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Warum die Österreicher so viel Haifisch essen - und es oft nicht wissen

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Österreich ist weltweit gesehen der fünftgrößte Importeur von Haifisch-Filets. Laut der Umweltschutzorganisation WWF dient das Fleisch gefährdeter Arten als billiger Fischersatz.

Allein zwischen 2012 und 2019 wurden 200 Tonnen Haiprodukte nach Österreich geliefert, teilt die Umweltschutzorganisation WWF mit. Damit werde oft auch Etikettenschwindel betrieben, denn das billige Hai-Fleisch wird als Ersatz für anderes Fischfleisch verwendet.

"Der Treiber im globalen Haihandel sind nicht nur teure Flossen, sondern auch Haifleisch, das meist als billiger Fischersatz dient. Haifleisch landet auch bei uns in der Kantinenverpflegung oder in Mischprodukten. Das ist den Menschen oft gar nicht bewusst", erklärt Simone Niedermüller, Meeresexpertin des WWF Österreich.

WWF fordert daher in Österreich und der EU mehr Kontrollen, Transparenz sowie Rückverfolgung, woher das Fleisch kommt. 36 Prozent der 1.200 Hai- und Rochenarten gelten als gefährdet. Der illegale Handel mit geschützten Arten soll gestoppt werden, so der WWF. 

Etikettenschwindel

Problematisch an dem Etikettenschwindel, der besonders häufig in Italien und Kroatien vorkommt, ist auch, dass der Quecksilbergehalt bei einigen Hai-Arten über den gesetzlichen Grenzwerten liegt. Besonders häufig wird das Haifisch-Fleisch als Schwertfisch ausgegeben, wie WWF mit DNA-Tests feststellte. 

"Österreich ist ein Transitland für Haiprodukte, der überwiegende Teil wird aber hierzulande konsumiert", sagt WWF-Expertin Niedermüller. Von den zwischen 2012 und 2019 etwa 200 Tonnen nach Österreich importierten Haiprodukten entfallen über 50 Prozent auf Frischfleisch, fast 50 Prozent auf gefrorenes Fleisch und ein geringer Teil auf Flossen. Auch in Österreich kommt es vor, dass Schillerlocken – ein geräuchertes Produkt, das vor allem aus Dornhaien hergestellt wird - nicht als solche deklariert werden.

Österreich führte Hai-Produkte im Wert von 2,7 Millionen Dollar ein

Insgesamt sei die EU für 22 Prozent des weltweiten Handels mit Hai-Fleisch verantwortlich.  Spanien ist der weltweit größte Exporteur, Italien der größte Importeur und die EU der wichtigste Zulieferer für ost- und südostasiatische Märkte. In den acht Jahren wurde weltweit Hai- und Rochenfleisch im Wert von 2,6 Milliarden US-Dollar gehandelt. Österreich führte Haiprodukte im Wert von über 2,7 Millionen US-Dollar ein. Wieder ausgeführt wurden Haifischflossen und -Fleisch im vergleichsweise geringen Wert von 57.000 US-Dollar.

Haie sind besonders gefährdete Meerestiere, da sich ihre Bestandszahlen nur schwer erholen. Sie neigen zu langsamem Wachstum, später Geschlechtsreife und langen Tragezeiten mit nur wenig Nachwuchs. Manche Populationen sind in den letzten Jahren um 95 Prozent eingebrochen, warnt WWF.

ribbon Zusammenfassung
  • Österreich ist weltweit gesehen der fünftgrößte Importeur von Haifisch-Filets. Laut der Umweltschutzorganisation WWF dient das Fleisch gefährdeter Arten als billiger Fischersatz.
  • Allein zwischen 2012 und 2019 wurden 200 Tonnen Haiprodukte nach Österreich geliefert, teilt die Umweltschutzorganisation WWF mit.
  • Damit werde oft auch Etikettenschwindel betrieben, denn das billige Haifisch-Fleisch wird als Ersatz für anderes Fischfleisch verwendet.
  • Problematisch an dem Etikettenschwindel, der besonders häufig in Italien und Kroatien vorkommt, ist auch, dass der Quecksilbergehaltüber den gesetzlichen Grenzwerten liegt. Besonders häufig wird das Haifisch-Fleisch als Schwertfisch ausgegeben.
  • Auch in Österreich kommt es vor, dass Schillerlocken – ein geräuchertes Produkt, das vor allem aus Dornhaien hergestellt wird - nicht als solche deklariert werden.
  • 36 Prozent der 1.200 Hai- und Rochenarten gelten als gefährdet. Der illegale Handel mit geschützten Arten soll gestoppt werden, so WWF. 

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