Der Fall Luca K.
Wegen Swift-Terror-Plan in Haft, aber nicht angeklagt
Als sein Handy zum ersten Mal geortet wurde, wurde den Ermittlern sofort das Ernst-Happel-Stadion als Standort angezeigt. Dort sollten eigentlich im Sommer 2024 drei Konzerte von US-Superstar Taylor Swift stattfinden.
Luca K. galt lange als wichtigster Komplize bei den mutmaßlichen Anschlagsplänen, die schließlich zur Absage der Shows führten.
Nun liegt PULS 24 die Anklageschrift gegen ihn vor - mit dem Konzert hat diese aber überraschend wenig zu tun.
Aber von Anfang an: Nachdem der österreichische Geheimdienst im Sommer 2024 Hinweise von einem ausländischen Partnerdienst über die mutmaßlichen Anschlagspläne erhalten hatte, wurde als Hauptverdächtiger schnell Beran A. aus Ternitz ausgeforscht.
Bevor er festgenommen wurde, wurde er vom Geheimdienst beschattet. So wurde als weiterer Verdächtiger rasch der gebürtige Neunkirchner Luca K. ausgeforscht.
Er war den Behörden schon länger bekannt, weil er einst in Oberösterreich einem Muslim ins Gesicht schlug, um ihm zum "richtigen Islam" zu bekehren.
Bei Aufbauarbeiten im Stadion
Es sollte sich herausstellen, dass Luca K. bei den Aufbauarbeiten im Praterstadion vor dem Swift-Konzert beteiligt war.
Da die Ermittler wussten, dass er in regem Austausch mit Beran A. stand und seine Vorgeschichte kannten, schrillten die Alarmglocken. Die Mega-Shows des US-Popstars wurden schließlich vorsichtshalber abgesagt.
Nach und nach stellte sich heraus, wie eng Luca K. und Beran A. waren. Kennengelernt hatten sich die beiden laut ihren Aussagen in den Einvernahmen in dem berüchtigten Tewhid-Gebetshaus in Wien-Meidling.
"Er wusste vom Sprengstoff"
K. dürfte auch bei A. in Ternitz zu Besuch gewesen sein. A. dazu in seiner Einvernahme: "Ich habe ihm nur gesagt, dass ich etwas plane, ich konnte es ihm aber nicht zeigen, da der Sprengstoff ja noch nicht fertig war, aber er wusste vom Sprengstoff."
Dass die beiden in einer Nacht im August 2024 mit dem Auto zu einer Beachparty ins burgenländische Sigleß fuhren und vor einer Menschengruppe ein Blaulicht auf das Autodach gaben und ein Folgetonhorn abspielten, hielten die Ermittler für einen Testversuch, um später so auch zum Stadion zu gelangen.
Auch soll K. seinen Freund Beran A. in einem Auto gefilmt haben, während dieser ein längeres Messer, auf der Klinge ein IS-Symbol, in den Händen hielt. Kurz vor dem geplanten Konzert im Wiener Stadion hatten die beiden laut Ermittlungsakten mehrmals telefonischen Kontakt.
Warnung vor dem Konzert
A. nahm seinen Freund dann in Einvernahmen später aber doch in Schutz: K. habe mit dem mutmaßlich geplanten Attentat nichts zu tun. "Ich warnte ihn sogar noch, auf das Konzert zu gehen."
K. bestritt, dass er von den mutmaßlichen Plänen seines Freundes wusste, er sei in die islamistische Szene "hineingerutscht". In der nun vorliegenden Anklageschrift merken die Ermittler an, dass sie das für "Schutzbehauptungen" halten würden.
Nachweisen konnten sie eine Beteiligung an den mutmaßlichen Anschlagsplänen aber offenbar nicht. In der nun vorliegenden Anklage geht es größtenteils um andere Vorwürfe.
"Es wird im Prozess nicht um das Taylor-Swift-Konzert gehen", bestätigte auch die Sprecherin des Landesgerichts Wiener Neustadt, wo Luca K. der Prozess gemacht werden wird, gegenüber PULS 24.
Terrorverdacht: "Dritter Mann" festgenommen
Die Vorwürfe, die ihm die Staatsanwaltschaft Wien macht, sind dennoch keine leichten: Ihm wird das Verbrechen der terroristischen Vereinigung sowie der kriminellen Organisation vorgeworfen.
Luca K., der eigentlich aus einem christlichen Haushalt kommt, konvertierte Anfang 2022 zum Islam und begann laut Ermittlern "bereits nach kurzer Zeit", sich "mit den radikal-islamistischen Ansichten" auseinanderzusetzen.
Er soll einschlägige Moscheen besucht und die Inhalte des islamistischen Rappers, Predigers und späteren IS-Kommandanten Deso Dogg konsumiert haben.
Treueeid mit Messer und Pistole
Schließlich soll er auch selbst IS-Propagandavideos und Hinrichtungsvideos verschickt haben. Im Juni 2024 soll er selbst den Treueeid auf den IS abgelegt und sich dabei gefilmt haben. Dabei soll er ein Messer und eine Pistole in den Händen gehalten und die Geste jenes Attentäters nachgeahmt haben, der im November 2022 in Wien vier Menschen tötete.
Neben Beran A. soll K. zu zahlreichen Größen der heimischen Islamistenszene gepflegt haben: Etwa zu Ali K., der bereits wegen eines geplanten Terroranschlags am Wiener Hauptbahnhof verurteilt wurde.
Während gegen den heute 20-jährigen Beran A. im Zusammenhang mit dem Swift-Konzert weiterhin unter anderem wegen versuchten Mordes ermittelt wird, werden gegen Luca K. keine weiteren Ermittlungen in diesem Zusammenhang geführt, bestätigte die Wiener Staatsanwaltschaft gegenüber PULS 24.
Weitere Ermittlungen im Banden-Streit
Luca K.'s Verteidiger Michael Dohr zeigt sich darüber verwundert: Sein Mandant sei über ein Jahr deswegen in Untersuchungshaft gesessen, angeklagt werde das nun aber nicht. Man konnte keine Beweise für eine Beteiligung finden, zeigt er sich erfreut.
Ein weiterer Prozess könnte auf Luca K. dennoch noch zukommen: Ermittelt wird gegen ihn nämlich auch noch im Zusammenhang mit den blutigen Auseinandersetzungen zwischen mehrheitlich Tschetschenen und Syrern auf den Straßen Wiens.
Swift-Terrorverdächtiger: Chats über Mordfantasien
Zusammenfassung
- Der 18-jährige Luca K. galt als wichtiger Komplize bei den mutmaßlichen Anschlagsplänen gegen das Taylor-Swift-Konzert im Sommer 2024 in Wien, wird jedoch nicht deswegen angeklagt.
- Stattdessen wirft die Staatsanwaltschaft Wien ihm die Verbrechen der terroristischen Vereinigung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation vor.
- Luca K. soll laut Ermittlern IS-Propagandavideos und Hinrichtungsvideos verschickt sowie im Juni 2024 den Treueeid auf den IS abgelegt haben.
- Eine Beteiligung an den Anschlagsplänen konnte ihm nicht nachgewiesen werden, weshalb der Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt nicht das Swift-Konzert zum Thema hat.
- Ein weiterer Prozess gegen Luca K. ist möglich, da gegen ihn auch im Zusammenhang mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Tschetschenen und Syrern in Wien ermittelt wird.