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Luftbrücke, Appell an Israel

Lage in Gaza: Plötzlich Kritik und Hilfsversuche

Heute, 04:51 · Lesedauer 4 min

Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen starten Deutschland und Jordanien eine Luftbrücke zur Versorgung der Menschen mit Hilfsgütern. Auch US-Präsident Donald Trump forderte Israel auf, die Bevölkerung in Gaza zu versorgen.

Auch Trump kündigte weitere Hilfe an. "Ich möchte, dass sie dafür sorgen, dass sie das Essen bekommen. Ich will, dass sie das Essen bekommen", entgegnete Trump bei einem Besuch in Schottland mit dem britischen Premierminister Keir Starmer auf die Frage, was er beim nächsten Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu besprechen werde.

Auf die Frage, welche Verantwortung Israel dafür trage, dass die Hilfslieferungen die Menschen in Gaza erreichen, antwortete Trump: "Israel trägt eine große Verantwortung."

Erst vor wenigen Wochen hätten die USA Millionen für die Lebensmittelversorgung in Gaza bereitgestellt, sagte Trump. Er hoffe, dass die Lebensmittel die Bedürftigen erreichten.

Helfer halten Luftbrücke für "ineffektiv" 

Deutschland will nach Angaben von Bundeskanzler Friedrich Merz umgehend mit der Luftbrücke starten. Merz drohte Israel zugleich erstmals mit konkreten Maßnahmen, sollte das Land die humanitäre Lage in dem Kriegsgebiet nicht schnell verbessern.

Mit wie vielen Flugzeugen sich die Deutsche Bundeswehr beteiligen wird, blieb zunächst offen. Details dürfte es am Dienstag beim Besuch des jordanischen Königs Abdullah II. in Berlin geben. 

Helfer halten den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft wegen der relativ geringen Mengen für ineffektiv und auch teuer, etwa im Vergleich zu Lastwagentransporten.

Außerdem könnten Menschen am Boden durch die Paletten verletzt werden. "Humanitäre Hilfsgüter aus der Luft abzuwerfen ist eine sinnlose Initiative, die nach Zynismus riecht", sagte Jean Guy Vataux, der Notfallkoordinator der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen.

Merz sagte, Verteidigungsminister Boris Pistorius werde den Aufbau der Luftbrücke vorbereiten und sich dabei eng mit Frankreich und Großbritannien abstimmen, die ebenfalls zu einer Beteiligung bereit seien.

Netanyahu: Hamas profitiert 

Netanyahu erklärte unterdessen, sein Land werde weiterhin mit internationalen Organisationen sowie den USA und europäischen Staaten zusammenarbeiten, "um sicherzustellen, dass große Mengen humanitärer Hilfe in den Gazastreifen fließen"

Zugleich betonte der Regierungschef in einer Mitteilung seines Büros: "Während die Lage im Gazastreifen schwierig ist und Israel sich bemüht, die Lieferung von Hilfsgütern sicherzustellen, profitiert die (islamistische Terrororganisation) Hamas von dem Versuch, den Eindruck einer humanitären Krise zu schüren."

Israel bestreitet, dass es im Gazastreifen eine Hungerkatastrophe gibt. Dagegen erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Unterernährung unter den rund zwei Millionen Bewohnern habe "alarmierende Ausmaße" erreicht.

Israel macht UNO-Organisationen und die Hamas für Probleme bei der Verteilung von Hilfsgütern verantwortlich.

Am Sonntag ließ Israel erstmals seit Monaten die Einfuhr größerer Mengen von Hilfslieferungen zu. Nach israelischen Angaben wurden am Montag den zweiten Tag in Folge Lebensmittel abgeworfen.

Unterdes wurden nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen bei israelischen Angriffen getötet. Medizinische Quellen im Al-Awda-Krankenhaus in Nuseirat im Zentrum des abgeriegelten Küstengebiets berichteten, es seien 30 Leichen eingeliefert worden. Wegen ihres Zustands sei die Identifizierung der Toten schwierig.

Israel führt im Gazastreifen einen Krieg gegen die islamistische Hamas. Ausgelöst hatte diesen der Überfall der Hamas und anderer palästinensischer Terrororganisationen am 7. Oktober 2023. Bei dem Massaker töteten die Aggressoren mehr als 1.200 Menschen und verschleppten weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen. Während des laufenden Gazakriegs sind nach palästinensischen Angaben bisher mehr als 59.000 Menschen getötet worden. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.

Video: Humanitäre Lage im Gazastreifen

Zusammenfassung
  • Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen starten Deutschland und Jordanien eine Luftbrücke zur Versorgung der Menschen mit Hilfsgütern.
  • Merz drohte Israel zugleich erstmals mit konkreten Maßnahmen, sollte das Land die humanitäre Lage in dem Kriegsgebiet nicht schnell verbessern.
  • Auch US-Präsident Donald Trump forderte Israel auf, die Bevölkerung in Gaza zu versorgen.
  • Erst vor wenigen Wochen hätten die USA Millionen für die Lebensmittelversorgung in Gaza bereitgestellt, sagte Trump. Er hoffe, dass die Lebensmittel die Bedürftigen erreichten.