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Gewaltvorwürfe

Osttiroler SOS-Kinderdorf: Vermutlich weitere Fälle

Heute, 08:00 · Lesedauer 2 min

Nach Bekanntwerden von gewalttätigen Übergriffen auf Kinder, die in den 1990er Jahren im SOS-Kinderdorf Nussdorf-Debant (Bezirk Lienz) untergebracht waren - zwei Betroffene hatten sich in vorige Woche an die APA gewandt, zeigt sich, dass es am Osttiroler Standort vermutlich weitere Fälle geben dürfte.

Bei der Tiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft (KiJA) haben sich jedenfalls zwei Personen gemeldet, die von Gewalterfahrungen berichtet haben. Diese reichen bis 1995 zurück.

Zwei Personen berichten von Gewalterfahrungen

"Eine Person schilderte anonym, dass sie zwei Bekannte hat, die von Gewaltvorwürfen im SOS-Kinderdorf in Nussdorf-Debant betroffen waren, führte dies jedoch nicht näher aus. Sie erkundigte sich, ob sich die Betroffenen bei uns melden können. Daraufhin haben wir darüber aufgeklärt, dass sie sich für einen persönlichen Termin melden können, auf Wunsch auch anonym", teilte der Tiroler Kinder- und Jugendanwalt Lukas Trentini auf APA-Anfrage mit.

Eine zweite anonyme Person hätte geschildert, in Nussdorf-Debant selbst Gewalt erlebt zu haben: "Es wurde ebenfalls ein persönlicher Termin angeboten."

Zur Zahl der verdächtigen bzw. beschuldigten Personen konnte Trentini keine Angaben machen. Er betonte, die 1995 gegründete KiJA Tirol sei Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahren und nehme den Auftrag wahr, Kinderrechte zu vertreten, schützen und zu fördern.

Betroffene können sich anonym melden

Aufgrund der gesetzlich vorgesehenen Skartierungen (Aktenvernichtung, Anm.) lägen der KiJA allerdings nicht mehr alle Dokumentationen aus den letzten 30 Jahren vor. "Personen können sich jederzeit auch anonym bei der KiJA melden", bekräftigte Trentini.

"Wir möchten darauf hinweisen, dass die KiJA Tirol mit ihren externen Vertrauenspersonen in den sozialpädagogischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe circa einmal monatlich Sprechstunden für die Bewohnerinnen und Bewohner anbietet, erläuterte der Kinder- und Jugendanwalt.

Das SOS-Kinderdorf in Osttirol werde seit 2015 zwei Mal jährlich visitiert: "Seit 2024 ist der Besuch vier bis fünf Mal jährlich möglich." Die Kinder und Jugendlichen könnten sich im Rahmen der Sprechstunden mit all ihren Anliegen und Themen freiwillig und vertraulich an die externen Vertrauenspersonen der KiJA wenden.

SOS Kinderdorf: Vorwürfe auch in Osttirol

Zusammenfassung
  • Bei der Tiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft (KiJA) haben sich zwei Personen gemeldet, die von Gewalterfahrungen im SOS-Kinderdorf Nussdorf-Debant berichten und deren Fälle bis ins Jahr 1995 zurückreichen.
  • Die KiJA Tirol, seit 1995 Anlaufstelle für junge Menschen bis 21 Jahre, betont, dass durch gesetzlich vorgeschriebene Aktenvernichtung nicht mehr alle Unterlagen der letzten 30 Jahre vorliegen.
  • Das SOS-Kinderdorf in Osttirol wird seit 2015 zwei Mal jährlich und seit 2024 vier bis fünf Mal jährlich von der KiJA besucht, wobei monatliche Sprechstunden für die Bewohner angeboten werden.