Verteidigung
Drohnen über Dänemarks größtem Militärstützpunkt gesichtet
Auch bei diesen Flugkörpern blieb deren Herkunft zunächst ungeklärt. Russland übte indes scharfe Kritik an den EU-Plänen zum Aufbau eines gemeinsamen Drohnenwalls.
Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, Polizei und Militär arbeiteten bei den Ermittlungen zu den Vorfällen zusammen.
"Wir haben sie nicht abgeschossen", sagte der Sprecher mit Blick auf die Drohnen. Karup ist die größte Militärbasis Dänemarks. Auf ihr sind sämtliche Helikopter der dänischen Luftwaffe stationiert sowie Einrichtungen der Flugabwehr, das Ausbildungszentrum der Luftwaffe und weitere Unterstützungseinrichtungen. Zudem ist ein Teil des Generalstabs dort untergebracht.
Drohnensichtung an "mehreren Militäreinrichtungen"
Die Start- und Landebahnen des Stützpunkts Karup werden auch vom zivilen Flughafen Midtjylland genutzt. Dieser wurde wegen der Drohnensichtung kurzzeitig geschlossen. Flüge waren der Polizei zufolge aber nicht betroffen, da zu diesem Zeitpunkt keine Verbindungen geplant gewesen seien.
Betroffen war offenbar nicht nur die Basis Karup. Aus Militärkreisen verlautete am Samstag, an "mehreren Militäreinrichtungen" in Dänemark seien Drohnen gesichtet worden. Nähere Angaben wurden dazu nicht gemacht.
Aus Norwegen wurde ein Drohnen-Verdachtsfall gemeldet. Ein Sprecher des norwegischen Generalstabs erklärte, es seien "wahrscheinlich" Drohnen gesichtet worden, der Verdacht müsse jedoch noch von Militär und Polizei erhärtet werden.
Mutmaßlich seien "mindestens zwei Drohnen" rund eine Stunde lang in einem Sperrgebiet nahe dem größten norwegischen Luftwaffenstützpunkt Örland unterwegs gewesen und dann wieder verschwunden. Die Luftabwehr habe sie nicht angegriffen.
Auch aus dem norddeutschen Bundesland Schleswig-Holstein wurden mehrere Drohnenüberflüge gemeldet, die sich in der Nacht auf Freitag abspielten. Landesinnenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) sagte dem NDR, die Ermittlungen seien angelaufen, es gebe dadurch aber "keine veränderte Sicherheitslage".
Mehrere Drohnen-Überflüge in vergangenen Tagen
In den vergangenen Tagen hatte es in Dänemark mehrere Drohnen-Überflüge an Flughäfen gegeben. In der Nacht zum Donnerstag waren solche unbemannten Flugkörper über den Flughäfen Aalborg, Esbjerg und Sönderborg sowie über dem Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup entdeckt worden.
Bereits in der Nacht auf Dienstag musste der Flugbetrieb am Kopenhagener Flughafen eingestellt werden, weil mehrere große Drohnen stundenlang über das Gelände geflogen waren.
Regierungschefin Mette Frederiksen sprach nach den Vorfällen der vergangen Tage von "hybriden Angriffen". Bisher gibt es keine Hinweise darauf, wer für die Vorfälle verantwortlich ist. Russland hat jegliche Verwicklung zurückgewiesen.
Russische Drohnen drangen vor zwei Wochen in Polen ein
Vor gut zwei Wochen waren zahlreiche russischen Drohnen in den Luftraum Polens eingedrungen, das Verteidigungsbündnis NATO hatte mehrere davon abgeschossen. Auch aus Rumänien wurde das Eindringen russischer Drohnen gemeldet.
Am Mittwoch richtet Dänemark als derzeitiger EU-Ratsvorsitzender einen informellen Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen aus, an den sich ein Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) anschließt. Die EU will angesichts der Vorfälle den Aufbau eines Abwehrsystems gegen unbemannte Luftfahrzeuge vorantreiben.
Am Freitag berieten Vertreter der acht an Russland oder die Ukraine angrenzenden EU-Mitgliedstaaten sowie Dänemarks und der Ukraine per Videoschaltung über den sogenannten Drohnenwall.
Russland reagierte auf die Pläne mit scharfer Kritik. Der Aufbau eines Drohnenwalls würde zu einem "Anstieg der militärischen und politischen Spannungen auf unserem Kontinent" führen, erklärte das Außenministerium in Moskau laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Die Pläne der EU seien "persönlichen Ambitionen und politischen Spielchen der regierenden EU-Eliten" geschuldet.
Video: Angriff auf Europa? Erneuter Drohnen-Alarm
Zusammenfassung
- Am Freitagabend wurden ein bis zwei Drohnen mehrere Stunden lang über Dänemarks größtem Militärstützpunkt Karup gesichtet, wobei auch der zivile Flughafen Midtjylland kurzzeitig geschlossen wurde.
- In den vergangenen Tagen kam es zu weiteren Drohnensichtungen an mehreren dänischen Flughäfen sowie an Militäreinrichtungen in Norwegen und Schleswig-Holstein, ohne dass Flüge oder die Sicherheitslage direkt beeinträchtigt wurden.
- Die EU plant angesichts der Vorfälle den Aufbau eines gemeinsamen Drohnenabwehrsystems, während Russland die Pläne scharf kritisiert und vor einer Verschärfung der Spannungen in Europa warnt.
