Anwalt im Interview
Winzer unter Mordverdacht: "Es ist die Hölle"
Laut seinem Anwalt Michael Dohr, ist die Situation für den Winzer, der sich derzeit in U-Haft befindet, "die Hölle".
"Nur nach Sterbeverfügung gehandelt"
"Er sitzt unschuldig, er versteht die Welt nicht mehr. Er hat nur nach der Sterbeverfügung gehandelt und weiß nicht, warum er eigentlich wirklich da ist", erzählt der Verteidiger gegenüber PULS 24.
So habe der 57-jährige Winzer das Medikament geholt und es dem Opfer nicht verabreicht, sondern lediglich hingestellt. "Das muss ja der Sterbewillige selber nehmen", klärt Dohr auf. "Und sie hat das dann leider genommen. Er hat gehofft, dass sie es nicht nimmt. Und wie er da jetzt unter Mordverdacht gerät, ist ihm schleierhaft".
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Die 71-jährige Verstorbene aus dem Bezirk St. Pölten hatte eine Sterbeverfügung getroffen und dem Sprecher der Staatsanwaltschaft zufolge auch ein Medikament zu Hause. Laut der Staatsanwaltschaft soll die Frau jedoch nicht sterbewillig gewesen sein. Der Anwalt des Winzers betont hingegen: "Sie hat gewusst, was sie nimmt".
Erbe: Bereits 2022 "alles geschenkt bekommen"
Den Vorwurf von vermögensrechtlichen Aspekten als Motiv oder dass das Testament kurz vor dem Tod der 71-Jährigen geändert werden sein könnte, bestreitet der Anwalt klar.
Es gebe kein Erbe – der Verdächtige habe bereits 2022 "alles geschenkt bekommen". Die Verstorbene habe ein Testament haben wollen, das "ident ist mit dem aus 2022", weil sie Angst gehabt haben soll, dass das Testament nicht mehr auffindbar sei. Es gebe laut dem Anwalt "absolut kein Motiv".
Die Verstorbene und der Verdächtige hätten sich 2018 kennengelernt. Danach habe sich die Freundschaft des Winzers mit der Verstorbenen und ihrem Ehemann "intensiviert". "Das waren irgendwie Ersatzeltern", sagt Dohr.
"Um sie gekümmert"
Nachdem das Opfer einen Schlaganfall erlitten hat und ihr Ehemann starb, habe sich der Winzer "um sie gekümmert". Zu dem Zeitpunkt habe er aber bereits "alles geschenkt bekommen", betont sein Anwalt.
Im Interview kritisiert der Verteidiger, wie die Sterbeverfügung derzeit in Österreich geregelt ist – diese sei "eine Katastrophe". Würde jemand glauben, "übervorteilt worden zu sein oder selber übergangen worden zu sein", würde jede hilfeleistende Person "in Gefahr leben, dass es möglicherweise Mordermittlungen gegen ihn gibt".
Dohr vermutet, dass es nun "leider zu einer Anklage kommen wird", erwartet dann aber einen Freispruch für seinen Mandanten.
Video: Winzer unter Mordverdacht
Zusammenfassung
- Ein steirischer Winzer steht derzeit unter Mordverdacht.
- Er beteuert seine Unschuld, wie auch sein Anwalt Michael Dohr im Interview erklärt.
- So sei die Situation für den Winzer, der sich derzeit in U-Haft befindet, "die Hölle".