Nahost
Deutsche Hilfsflüge in den Gazastreifen gestartet
Deutsche Transportflugzeuge hätten 34 Paletten mit knapp 14 Tonnen Lebensmitteln und medizinischer Ausrüstung über dem Gebiet abgeworfen, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag mit.
Anfang der Woche hatte der deutsche Kanzler Friedrich Merz (CDU) die gemeinsame Aktion mit Jordanien angekündigt.
Zudem baut Deutschland seine Hilfe für die hungernde Bevölkerung im Gazastreifen weiter aus. Außenminister Johann Wadephul (CDU) kündigte bei seinem Besuch in Israel zusätzliche Mittel von fünf Millionen Euro für das UNO-Welternährungsprogramm WFP an.
"Damit werden unter anderem Bäckereien und Suppenküchen unterstützt, um die Menschen in Gaza auch mittelfristig mit Brot und warmen Mahlzeiten zu versorgen", sagte er. Außerdem finanziert die deutsche Regierung ein Feldkrankenhaus der Malteser. Dieses wird demnach in Gaza Stadt eine dringend benötigte grundlegende Gesundheitsversorgung anbieten.
Wadephul-Forderung an Israel
Wadephul forderte die israelische Regierung auf, bei der humanitären Hilfe für den Gazastreifen schnell zu einer engen Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und ihren Institutionen zurückzukehren. Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten "klar gezeigt, dass sie in der Lage sind, alle Menschen in Gaza ausreichend zu versorgen, wenn man sie lässt und wenn sie in Sicherheit arbeiten können".
Der Außenminister schloss nicht aus, dass ein Teil der Hilfe von der terroristischen Hamas abgezweigt werden könne. Aber: "Die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen ist jetzt so groß, dass es nicht gerechtfertigt ist, hier weitere Hürden aufzubauen."
Im Übrigen sei das beste Mittel, um Missbrauch zu verhindern, möglichst viele Lebensmittel und Hilfsgüter in den Gazastreifen hereinzulassen.
Kritik an Luftbrücke
Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte, die Hilfsflüge könnten nur einen sehr kleinen Teil beitragen und das Allernötigste zu den Menschen bringen. "In Gaza fehlt es in diesen Tagen vor allem an Nahrung und Medikamenten. Für viele Menschen - auch für viele Kinder - geht es ums nackte Überleben." Er erwarte, dass Israel die umfassende humanitäre Versorgung der seit Monaten leidenden Menschen sicherstelle.
Internationale Organisationen halten den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft wegen der relativ geringen Mengen für ineffektiv und teuer. Im Vergleich zu Lkw am Boden könnten so nur sehr wenige Lebensmittel in den Küstenstreifen gelangen.
Helfer weisen außerdem darauf hin, dass die Paletten in einem so dicht besiedelten Gebiet Menschen am Boden verletzen oder töten könnten. Anders als bei Hilfslieferungen mit Lastwagen können die abgeworfenen Lebensmittel auch kaum gezielt verteilt werden. So könnten Verletzte, Menschen mit Behinderungen oder Alleinerziehende mit Kindern Probleme haben, überhaupt an die Hilfsgüter zu gelangen.
Deutsche Hilfe für Gaza bei gut 330 Millionen Euro
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes beläuft sich die deutsche humanitäre Hilfe für die Palästinensischen Gebiete seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 auf mehr als 330 Millionen Euro. Mehr als 95 Prozent davon würden für die Bevölkerung im Gazastreifen verwendet. Zuletzt wurden die Hilfen im Mai um bis zu 31 Millionen Euro aufgestockt.
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Seit vergangenem Sonntag lässt Israel wieder größere Lieferungen auf dem Landweg zu und unterstützt die Abwürfe von Hilfsgütern durch verbündete Staaten wie Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).
Deutschland beteiligt sich an der Aktion mit zwei Flugzeugen, die auf einer Militärbasis in Jordanien beladen werden und dringend benötigte Nahrungsmittel und Ausrüstung über dem Gazastreifen abwerfen.
Zusammenfassung
- Die deutsche Bundeswehr hat mit ersten Hilfsflügen begonnen und Paletten mit Lebensmitteln sowie medizinischer Ausrüstung über dem Gazastreifen abgeworfen.
- Deutschland stockt seine humanitäre Hilfe weiter auf und stellt zusätzliche fünf Millionen Euro für das UNO-Welternährungsprogramm WFP sowie ein Feldkrankenhaus der Malteser in Gaza Stadt bereit.
- Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 hat Deutschland über 330 Millionen Euro an Hilfen für die Palästinensischen Gebiete bereitgestellt, wobei mehr als 95 Prozent davon der Bevölkerung im Gazastreifen zugutekommen.