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Ärtzekammer: Haslauers Virologen-Sager ein Ablenkungsmanöver

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Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer hatte Virologen vorgeworfen, dass sie alle Salzburger am liebsten eingesperrt sehen würden. Für die Österreichische Ärztekammer ist dies ein "Versuch, von den eigenen Versäumnissen abzulenken".

Diese Woche hatte der Salzburger Landeshauptmanns Wilfried Haslauer in einem Interview, Virologen Realitätsferne vorgeworfen und ihre Expertise in Frage gestellt. Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖAK), Thomas Szekeres, sieht dahinter ein Ablenkungsmanöver, um von den politischen Versäumnissen abzulenken. 

Hier passiere eine klassische Umkehr, denn allzu häufig hätten Politiker realitätsfern gehandelt, indem sie, den Blick nur auf Wählerstimmen und Umfragewerte gerichtet, nicht auf die Berechnungen und Voraussagen der Expertinnen und Experten hörten.

Politik war zu zögerlich

"Bereits im Sommer haben alle Virologinnen und Virologen vor der massiven vierten Welle gewarnt. Die Politik aber hat viel zu zögerlich gehandelt, um hier rechtzeitig gegenzusteuern", kritisiert Szekeres. Insbesondere habe man es verabsäumt, eine groß angelegte Impfkampagne zu initiieren, um Ängste und Unsicherheiten, die noch immer bei einem großen Teil der Bevölkerung vorherrschten, zu zerstreuen.

Im PULS 24 Interview warf Ulrich Elling, Molekularbiologe vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), der Politik ebenfalls Versäumnisse vor. "Das Ganze ist ein Symptom der Hilflosigkeit", sagte Elling. Haslauer warf er vor, Fake-News zu verbreiten und Virologen zu demotivieren.

Ulrich Elling, Molekularbiologe vom IMBA, kanzelt Haslauers Virologen-Sager im PULS 24 Interview als "komplette Fake-News" ab.

Szekeres fordert Schulterschluss 

"Wir wissen, dass eine hohe Impfrate von zumindest 80 Prozent die einzige Chance ist, die Pandemie einigermaßen in den Griff zu bekommen." Den impfkritischen Teil der Bevölkerung noch weiter zu verunsichern, indem Virologinnen und Virologen öffentlich lächerlich gemacht werden, würde die Menschen nun noch weiter verunsichern, sagt der Präsident der Ärztekammer.

"Was es jetzt braucht ist ein Schulterschluss aller politisch relevanten Stellen in Österreich, um die Impfrate deutlich zu erhöhen, nicht aber ein Infragestellen von Expertinnen und Experten durch Politiker, denen jegliche medizinische Expertise fehlt", so Szekeres.

ribbon Zusammenfassung
  • Diese Woche hatte der Salzburger Landeshauptmanns Wilfried Haslauer in einem Interview, Virologen Realitätsferne vorgeworfen und ihre Expertise in Frage gestellt.
  • Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖAK), Thomas Szekeres, sieht dahinter ein Ablenkungsmanöver, um von den politischen Versäumnissen abzulenken. 
  • Hier passiere eine klassische Umkehr, denn allzu häufig hätten Politiker realitätsfern gehandelt, indem sie, den Blick nur auf Wählerstimmen und Umfragewerte gerichtet, nicht auf die Berechnungen und Voraussagen der Expertinnen und Experten hörten.
  • "Was es jetzt braucht ist ein Schulterschluss aller politisch relevanten Stellen in Österreich, um die Impfrate deutlich zu erhöhen", sagt Szekeres.