Reaktionen auf US-Angriff
Europa will verhandeln: Iran weist Forderung zurück
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas rief nach den US-Angriffen auf drei Nuklearanlagen alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Sie forderte auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Gleichzeitig kritisierte sie die USA nicht. "Dem Iran darf nicht erlaubt werden, eine Atomwaffe zu entwickeln", so Kallas.
Am Montag wollen die EU-Außenminister die Situation diskutieren.
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Starmer: "Stabilität oberste Priorität"
Der britische Premierminister Keir Starmer schlug ähnliche Töne an. Das iranische Atomprogramm sei eine schwerwiegende Bedrohung für die internationale Sicherheit, erklärte Starmer am Sonntag.
Dem Iran darf niemals erlaubt werden, eine Atomwaffe zu entwickeln, und die USA haben Maßnahmen ergriffen, um diese Bedrohung zu verringern." Die Stabilität in der Region habe weiter oberste Priorität.
London war über Angriffe informiert
Großbritannien sei zwar nicht involviert, sehr wohl aber informiert gewesen. Laut Wirtschafts- und Handelsminister Jonathan Reynolds werde Premierminister Starmer am Vormittag mit Verbündeten in Nahost sprechen.
Merz, Starmer und Macron berieten
Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) forderte den Iran zu "sofortigen Verhandlungen auf". Merz hatte am Sonntag zudem das Sicherheitskabinett der deutschen Bundesregierung einberufen.
Dabei habe er die Aufforderung an den Iran bekräftigt, "sofort Verhandlungen mit den USA und Israel aufzunehmen und zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts zu kommen", teilte sein Sprecher Stefan Kornelius mit.
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Im Laufe des Tages wollen sich Merz und die Minister des Sicherheitskabinetts demnach mit ihren Partnern in der EU und mit den USA "über weitere Schritte eng abstimmen".
"Die Bundesregierung geht davon aus, dass große Teile des iranischen Nuklearprogramms durch die Luftschläge beeinträchtigt wurden", teilte Merz' Sprecher weiter mit.
Merz beriet sich mit Starmer und den französischen Präsident Emmanuel Macron.
Frankreichs Außenminister Jean-Noel Barrot rief zur Zurückhaltung auf. "Frankreich ist davon überzeugt, dass eine dauerhafte Lösung dieses Problems eine Verhandlungslösung im Rahmen des Nichtverbreitungsvertrags erfordert", so Barrot auf X.
Von der Leyen: Iran müsse sich auf Gespräche einlassen
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen meinte, dass sich der Konflikt nur am Verhandlungstisch lösen lasse.
"Der Iran darf niemals in den Besitz der Bombe gelangen", schrieb sie am Sonntag auf der Plattform X. Sie mahnte angesichts der Spannungen in Nahost, dass Stabilität und die Wahrung des Völkerrechts Vorrang haben müssten.
"Jetzt ist der Moment für den Iran gekommen, sich auf eine glaubwürdige diplomatische Lösung einzulassen", fügt sie hinzu.
Meinl-Reisinger: "Dramatischer Schritt"
Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) bezeichnet die Bombardierung iranischer Atomanlagen durch die USA als "dramatischen Schritt". Sie werde sich bezüglich des Konfliktherds weiter für politische Lösungen stark machen, schrieb sie am Sonntag auf X. "Österreich steht weiterhin für Diplomatie statt Eskalation."
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Für Meinl-Reisinger ist klar, dass der Iran keine Atomwaffen besitzen darf. Das Regime dort spreche Israel das Recht auf Existenz ab und sei für Destabilisierung und Terror in der Region und weltweit verantwortlich. "Aber das Völkerrecht darf nicht auf der Strecke bleiben."
Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) ließ angesichts der Lage im Nahen und Mittleren Osten wissen: "Wir verfolgen die Entwicklungen (...) sehr genau. Das iranische Atomprogramm gibt Anlass zu größter Sorge." Eine nukleare Bewaffnung des iranischen Regimes dürfe es nicht geben. "Wir appellieren an alle für eine rasche Rückkehr an den Verhandlungstisch", schrieb der Kanzler auf X.
Iran kritisiert Forderungen aus Europa
Der iranische Außenminister Abbas Araghchi kritisierte die Aussagen aus Brüssel und London, wonach der Iran auf den Verhandlungstisch zurückkehren solle.
Israel und die USA hätten den diplomatischen Weg "in die Luft gejagt". Wie solle der Iran zu etwas zurückkehren, das andere zunichte gemacht hätten, fragte er auf X.
Russland: "Friedensstifter" Trump begann Krieg
Aus Russland, die einen US-Angriff naturgemäß stets verurteilten, kommen am Sonntag kritische Töne.
Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dimitri Medwedew, sagte, dass Trump mit seinem Angriff auf den Iran "einen neuen Krieg für die USA beginnen hat".
"Trump, der als friedensstiftender Präsident antrat, hat einen neuen Krieg für die USA begonnen", betonte er laut Medien.
Die "verantwortungslose Entscheidung" der USA den Iran zu bombardieren, verstoße gegen das Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen, fügte das russische Außenministerium in Moskau an.
Der iranische Außenminister kündigte zudem an, noch am Sonntag nach Moskau reisen zu wollen, um mit Kremlchef Wladimir Putin zu sprechen.
Strategische Partnerschaft Russland-Iran
Russland hatte zuletzt vor einer echten atomaren Gefahr durch Israels Angriffe auf die Kernenergie-Anlagen im Iran gedroht. Bisher galt es als unwahrscheinlich, dass Russland dem Iran mit Truppen zur Seite steht.
Zwar schlossen Moskau und Teheran in diesem Jahr offiziell eine weithin beachtete strategische Partnerschaft. Diese enthält aber keine Klausel über einen militärischen Beistand - anders als das zwischen Russland und Nordkorea geschlossene Abkommen.
China mit scharfer Kritik an USA
China hat den USA vorgeworfen, mit den Angriffen auf Atomanlagen im Iran den Konflikt im Nahen Osten anzuheizen.
Die Regierung in Peking verurteile die Angriffe "aufs Schärfste", erklärte das chinesische Außenministerium am Sonntag. Die Attacken führten zu einer Eskalation der "Spannungen im Nahen Osten", hieß es weiter. "China ruft alle Konfliktparteien, vor allem Israel dazu auf, das Feuer so schnell wie möglich einzustellen."
In der Nacht auf Sonntag hatten sich die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und nach den Worten von US-Präsident Donald Trump die drei wichtigsten iranischen Atomanlagen in Natans, Fordo und Isfahan angegriffen.
Laut Trump wurden die wichtigsten nuklearen Anreicherungsanlagen des Iran "vollständig zerstört". Der IAEA zufolge wurden bisher keine erhöhten Strahlenwerte im Umfeld der getroffenen Atomanlagen gemessen.
Zusammenfassung
- In der Nacht auf Sonntag (MEZ) griffen die USA iranische Atomanlagen an.
- In ersten Reaktionen aus Europa gibt man sich über die Gefahr aus dem Iran einig und fordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
- Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas rief nach den US-Angriffen auf drei Nuklearanlagen alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Sie forderte auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
- Der britische Premierminister Keir Starmer schlug ähnliche Töne an. Das iranische Atomprogramm sei eine schwerwiegende Bedrohung für die internationale Sicherheit, erklärte Starmer am Sonntag.
- Der Iran kritisiert die Forderung.