Hallein-Überschwemmungen: Köstinger gibt Naturschützern die Schuld

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Laut Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hätten Naturschutzorganisationen den Bau von Schutzmaßnahmen verhindert. Der Naturschutzbund kontert der Kritik im PULS 24 Interview.

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Hallein am Wochenende beginnt die Suche nach den Schuldigen. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sieht diese beim Naturschutzbund und anderen Naturschutzorganisationen, wie das Ministerium in einer Aussendung mitteilte. Diese hätten den bereits genehmigten und finanzierten Bau von Schutzmaßnahmen jahrelang verzögert, so der Vorwurf.

Seit 2016 gibt es in Hallein ein genehmigtes Schutzprojekt. Sogar ein "Bypass" war vorgesehen, um das Wasser über Salinenstollen abzuleiten und die Innenstadt vor Katastrophen zu schützen. Die 6,3 Millionen Euro an Kosten seien bereits genehmigt gewesen. Wegen der Schutzmauern, die das Landschaftsbild verändern, habe es aber Einsprüche des Naturschutzbundes Salzburg gegeben. Diese konnten erst heuer in letzter Instanz ausgeräumt werden - zu spät für die Überschwemmungen in Hallein. Zustimmung bekommt Köstinger auch von Halleins Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ): "Möglicherweise wäre das Unglück viel glimpflicher verlaufen oder gar verhindert worden", sagt er.

Der SPÖ-Bürgermeister von Hallein zur Verzögerung beim Hochwasserschutz

"Lassen uns Verzögerung nicht vorwerfen"

Salzburgs Naturschutzbund-Chef Hannes Augustin verweigert den "Schwarzen Peter" und erwidert, die Einsprüche hätten sich nur gegen die Art der Verbauung gerichtet, eine landschaftsverträgliche Variante wäre durchaus möglich gewesen. Ein solcher Bau sei aber an der Blockade eines einzelnen Bauern gescheitert. 

"Wir lassen uns die Verzögerung nicht vorwerfen", sagt Augustin im PULS 24 Interview. Die Ministerin habe selbst ein halbes Jahr für eine Antwort gebraucht. Die Politik sei auch dabei säumig, Bodenversiegelung zurückzunehmen. Der Naturschutzbund sei um "konstruktive Lösungen" bemüht, die auch dem Landschaftsbild gerecht werden, sagt Augustin. Man wolle nun gemeinsam Lösungen suchen.

Humer-Vogl zur Debatte um den Hochwasserschutz in Hallein: "Traurig und unnötig"

"Unnötig" und "traurig" findet die Debatte die Klubchefin der Salzburger Grünen, Kimbie Humer-Vogl. "Klimaschutz ist das Gebot der Stunde", sagt sie, man müsse nun umdenken. Deswegen solle Umweltschutz und Hochwasserschutz Hand in Hand gehen.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach den verheerenden Überschwemmungen in Hallein am Wochenende beginnt die Suche nach den Schuldigen.
  • Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sieht diese beim Naturschutzbund und anderen Naturschutzorganisationen, wie das Ministerium in einer Aussendung mitteilte.
  • Diese hätten den bereits genehmigten und finanzierten Bau von Schutzmaßnahmen jahrelang verzögert, so der Vorwurf. Seit 2016 gibt es in Hallein ein genehmigtes Schutzprojekt.
  • Wegen der Schutzmauern, die das Landschaftsbild verändern, habe es aber Einsprüche von NGOs gegeben. Diese konnten erst heuer in letzter Instanz ausgeräumt werden - zu spät für die Überschwemmung in Hallein.
  • Zumstimmung bekommt Köstinger auch von Halleins Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ): "Möglicherweise wäre das Unglück viel glimpflicher verlaufen oder gar verhindert worden", sagt er.
  • Salzburgs Naturschutzbund-Chef Hannes Augustin verweigert den "Schwarzen Peter" und erwidert, die zuständigen Politiker seien Schuld.

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