APA/APA (AFP)/VANO SHLAMOV

Millionen orthodoxe Christen feiern Osterfest

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Wegen der Corona-Pandemie mussten viele Millionen orthodoxe Christen am Sonntag ohne Gottesdienstbesuch Ostern feiern. Fast alle mehrheitlich orthodoxen Staaten Ost- und Südosteuropas verboten Gläubigen die Teilnahme an Ostermessen, darunter auch Griechenland, Rumänien und Serbien, wie Kathpress berichtete.

Wegen der Corona-Pandemie mussten viele Millionen orthodoxe Christen am Sonntag ohne Gottesdienstbesuch Ostern feiern. Fast alle mehrheitlich orthodoxen Staaten Ost- und Südosteuropas verboten Gläubigen die Teilnahme an Ostermessen, darunter auch Griechenland, Rumänien und Serbien, wie Kathpress berichtete.

Nur Belarus (Weißrussland) und Georgien ließen landesweit öffentliche Gottesdienste zu, Russland untersagte sie unter anderem in Moskau, Bulgarien fuhr einen Mittelweg. Die rund 300 Millionen Christen der Ostkirchen feiern Ostern nach dem orthodoxen Kalender in diesem Jahr eine Woche später als Katholiken und Protestanten.

Orthodoxe Gläubige verfolgten in der Nacht auf Sonntag im Fernsehen und im Internet die Übertragung der Osterliturgien aus beinahe menschenleeren orthodoxen Kathedralen. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. zelebrierte in Moskau die Messe in der Erlöserkathedrale mit nur zwei Priestern, wie das Staatsfernsehen zeigte, und bat angesichts der Pandemie um Zuversicht und inneren Frieden: "Wir orthodoxe Christinnen und Christen sollen unter diesen schwierigen Umständen nicht den Mut verlieren und nicht verzagen, und noch weniger in Panik geraten." Er hoffe, dass die Pandemie aufhöre, Menschenleben und die Gesellschaft zu zerstören, sagte der Kirchenführer. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte als größte der orthodoxen Kirchen die Menschen aufgerufen, wegen der Gefährdung durch das Virus zu Hause zu bleiben.

In einem Videoclip wünschte der russische Präsident Wladimir Putin den Gläubigen an ihrem wichtigsten Feiertag am Sonntag Glück und Gesundheit. "Alles wird gut mit Gottes Hilfe", sagte er. Der 67-Jährige hatte in diesem Jahr in der Nacht nicht die Erlöserkathedrale in Moskau - der Hauptkirche des russisch-orthodoxen Christentums - besucht. In der größten europäischen Stadt gelten strenge Ausgangssperren wegen der Coronavirus-Pandemie. Nach Kremlangaben zündete Putin eine Kerze in einer Kapelle auf dem Gelände seiner Vorstadtresidenz Nowo-Ogarjowo an.

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte hingegen Einschränkungen für religiöse Feiern abgelehnt und angekündigt, selbst zu Ostern in die orthodoxe Kirche zu gehen. So konnten auch ähnlich viele Katholiken wie in den Vorjahren die Ostermesse in der Kathedrale der weißrussischen Hauptstadt Minsk besuchen.

In Georgien pochte die orthodoxe Kirche so sehr auf Gottesdienste zum höchsten christlichen Fest, dass die Regierung von zunächst geplanten massiven Beschränkungen absah, wofür sie von Gesundheitsexperten aber auch scharf kritisiert wurde. Die Hauptmesse in der Kathedrale von Tiflis hielt Patriarch Ilja II. vor rund 200 Gläubigen, die in gebührendem Abstand voneinander Platz nahmen.

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic widersetzte sich dagegen der Forderung der orthodoxen Kirche nach einer vorübergehenden Aufhebung des Ausgehverbots für Ostermessen an diesem Sonntag von fünf bis zehn Uhr. In der serbischen Hauptstadt Belgrad waren am Sonntag Polizeiautos mit blinkendem Blaulicht vor Kirchen zu sehen.

In seiner Osterpredigt bezeichnete Patriarch Irinej die Coronavirus-Pandemie als "Zeichen" und "Versuchung" Gottes. "Hoffentlich wird diese Versuchung viele Menschen und die Mächtigen der Welt zum Nachdenken anregen, damit sie sehen, dass alles, was sie tun und zu wissen vermeinen, eitel und vergänglich ist und dass nur Gott und seine Wahrheit unvergänglich sind", sagte der Patriarch.

In Bulgarien hatten die orthodoxe Kirche und die Regierung die Menschen aufgerufen, die Osterliturgie zuhause mitzufeiern. Die Kirchen im Land blieben aber geöffnet. Mit obligatorischen Mund-Nase-Masken und bei physischer Distanz gingen aber recht wenige Gläubige zu den Ostermessen am Sonntag - wie etwa zum Ostergottesdienst in der Sweta-Nedelja-Kathedrale der Hauptstadt Sofia.

Die Sonntagsmesse sowie die traditionelle Auferstehungsmesse um Mitternacht in der Aleksandar-Newski-Kathedrale in Sofia wurden im Fernsehen und auf Facebook direkt übertragen. Patriarch Neofit betete für die Erlösung und Genesung von der neuen Lungenkrankheit Covid-19.

In Griechenland und auf Zypern fanden die Messen in den Kirchen hinter verschlossenen Türen statt. Das Fernsehen übertrug die Messen, und um Mitternacht läuteten die Glocken landesweit. Über Athen und anderen Städten stieg ein Feuerwerk auf, wie es die Tradition der orthodoxen Christen in diesen beiden Ländern ist. Viele Menschen feierten auf ihren Balkonen mit.

Aus Jerusalem hatten am Samstag Flugzeuge das orthodoxe Osterfeuer in die Hauptstädte vieler Staaten gebracht. Während Griechenland die Verteilung des Feuers an alle Pfarreien untersagte, erlaubte die rumänische Regierung, dass es von Haus zu Haus zu den Gläubigen gebracht wurde. Überbringen durften es jeweils bis zu fünf Freiwillige. Diese mussten Masken und Handschuhe tragen.

Die orthodoxen Christen folgen dem julianischen Kalender. Für sie findet das Osterfest deshalb in diesem Jahr eine Woche nach dem der westlichen Christen statt, die sich am gregorianischen Kalender orientieren.

ribbon Zusammenfassung
  • Fast alle mehrheitlich orthodoxen Staaten Ost- und Südosteuropas verboten Gläubigen die Teilnahme an Ostermessen, darunter auch Griechenland, Rumänien und Serbien, wie Kathpress berichtete.
  • Orthodoxe Gläubige verfolgten in der Nacht auf Sonntag im Fernsehen und im Internet die Übertragung der Osterliturgien aus beinahe menschenleeren orthodoxen Kathedralen.
  • Das Fernsehen übertrug die Messen, und um Mitternacht läuteten die Glocken landesweit.

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