedauer 5 min

Ein 18-Jähriger - er gilt als Vertrauter des 20-jährigen, der einen Anschlag auf das Taylor Swift-Konzert geplant haben soll, wurde vor Gericht zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Luca K. gilt als Vertrauter von Beran A. - jenem 20-Jährigen, der mutmaßlich einen Anschlag auf das am 9. August 2024 vorgesehene Taylor Swift-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion geplant haben dürfte.

Terroristische Vereinigung: Zwei Jahre Haft

Zwei Tage vor dem Konzert wurde Luca K. festgenommen, seitdem sitzt er in U-Haft. Angeklagt waren die Vorwürfe der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation.

Am Freitag wurde er am Landesgericht Wiener Neustadt in den Vorwürfen schuldig gesprochen und zu einer zweijährigen unbedingten Haftstrafe verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig

Dem Wien-Attentäter gehuldigt

Luca K. hatte Propagandamaterial der Terror-Organisation "Islamischer Staat" (IS) geteilt und dem Wien-Attentäter gehuldigt, der am 2. November 2020 im Namen des IS in der Bundeshauptstadt vier Menschen erschossen hatte. Inzwischen sehe er ein, "dass es ein Wahnsinn war, den Attentäter zu loben", so sein Verteidiger Michael Dohr.

Laut Anklage existiert ein Video, in dem Luca K. dieselbe Pose einnahm wie jener Attentäter bei seinem Bekenntnis-Posting kurz vor dem Anschlag. Den Attentäter habe er nicht gut gefunden und die Pose nur unbewusst eingenommen, sagte er heute. "Sowas unterstütze ich nicht und sowas verabscheue ich".

Einzig zum angeklagten Treueschwur auf den Kalifen des IS, den er gemeinsam mit einem anderen jungen mutmaßlichen Islamisten gemacht haben soll, bekannte er sich nicht schuldig. "Den kann er gar nicht ableisten, weil er kann ja kein Arabisch", sagte Dohr in seinem Eingangsstatement.

IS "wie eine Droge"

Während seiner Befragung zeichnete der Angeklagte weiter ein entradikalisiertes Bild von sich selbst. Er konvertierte 2022 - zuvor ohne Bekenntnis - zum Islam, und dürfte diesen sehr streng ausgelebt haben. So habe er etwa seiner damals nach islamischem Recht verheirateten Frau befohlen, zur Vollverschleierung auch Handschuhe zu tragen.

Heute sei er gläubiger Moslem, sagte er auf die Frage eines Schöffen. Aber: "Ich will so leben wie auch andere Muslime in Österreich leben, die keine Terroristen sind".

Wie es überhaupt passiere, dass sich jemand aus einem nicht maßgeblich religiösen Elternhaus derart radikalisiere, wollte sein Verteidiger wissen. "Das passiert, wenn man öfter draußen unterwegs ist und Leute kennenlernt", meinte der Angeklagte. Aber "jetzt bin ich von dem Umfeld weg", so der Angeklagte. Der IS sei für seinen Mandanten "wie eine Droge" gewesen, so sein Verteidiger.

Video weiter Thema

Keinen großen Erkenntnisgewinn brachte dann - zum großen Ärgernis des Richters - die Befragung einer Vertreterin der Direktion Staatsschutz Nachrichtendienst. Die Baya (Treueschwur) sei nichts was man einfach so mache, sagte sie erst auf mehrfache Nachfrage. Auch ob der Wien-Attentäter in der Szene eine Größe sei, konnte sie nicht beantworten. Er hätte eigentlich eine "informierte" Vertreterin laden wollen, verwies er auf die Zeugenliste. Auch Dohr gab ihm Recht: "Was arbeiten sie dann, wenn sie nichts wissen?".

