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"Bewaffnet und gefährlich"

US-Demokratin bei Anschlag getötet: Täter weiter flüchtig

15. Juni 2025 · Lesedauer 4 min

Nach den tödlichen Schüssen auf Politiker der Demokraten im US-Bundesstaat Minnesota läuft eine großangelegte Fahndung nach dem Täter.

Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) hatte ein Mann eine demokratische Abgeordnete im Parlament Minnesotas, Melissa Hortman, und deren Ehemann Mark in ihrem Wohnhaus in der Stadt Brooklyn Park getötet.

Im nahe gelegenen Champlin wurden zudem der demokratische Senator John Hoffman und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt.

Die Behörden gehen von einem politischen Motiv hinter den Taten aus. Es besteht die Sorge, dass weitere Menschen in Gefahr sein könnten.

Zugleich ist erneut eine Debatte über politisch motivierte Gewalt in den USA entbrannt.

"Es ist furchtbar, dass sich Staatsbedienstete auf so konkrete und beängstigende Weise um ihre persönliche Sicherheit sorgen müssen", sagte die demokratische US-Senatorin für Minnesota, Tina Smith, in einem Interview mit dem Sender NPR.

Liste mit Namen von Amtsträgern

Smith ist eine von mehreren Amtsträgerinnen und Amtsträgern auf einer Liste, die Einsatzkräfte neben einer größeren Menge Munition und einer zum Vatertag adressierten Grußkarte im Fahrzeug des mutmaßlichen Täters gefunden hatten.

Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Die Behörden gehen deshalb davon aus, dass möglicherweise weitere Menschen bedroht sein könnten.

Das zu wissen, habe sie auf jeden Fall beunruhigt, sagte Senatorin Smith. Sie habe ihre Parteikollegen Hortman und Hoffman noch Stunden vor den Angriffen bei einem Festessen gesehen. "Es ist einfach schwer zu glauben, dass das vergangene Nacht passiert ist."

Ähnlich äußerten sich etliche andere Politiker - Demokraten wie Republikaner. US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat in Minnesota scharf und sprach von einem "gezielten Angriff auf Staatsbedienstete". Er kündigte an, alle Beteiligten "mit der vollen Härte des Gesetzes" verfolgen zu lassen.

57 Jahre alter Tatverdächtiger noch nicht gefasst

Der Täter war auch am späten Samstagabend (Ortszeit) noch auf der Flucht. Verdächtigt wird ein 57 Jahre alter Mann, der Recherchen von US-Medien zufolge bei einer privaten Sicherheitsfirma beschäftigt ist.

Auf der Website des Unternehmens heißt es demnach, er habe Einsätze in Krisenregionen wie dem Westjordanland, dem Gazastreifen und dem Libanon absolviert und sei unter anderem auch von Angehörigen des US-Militärs ausgebildet worden.

"Nähern Sie sich ihm nicht. Er ist als bewaffnet und gefährlich einzustufen", sagte ein Behördenvertreter.

Die Bevölkerung wurde bei der Fahndung um Mithilfe gebeten. Die Bundespolizei FBI setzte eine Belohnung von bis zu 50.000 US-Dollar (etwa 43.370 Euro) für Hinweise aus.

Ein Freund des Verdächtigen sagte dem US-Sender CNN unter Tränen, er habe ihn als "liebevollen, fürsorglichen Kerl" erlebt. Er wisse auch nicht, warum er das getan habe. Ob der mutmaßliche Täter allein handelte, ist bisher unklar.

Verdächtiger schickte Freunden nach der Tat eine Nachricht

Nach der Tat habe der Verdächtige ihm und einem weiteren Freund eine Nachricht geschickt, berichtet die Zeitung "Minnesota Star Tribune".

Darin hieß es demnach: "Ich bin vielleicht bald tot, also möchte ich euch nur wissen lassen, dass ich euch beide liebe und wünschte, es wäre nicht so gekommen."

Der Verdächtige soll ein evangelikaler Christ sein, berichtet CNN. Er habe in der Vergangenheit Missionsarbeit im Ausland gemacht und auch lokale politische Ämter innegehabt, schrieben US-Medien nach Auswertung seiner Online-Profile und verschiedener Dokumente.

Demzufolge soll er in einem Gremium mit dem angeschossenen Hoffman gesessen haben. Ob die beiden sich kannten, war zunächst unklar. 

In Afrika habe der Verdächtige versucht, Islamisten zum Christentum zu bekehren, schrieb die "Washington Post". Auch zu LGBTQ-Rechten äußerte er sich laut CNN kritisch.

Mutmaßlicher Täter gab sich als Polizist aus

Die Polizei war nach dem Angriff auf das Ehepaar Hoffman aktiv geworden und hatte vorsorglich das Wohnhaus der Hortmans überprüft.

Dort stießen Einsatzkräfte auf einen Mann in Polizeiuniform, der sich als Beamter ausgab. In der Einfahrt stand ein Fahrzeug mit Blaulicht.

Als die Polizisten den Mann zur Rede stellten, eröffnete dieser das Feuer - es kam zu einem Schusswechsel. Der Verdächtige floh laut den Behörden zunächst ins Haus - und dann vom Tatort. Im Haus fanden die Beamten die Hortman und ihren Ehemann.

Zusammenfassung
  • Nach den tödlichen Schüssen auf Politiker der Demokraten im US-Bundesstaat Minnesota läuft eine großangelegte Fahndung nach dem Täter.
  • Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) hatte ein Mann eine demokratische Abgeordnete im Parlament Minnesotas, Melissa Hortman, und deren Ehemann Mark in ihrem Wohnhaus in der Stadt Brooklyn Park getötet.
  • Im nahe gelegenen Champlin wurden zudem der demokratischer Senator John Hoffman und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt.