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Israel und Hamas entsenden Verhandlungsteams nach Kairo

Heute, 09:31 · Lesedauer 4 min

Zwei Jahre nach dem Überfall der militanten Palästinenserorganisation Hamas auf Israel und dem darauffolgenden Krieg im Gazastreifen werden Verhandlungsführer beider Seiten am Sonntag zu indirekten Gesprächen über den aktuelle US-Friedensplan in Kairo erwartet. Israel setzt Augenzeugen zufolge nichtsdestotrotz seine Angriffe im Gazastreifen fort. Mehrere Wohnhäuser seien zerstört worden, sagten sie. Vor allem die Luftangriffe auf Gazastadt seien verschärft worden.

Örtlichen Gesundheitsbehörden zufolge kam in Gaza-Stadt mindestens ein Mensch ums Leben, in anderen Teile des Küstengebiets mindestens drei weitere Menschen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte am Samstag erklärt, er habe Unterhändler nach Ägypten entsandt, um "die technischen Details" rund um den US-Plan "zu klären". Der Vermittler Ägypten bestätigte, dass eine Hamas-Delegation zu Gesprächen über "die Bedingungen vor Ort und die Einzelheiten des Austauschs" aller israelischen Geiseln und palästinensischen Häftlinge erwartet werde.

Ägyptische Staatsmedien hatten zuvor berichtet, dass die Kriegsparteien am Sonntag und Montag indirekte Gespräche führen würden. Die dem ägyptischen Geheimdienst nahestehende TV-Sendergruppe Al-Qahira News berichtete am Samstag, die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas würden an diesen beiden Tagen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo stattfinden.

Die Hamas ist einem ihrer hochrangigen Vertreter zufolge bei den bevorstehenden Verhandlungen "sehr interessiert" an einer Einigung mit Israel. Die islamistische Palästinenserorganisation wolle "unverzüglich" mit dem Austausch der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge beginnen, sagte der Hamas-Vertreter am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Dies solle "unter Berücksichtigung der Bedingungen vor Ort" erfolgen.

Ziel der Verhandlungen sei es zunächst, "den Zeitplan für die Vorbereitung der Bedingungen vor Ort für die Überstellung" der israelischen Geiseln aus dem Gazastreifen zu besprechen, sagte er weiter. Dies sei dann die "Vorstufe" für die Einleitung des Austauschs der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge.

Die Hamas habe während der Gespräche mit den Vermittlern darauf bestanden, dass Israel sämtliche militärischen Aktivitäten "in allen Gebieten des Gazastreifens" einstellen und sich aus der Stadt Gaza zurückziehen müsse, sagte der Hamas-Vertreter weiter. Dazu gehörten demnach auch "alle Luft-, Aufklärungs- und Drohnenaktivitäten". Parallel dazu würden dann auch die Hamas und ihre Verbündeten "ihre Militäroperationen und Aktionen einstellen".

Weitere Forderungen der Hamas bei den Verhandlungen betreffen dem Funktionär zufolge zeitgleich zur Geisel-Freilassung von Israel vorzulegende Karten mit Rückzugsrouten und Zeitplänen. Die Hamas-Unterhändler würden überdies Listen mit palästinensischen Häftlingen vorlegen, die im Gegenzug aus israelischen Gefängnissen freikommen sollen.

Trump warnt Hamas

Am Samstag hatte US-Präsident Donald Trump die Hamas davor gewarnt, auf Zeit zu spielen: "Die Hamas muss sich schnell bewegen, sonst ist alles möglich", schrieb er auf seiner Onlineplattform Truth Social. "Ich werde keine Verzögerung tolerieren."

Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und Trumps Nahost-Sondergesandter Witkoff sollen in Ägypten die Gespräche über die Geisel-Freilassung im Rahmen des Friedensplans abschließen, wie das Weiße Haus erklärte.

In einer Fernsehansprache am Samstag schrieb Netanyahu es "militärischem und diplomatischem Druck" zu, dass die Hamas zur Freilassung der Geiseln gezwungen worden sei. Er hoffe, "dass wir in den kommenden Tagen alle unsere Geiseln zurückbringen werden können", sagte Netanyahu. Er sprach dabei konkret vom jüdischen Laubhüttenfest Sukkot, das am kommenden Montag beginnt und eine Woche dauert.

Netanyahus Entweder-Oder

Netanyahu bekräftigte zudem, er werde die Hamas entwaffnen - entweder auf "diplomatischem" Weg über den Friedensplan von US-Präsident Trump, oder durch militärische Gewalt. Das habe er auch der US-Regierung mitgeteilt, sagte er in seiner Fernsehansprache.

Die Hamas hatte am Freitag Trumps 20-Punkte-Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs teilweise zugestimmt und dabei insbesondere eine Freilassung der israelischen Geiseln zugesagt, die sich noch in ihrer Gewalt befinden. Die Hamas ging aber zunächst nicht auf ihre in dem Plan ebenfalls vorgesehene Entwaffnung ein.

Islamische Staaten begrüßen jüngste Ereignisse

Außenminister mehrerer islamischer Staaten sehen unterdessen in dem US-Plan zur Beendigung des Gaza-Kriegs eine "echte Chance", um eine nachhaltige Waffenruhe zu erreichen. In einer gemeinsamen Erklärung begrüßten die Außenminister Ägyptens, Jordaniens, der Vereinigten Arabischen Emirate, Indonesiens, Pakistans, der Türkei, Saudi-Arabiens und Katars die Reaktion der palästinensischen Hamas auf Trumps Plan.

Sie begrüßten auch den Aufruf Trumps an Israel, die Bombardierungen im Gazastreifen einzustellen. Solche Entwicklungen stellten eine reale Möglichkeit dar, "eine umfassende und nachhaltige Waffenruhe zu erreichen und die kritische humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen zu verbessern", hieß es in der Erklärung.

Die Hamas hatte Trumps Plan zuvor in Teilen zugestimmt, die geforderte Niederlegung der Waffen aber nicht ausdrücklich akzeptiert. Trump forderte daraufhin von Israel einen sofortigen Stopp der Bombardierungen im Gazastreifen, um die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen.

Zusammenfassung
  • Israel und Hamas entsenden Verhandlungsteams zu indirekten Gesprächen nach Kairo, um über den aktuellen US-Friedensplan und einen möglichen Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu verhandeln.
  • Trotz der Gespräche setzt Israel seine Angriffe im Gazastreifen fort, wobei laut Augenzeugen mehrere Wohnhäuser zerstört und mindestens vier Menschen getötet wurden.
  • Die Hamas zeigt großes Interesse an einer Einigung und fordert als Bedingung für den Austausch einen vollständigen Stopp aller militärischen Aktivitäten Israels im Gazastreifen sowie einen Rückzug aus Gaza-Stadt.
  • US-Präsident Donald Trump warnt die Hamas öffentlich vor Verzögerungen und entsendet seinen Schwiegersohn Jared Kushner sowie den Nahost-Sondergesandten Witkoff zur Begleitung der Gespräche nach Ägypten.
  • Außenminister mehrerer islamischer Staaten begrüßen den US-Plan und die Reaktion der Hamas als echte Chance für eine nachhaltige Waffenruhe und eine Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen.