Karner: Atomkrieg-Risiko "hoch", aber Putin wird "letzten Schritt nicht gehen"

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Militärexperte Gerald Karner glaubt, dass das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes "sehr hoch" sei. Trotzdem denkt er, dass Putin diesen letzten Schritt nicht gehen werde. Der ukrainische Präsident Selenskyj ist unterdessen der Ansicht, dass die NATO einen Atomschlag aktiv verhindern müsse.

Das Risiko eines "Armageddon", wie US-Präsident Joe Biden es nannte, wäre zwar "sehr hoch", der Militärexperte Gerald Karner glaubt allerdings nicht, dass Putin "diesen letzten Schritt gehen" werden. Biden hätte mit seiner Rede versucht andere Staatslenker, wie in China oder Indien, zu erreichen, damit diese auf Putin einwirken können. 

Karner und Mangott uneins über Atomwaffen-Einsatz

Taktische Waffen würden laut Karner am Schlachtfeld nicht zum Einsatz kommen, da auch russische Truppen davon betroffen wären. Ein solcher Atomschlag würde Putin endgültig zum "Paria in der internationalen Staatengemeinschaft" machen, so Karner. Politikwissenschaftler Gerhard Mangott ist anderer Ansicht und glaubt, dass Russland doch taktische Atomwaffen verwenden könnte.

Gebrauch von Chemie- und Biowaffen

Je mehr sich Putin in die "Enge getrieben fühlt", desto wahrscheinlicher sei der graduelle Einsatz von Massenvernichtungswaffen, glaubt Karner. Im PULS 24 Interview wurde der Militärexperte gefragt, ob Russland womöglich zu Bio- oder Chemiewaffen greifen könnte. Daran glaubt Karner ebenfalls nicht. Russland besitze zwar Chemiewaffen, doch auch dazu würde es nicht kommen. Karner wisse nicht, ob Russland über Biowaffen verfüge, Russland selbst verneint dies. 

Karner warnt jedoch, dass "ein Restrisiko" von chemischen Waffen sowie taktischen Nuklearwaffen gegeben sei.

Selenskyj: NATO muss Atomschlag verhindern

Nach Ansicht des ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj müsse die NATO den Einsatz von russischen Atomwaffen verhindern - notfalls mit Präventivschlägen. Selenskyj betonte bei einem Auftritt vor dem Lowy Institut im australischen Sydney am Donnerstag die Bedeutung von Präventivmaßnahmen.

Die NATO "muss die Möglichkeit eines Atomwaffeneinsatzes durch Russland ausschließen. Wichtig ist aber - ich wende mich wie vor dem 24. Februar deshalb an die Weltgemeinschaft - dass es Präventivschläge sind, damit sie wissen, was ihnen blüht, wenn sie sie anwenden." Er betonte: "Nicht umgekehrt: Auf Schläge von Russland warten, um dann zu sagen: 'Ach du kommst mir so, dann bekommst du jetzt von uns'".

Kreml reagiert aufgeregt

Der Kreml kritisierte die Äußerungen Selenskyjs scharf und warf ihm vor, "zum Beginn des Dritten Weltkriegs" aufzurufen. Ein Selenskyj-Sprecher betonte umgehend, Selenskyjs Forderung sei falsch verstanden worden. Der ukrainische Präsident habe lediglich gesagt, vor dem 24. Februar - dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - seien Präventivmaßnahmen nötig gewesen, um den Krieg zu verhindern.

Frankreich will Kanäle zu Russland offenhalten

Frankreich währenddessen will seine diplomatischen Kanäle zu Russland offenhalten, um eine Atomkatastrophe auszuschließen. "Frankreich, Europa und der Westen sind hoch wachsam und werden alle Mittel, insbesondere der diplomatischen, nutzen, um zu verhindern, dass es zu einer nuklearen Katastrophe kommt", sagte Regierungssprecher Olivier Veran dem französischen TV-Sender BFM am Freitag.

Die Erhaltung der diplomatischen Kanäle helfe deutlich zu machen, dass außer Frage stehe, dass dieses Szenario eintrete, fügte er in Bezug auf die wiederholten Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin hinzu.

ribbon Zusammenfassung
  • Militärexperte Gerald Karner glaubt, dass das Risiko einer Atomwaffeneinsatz "sehr hoch" sei.
  • Trotzdem denkt er, dass Putin diesen letzten Schritt nicht gehen werde.
  • Der ukrainische Präsident Selenskyj ist unterdessen der Ansicht, dass die NATO einen Atomschlag verhindern müsse.

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