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"Pro und Contra"

Drohnen über Europa: Tanner spricht von "Angriffe hybrider Art"

Heute, 06:00 · Lesedauer 4 min

Der europäische Luftraum befindet sich seit einigen Wochen in einem Drohnen-Dilemma. Wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) die aktuelle Gefährdungslage in Österreich einschätzt und wie gut sich das Land schützen kann, erklärt sie im "Pro und Contra"-Interview bei PULS 24 Infochefin Corinna Milborn.

In den vergangenen Wochen verletzten Drohnen mehrmals den europäischen Luftraum. Sie flogen über kritische Infrastruktur, Militärstützpunkte, Raffinerien oder Flughäfen - auch in unmittelbarer Nähe zu Österreich.

Der Münchner Flughafen musste letzte Woche kurzzeitig nach einer Drohnensichtung gesperrt werden. Die Folgen: gestrichene Flüge, Tausende gestrandete Passagiere und aufgestellte Feldbetten in Terminals.

Ähnliches Szenario spielte sich vor wenigen Wochen in Dänemark ab: Nach der Drohnensichtung wurde der Flughafen Kopenhagen gesperrt. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach vom "bisher schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur."

Angesichts der jüngsten Drohnen-Vorfälle stellt sich die Frage: Ob bzw. wie gut Österreich für ein ähnliches Szenario vorbereitet ist, wenn plötzlich Drohnen über dem Flughafen Schwechat auftauchen?

"Das ist eine neue Bedrohung, auf die wir uns eben einstellen müssen", sagt ÖVP-Verteidigungsministerin Klaudia Tanner im Polit-Talk-Interview bei "Pro und Contra" auf PULS 4.

Kann Österreich Drohnen abwehren?

Das österreichische Bundesheer sei sich der "neuen Bedrohung" bewusst und würde auf Drohnenvorfälle reagieren, wie die Verteidigungsministerin im Interview betont.

Zunächst müsse man dafür die Drohnen detektieren können, um festzustellen, um welche Art von Drohnen es sich handelt. Im nächsten Schritt wird laut Tanner entschieden, "wie man sozusagen dem entgegentritt und wer dafür auch zuständig ist."

"Wir haben zum einen die rechtlichen Grundlagen im Militärbefugnisgesetz", sagt Tanner. Sobald es zu einer Luftraumverletzung kommt, übernimmt das Bundesheer die Verantwortung.

Zur Abwehr stehen laut Tanner unterschiedliche Luftgeräte zur Verfügung: Von Flächenflugzeugen über Hubschrauber bis hin zu den Eurofightern sowie ein elektronisches Drohnenabwehrsystem.

Ob nun beispielsweise Drohnen über dem Flughafen Schwechat im Ernstfall tatsächlich abgeschossen würden, bleibt unklar. Die Schwierigkeit laut Tanner sei in vielen Fällen erst einmal klarzustellen, welche Form von einer Drohne es ist und woher diese kommt - bevor eben reagiert wird. 

"Leider mussten wir in Österreich schon erleben, dass Hobbypiloten ungerechtfertigt eben Flüge durchführen, auch in Gebieten oder Luftverbotszonen, wo sie das nicht dürften", führt sie als Beispiel an.

Klar ist für die Verteidigungsministerin jedoch: "Wir sind mit unserer Mission vorwärts, auch in diesem Bereich, was Drohnenabwehr anbelangt, auf einem sehr, sehr richtigen Weg und nebenbei in sehr gutem Austausch auch mit den zivilen Einheiten, insbesondere aber auch mit dem Innenministerium."

Tanner: "Angriffe hybrider Art"

Angesichts der wiederholten Drohnenvorfällen in Dänemark kam der dänische Geheimdienst zu der Einschätzung, dass Russland im Augenblick einen hybriden Krieg gegen Dänemark und den Westen führt.

Russland wolle Unsicherheit und Spaltung zwischen den NATO-Verbündeten erzeugen und dass man aufhöre, die Ukraine bei ihrer Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg zu unterstützen.

Unter hybrider Kriegsführung versteht man eine Strategie, bei der militärische und nicht militärische Mittel kombiniert werden. Zu den militärischen Mitteln gehört etwa der Einsatz von Drohnen. 

Auch der deutsche Kanzler Friedrich Merz findet deutliche Worte angesichts der russischen Bedrohung. Ende September erklärte er, dass sich Deutschland angesichts des Ukraine-Kriegs und der Bedrohung durch Russland nicht mehr im Frieden befindet.

Verteidigungsministerin Tanner würde es hingegen anders formulieren. "Ich würde das so formulieren, wie es unser Oberst Reisner getan hat, das ist eine Grauzone, Angriffe hybrider Art, die sich eben in einem gänzlich anderen Feld abspielen, als wir das sonst kennen und als wir uns sonst in unserem Kopf einen Krieg vorstellen."

Das gesamte Interview mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner sowie die gesamte "Pro und Contra"-Sendung gibt es am Donnerstag, dem 9. Oktober 2025, 21:10 Uhr auf PULS 24 nachzusehen. Außerdem jeden Tag zum Nachschauen auf JOYN.

Zusammenfassung
  • Der europäische Luftraum befindet sich seit einigen Wochen in einem Drohnen-Dilemma.
  • Wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) die aktuelle Gefährdungslage in Österreich einschätzt und wie gut sich das Land schützen kann, erklärt sie im "Pro und Contra"-Interview bei PULS 24 Infochefin Corinna Milborn.