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"Streit um Drogen"

Schießerei am Yppenplatz: Sieben Jahre Haft für Schützen

25. Juni 2025 · Lesedauer 4 min

Nach einer Schießerei am Wiener Yppenplatz in Ottakring wurden zwei Verdächtige zu empfindlichen Haftstrafen verurteilt - es soll um Drogen gegangen sein.

Nach einer Schießerei am Wiener Yppenplatz in Ottakring am 14. Juli 2024 ist am Donnerstag am Landesgericht gegen zwei Männer im Alter von 21 und 29 Jahren wegen versuchten Mordes verhandelt worden.

 Der Jüngere hatte mit einer Pistole vier Schüsse abgegeben und einen 23-jährigen Staatenlosen und einen 19-jährigen Syrer schwer verletzt. Er wurde wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung und Drogenhandels zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Freispruch vom versuchten Mord

Dem 29-Jährigen war vorgeworfen worden, gemeinsam mit dem Komplizen den Tatplan ausgecheckt, den Schützen mit einer zumindest 40 Zentimeter langen Machete zum Tatort begleitet und in den Hüftbereich eines weiteren Mannes gestochen zu haben.

Video: Geheimniskrämerei rund um Mordversuch-Prozess

Er erhielt wegen Beteiligung an bzw. versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung und Drogenhandels fünf Jahre Haft

Vom zentralen Vorwurf der Anklage - dem versuchten Mord - wurden die beiden Angeklagten von den acht Geschworenen einstimmig freigesprochen.

Die zwei Männer waren mit den Entscheidungen des Gerichts einverstanden. Der Staatsanwalt hatte ebenfalls keine Einwände. Die Urteile sind somit bereits rechtskräftig.

"Streit um Drogen"

"Ein Streit um Drogen war der Auslöser für die Taten", hatte der Staatsanwalt zu Beginn der Verhandlung dargelegt. Die beiden Angeklagten hätten "intensive Kontakte im Suchtmittelmilieu" unterhalten und - vermutlich im Rahmen einer auf Drogen-Geschäfte ausgerichteten Gruppierung - mit dem Verkauf von Cannabis weitgehend ihren Lebensunterhalt bestritten.

Die Verteidiger Alexander Philipp und Andreas Reichenbach pflichteten dem bei. "Es ging um Geldschulden und finanzielle Forderungen, die die eine Seite nicht erfüllt hat", sagte Philipp. Die Angeklagten hätten den Forderungen Nachdruck verleihen wollen.

21-Jähriger zu Schussabgaben geständig

"Ich habe vier Schüsse auf zwei Personen abgegeben. Aber nicht, um sie zu töten. Wenn ich sie töten hätte wollen, hätte ich ihnen in den Kopf schießen können. Sie waren unweit vor mir. Dann hätte ich ihnen nicht absichtlich in die Hinterteile geschossen", sagte der 21-Jährige. Zu weiteren Angaben war der gebürtige Libyer nicht bereit: "Grundsätzlich kann ich nicht mehr dazu sagen. Es war einfach so."

Ähnlich gestaltete sich die Einvernahme des Zweitangeklagten. Auch diese war nach gefühlten zwei Minuten vorbei. "Ich wollte einzig und allein die Person bedrohen bzw. ihr Angst machen", sagte der Algerier. Eine Verletzungsabsicht räumte der 29-Jährige ein. Darüber hinausgehende Fragen beantwortete er nicht und verwies auf sein Aussageverweigerungsrecht.

Marihuana sichergestellt

Die Polizei hatte am Tatort einen Rucksack mit offenbar zum Straßenverkauf vorbereiteten Marihuana-Baggies sichergestellt. Neben dem versuchten Mord legte die Anklage dem Jüngeren das Überlassen von einem Kilogramm, dem 29-Jährigen von 800 Gramm Marihuana zur Last. 

Dabei handle es sich "nur um die Spitze eines Eisbergs", betonte der Staatsanwalt. Die Angeklagten hätten mutmaßlich wesentlich mehr verkauft. Man habe im Sinne des Beschleunigungsgebots hinsichtlich der Drogen-Deals nur eindeutig Belegbares in die Anklage mit aufgenommen.

Zum inkriminierten Suchtgifthandel waren die zwei Männer umfassend geständig. Hinsichtlich der Wild-West-Szenen am Yppenplatz - laut Verteidiger Reichenbach "mittlerweile ein sehr bekannter Drogenumschlagplatz in Wien" - wurden die Angeklagten von Aufnahmen aus Überwachungskameras belastet, die im öffentlichen Raum bzw. vor Lokalen angebracht waren. Auf diesen wurden die inkriminierten Tathandlungen dokumentiert.

Zeugenaussagen wenig ergiebig

Der von drei Kugeln getroffene Mann stand dem Gericht nicht als Zeuge zur Verfügung. Nach seiner Entlassung aus dem Spital haben sich die Spuren des 23-Jährigen verloren. Er hatte gegenüber der Polizei erklärt, er könne sich nicht erklären, warum auf ihn geschossen wurde. "Ich war so schockiert und habe nichts mehr mitbekommen", wurden die Angaben des Staatenlosen verlesen.

Der zweite Angeschossene wurde von der Justizwache als Zeuge in den Gerichtssaal gebracht. Der 19-Jährige befindet sich wegen Verdachts auf Drogenhandel in U-Haft. "Ich kann mich nicht erinnern, was abgelaufen ist. Es ist schon ein Jahr her", gab der gebürtige Syrer zu Protokoll. 

Er wolle "nichts Falsches" sagen: "Irgendwer hat mich angeschossen. Dann bin ich weggelaufen. Ich habe erst im Nachhinein diese Schusswunde wahrgenommen."

Zusammenfassung
  • Nach einer Schießerei am 14. Juli 2024 am Wiener Yppenplatz wurden zwei Männer im Alter von 21 und 29 Jahren vor Gericht gestellt.
  • Der 21-Jährige gab vier Schüsse ab und verletzte dabei einen 23-jährigen Staatenlosen und einen 19-jährigen Syrer schwer.
  • Beide Angeklagten wurden vom Vorwurf des versuchten Mordes freigesprochen, aber wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung und Drogenhandels verurteilt.
  • Der 21-Jährige erhielt sieben Jahre Haft, der 29-Jährige wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt.
  • Die Tat stand im Zusammenhang mit einem Streit um Drogen und offenen Geldschulden, am Tatort wurden rund 1 kg und 800 g Marihuana sichergestellt.