Das Video war auch Thema der nächsten Zeugenbefragungen. Jener 17-Jährige, der ebenfalls darauf zu sehen ist - und dafür auch bereits verurteilt wurde - meinte, Luca K. habe "nicht meine Ansichten vertreten, er hatte ganz normale Ansichten". Man habe aber "nicht so viel" über Religion gesprochen. Kennengelernt habe man sich "draußen", gemeinsam war man "Essen, spazieren, in der Moschee". Das Video sei "ein Fehler" gewesen: "Wir waren naiv". Der Bekannte, der es aufgenommen hatte, gab an, dass Luca K. nichts gesagt hätte, der 17-Jährige hingegen "auswendig auf Arabisch" geredet hätte.

Sozialarbeiter: positiver Eindruck

Einen "positiven Eindruck" machte der Angeklagte auf den heute als Zeugen geladenen Vertreter des Deradikalisierungsvereins DERAD, der diesen seit Ende letzten Jahres betreut. Luca K. habe - anders als viele andere - nicht versucht, seine früheren Haltungen "kleinzureden" oder zu relativieren. Sticker, die bei dem Angeklagten gefunden worden waren, seien "eindeutig dem IS oder Al-Qaida zuzuordnen".

In dem Milieu sei auch bekannt, dass diese Inhalte strafbar sind. Eine "Garantie", dass dieser entradikalisiert sei, könne aber nicht - grundsätzlich nie - abgegeben werden. Zu beobachten sei, in welchen Kreisen er sich nach einer etwaigen Enthaftung aufhalte.

"Trauriges Beispiel für Radikalisierung"

Luca K. sei "auch ein trauriges Beispiel, für die vermehrt stattfindende Radikalisierung Jugendlicher in Österreich", betonte der Staatsanwalt in seinem kurzen Eingangsstatement. Dass der Angeklagte ein IS-Mitglied sei, ergebe sich aus den bei ihm festgestellten Gegenständen und Chatauswertungen. "Zu den meisten Sachen ist er geständig, er sagt er ist da reingerutscht", so der Staatsanwalt.

Er habe sich durch die "sogenannten sozialen - eher asozialen - Medien" radikalisiert, schilderte Dohr. "Keiner kann behaupten, dass er mit 16, 17 eine gefestigte Persönlichkeit hat", weshalb der IS gezielt Junge zu rekrutieren versucht. In der Tewhid-Moschee habe er sich dann mit anderen "zusammengerottet".

Mit Beran A. verbinde ihn hingegen "keine besondere Freundschaft". Das große Medieninteresse - der Schwurgerichtssaal in Wiener Neustadt war gut gefüllt - habe aber nichts mit den Vorwürfen zu tun, denen Luca K. sich heute ausgesetzt sieht, betonte dessen Verteidiger.

Anschlagspläne gegen Swift-Gig kein Thema in Anklageschrift

Kein Thema in der 22-seitigen Anklageschrift ist eine Luca K. zunächst unterstellte Beteiligung an Anschlagsplänen gegen den zweiten von insgesamt drei vorgesehenen Auftritten von Taylor Swift im Happel-Stadion im vergangenen August.

"Es gibt überhaupt keinen Hinweis, dass er an Anschlagsplänen beteiligt gewesen wäre", bekräftigte Dohr.

Sein Mandant habe zwar beim Bühnenaufbau im Vorfeld der Swift-Termine mitgearbeitet, "aber nicht aus terroristischen Motiven, sondern weil das einfach sein Job war". Luca K. sei auch nicht der engste Freund von Beran A. gewesen, gegen den die Staatsanwaltschaft Wien nach wie vor wegen Terror-Verdachts ermittelt: "Der war einer von mehreren in einem Freundeskreis, dem er sich angeschlossen hatte."

Video - Anwalt von Terror-Verdächtigem: "Instabil und unreif"

Zusammenfassung
  • Ein 18-Jähriger - er gilt als Vertrauter des 20-jährigen, der einen Anschlag auf das Taylor Swift-Konzert geplant haben soll, wurde vor Gericht zu zwei Jahren Haft verurteilt.
  • Angeklagt waren die Vorwürfe der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation.