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Prämien statt Corona-Tausender: So hoch sind die Boni für systemrelevante Berufe

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Der Corona-Tausender für systemrelevante Berufe wird nicht kommen. Die Wertschätzung soll durch Bonuszahlungen erfolgen. PULS 24 hat sich im Lebensmittel- und Gesundheitsbereich umgehört, ob und in welcher Höhe Prämien ausbezahlt werden.

Sie mussten zum Höhepunkt der Coronakrise einiges leisten. Sie haben Doppelschichten geschoben, waren gefährlichen Situationen und einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Aber vor allem haben sie dafür gesorgt (und sie tun es noch immer), dass die Gesellschaft weiter funktionieren konnte. Die sogenannten Systemerhalter wurden für ihre Leistungen beklatscht. Die Gewerkschaft forderte mehr. Ihnen sollte eine Sonderzahlung ausbezahlt werden.

Der Corona-Tausender der Regierung kommt nicht, so viel steht fest. Die Opposition und die Sozialpartner kritisieren das. Das Finanzministerium sagt gegenüber PULS 24, die Steuerbefreiung von Bonuszahlungen bis zu 3.000 Euro sei bereits eine Wertschätzung der SystemerhalterInnen. Aber stimmt das?

PULS 24 hat sich im Lebensmittel- und Gesundheitsbereich umgehört, ob und in welcher Höhe Boni ausbezahlt werden. Die Prämien sind weit weg vom Corona-Tausender, den die Gewerkschaft für systemrelevante Berufe fordert.

Der Ansturm auf den Supermarkt

Die Bilder von leeren Supermarktregalen sind uns allen noch im Kopf. Die MitarbeiterInnen im Handel hatten Mühe den Ansturm im März zu bewältigen. Dazu kommt, dass sie in ihrem Job einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Homeoffice ist für eine Kassiererin keine Option.

Alle angefragten Unternehmen im Lebensmittelhandel zahlen ihren MitarbeiterInnen Prämien für Mehrarbeit während der Coronakrise.

Spar hat Prämien in der Gesamthöhe von über drei Millionen Euro ausbezahlt, heißt es gegenüber PULS 24. Das entspreche etwa 200 bis 300 Euro pro MitarbeiterIn. Der genaue Betrag variiere je nach Arbeitsaufwand und Anstellungsverhältnis.

Ähnlich hoch dürfte der Bonus bei Rewe sein. "Insgesamt haben wir einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag ausbezahlt", heißt es gegenüber PULS 24. Bei zehn Millionen Euro ergebe das einen Durchschnittswert von mindestens 250 Euro pro MitarbeiterIn. Die Höhe richte sich nach der jeweiligen Wochenarbeitszeit. Der Bonus wurde den 40.000 Beschäftigten auf die Mitarbeiter-Karte gebucht, er kann bis Ende Oktober eingelöst werden.

Der Discounter Lidl hat nach eigenen Angaben eine siebenstellige Summe ausbezahlt. Einen genauen Betrag pro MitarbeiterIn konnte das Unternehmen nicht nennen, die Prämien seien individuell unterschiedlich. "Außerdem gab es für die Teams eine tägliche Jause und zusätzliche Gutscheine für alle, die an 5 oder 6 Tagen hintereinander Schichten übernommen haben", sagt Lidl gegenüber PULS 24.

Hofer zahlt seinen MitarbeiterInnen im Verkauf und in der Logistik einen Bonus in Höhe von zehn Prozent. Einen genauen Betrag wollte auch Hofer nicht nennen. Bei einem kollektivvertraglichen Einstiegsgehalt von 1.714 Euro brutto würde das einem Bonus von circa 170 Euro entsprechen.  

Im Gesundheitsbereich

Viel beklatscht wurden auch die PflegerInnen und ÄrztInnen. Sie haben den Gesundheitsbetrieb während der Krise aufrechterhalten. Die meisten Bundesländer haben den Beschäftigten in den Landeskrankenhäusern Prämien ausbezahlt oder tun dies in Zukunft.

In Oberösterreich erhalten alle VollzeitmitarbeiterInnen die zwischen 16. März und Ende Juni im Einsatz waren 500 Euro. Teilzeitangestellte erhalten einen aliquoten Betrag.

In Vorarlberg (200 Euro), Tirol (bis zu 500 Euro) und Niederösterreich (275 Euro) werden einmalige Boni an jene MitarbeiterInnen ausbezahlt, die besonders von der Coronakrise betroffen waren.

In Salzburg wird seit 1. April monatlich eine gestaffelte Zulage ausbezahlt, die sich nach dem Anstellungsverhältnis und den geleisteten Arbeitsstunden richtet. Für eine 12-Stunden-Nachtschicht erhalten FachärztInnen beispielsweise eine Zulage von 120 Euro brutto.

In der Steiermark und im Burgenland laufen die Gespräche zu den Bonuszahlungen noch. In Kärnten und Wien werden keine Prämien ausbezahlt. Der Wiener KAV sagt dazu gegenüber PULS 24, der zusätzliche Mehraufwand werde ohnehin durch Überstundenzahlungen abgegolten. In Kärnten wolle man stattdessen mehr Mittel in den ArbeitnehmerInnenschutz stecken, heißt es.

Die ausbezahlten Prämien sind eine Wertschätzung der systemrelevanten Berufe, sie sind allerdings weit unter den geforderten Tausend Euro. Die Gewerkschaft beharrt deshalb weiterhin auf dem Corona-Tausender.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wertschätzung soll durch Bonuszahlungen erfolgen.
  • PULS 24 hat sich im Lebensmittel- und Gesundheitsbereich umgehört, ob und in welcher Höhe Prämien ausbezahlt werden.
  • Alle angefragten Unternehmen im Lebensmittelhandel zahlen ihren MitarbeiterInnen Prämien für Mehrarbeit während der Coronakrise.
  • Die ausbezahlten Prämien sind eine Wertschätzung der systemrelevanten Berufe, sie sind allerdings weit unter den geforderten Tausend Euro.

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