APA/ERWIN SCHERIAU

Jugendkriminalität

Erst 14 und schon über 100 Straftaten: Intensivtäter muss in Haft

Heute, 10:25 · Lesedauer 3 min

In Wien stand am Dienstag ein 14-Jähriger vor Gericht, der den Behörden als "Systemsprenger" bekannt ist. Er hatte schon vor seiner Strafmündigkeit Dutzende Einbrüche verübt. Bereits Mitte April wurde er rechtskräftig zu zehn Wochen Haft verurteilt. Nun hagelte es die nächste Strafe: Er fasste eine Zusatzhaftstrafe aus.

Kriminelle Vereinigung, Einbrüche, Entwendung von Autos und Urkundenunterdrückung - die Anklage liest sich, als wäre der Jugendliche deutlich älter. Dabei wurde er erst Ende März strafmündig. Kaum zwei Wochen später folgte die erste Verurteilung zu zehn Wochen Haft wegen eines Autoeinbruches. 

Am Dienstag wurde er zu einer teilbedingten Zusatzfreiheitsstrafe von 9 Monaten und 2 Wochen verurteilt wegen schweren gewerblichen Einbruchs und krimineller Vereinigung. Das Urteil ist rechtskräftig.

Neben ihm musste sich auch ein Komplize verantworten. Er wurde wegen schweren gewerblichen Einbruchs im Rahmen einer kriminellen Vereinigung und schwerer Körperverletzung zu einer teilbedingten Haft von 15 Monaten verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Schon lange polizeibekannt

Die Richterin verlas die lange Liste der Anklagepunkte, teils wurden der 14-Jährige und ein demnächst 16-jähriger Komplize freigesprochen.

Sie bezeichnete den 14-Jährigen als "treibende Kraft" hinter mehreren kriminellen Jugendgruppen, an denen vorwiegend auch Unmündige beteiligt sind. Bei der Polizei sei er schon lange bekannt, sagte ein Abteilungsleiter aus. Wie oft er dort schon vorständig geworden sei, wisse der Polizist nicht. 

Straftaten aus "Langeweile"

Auch der 14-Jährige selbst sagte: "Ich zähl' das ja nicht." Als Grund für die Einbrüche und "Spritztouren" gaben sowohl er als auch der Zweitangeklagte "Langeweile" an. 

Aktuell befindet er sich bereits in Haft, dort sei er auch zur Einsicht gekommen, dass es "nicht gut" sei, was er getan habe. Die Schulpflicht erfülle er dort, später wolle er Tischler werden.

Konkret ging es vor allem um einen Einbruch in ein Juweliergeschäft sowie in eines (von mehreren) KFZ-Autohäusern. Die Jugendlichen seien beinahe immer gleich vorgegangen, haben Hammer oder Feuerlöscher verwendet, um die Fensterscheiben einzuschlagen und dann Geld, Handys oder auch tragbare Safes sowie Autoschlüssel entwendet. 

Auf Streifenwagen zugerast

Mit einem dieser gestohlenen Autos bauten die beiden Angeklagten einen heftigen Unfall. Sie seien ohne zu bremsen auf einen Streifenwagen zugerast, der ihnen das Weiterkommen versperren wollte. Die Polizist:innen konnten gerade noch ausweichen, der gestohlene Wagen überschlug sich. Zwei Unmündige wurden verletzt, die Angeklagten schafften es zu flüchten.

"Ich war erstarrt", so der Zweitangeklagte, der den gestohlenen Wagen lenkte. "Ich bin einfach auf dieser geraden Bahn geblieben, zum Glück sind sie ausgewichen."

Die Lenkerin des Streifenwagens sagte am Dienstag auch aus, danach entschuldigten sich die Angeklagten bei ihr. "Ist in Ordnung, das nächste Mal passt's besser auf, weil das kann anders auch ausgehen", sagte sie trocken.

"Stopp-Signal"

Die Staatsanwältin machte in ihrem Schlussplädoyer klar, dass der 14-jährige Hauptangeklagte den Behörden "einen enormen Aufwand" bereitet habe, so groß sei die Menge seiner Vergehen. Um ihn "vor sich selbst zu schützen", brauche es "ein klares Stopp-Signal", betonte sie.

Zusammenfassung
  • In Wien stand am Dienstag ein 14-Jähriger vor Gericht, der den Behörden als "Systemsprenger" bekannt ist.
  • Er hatte schon vor seiner Strafmündigkeit über 100 Straftaten verübt.
  • Bereits Mitte April wurde er rechtskräftig zu zehn Wochen Haft verurteilt. Er fasste nun eine Zusatzhaftstrafe aus.
  • Neben ihm musste sich auch ein demnächst 16-jähriger Komplize verantworten.