Plus bei angezeigten Drogendelikten um mehr als fünf Prozent
Insgesamt 37.310 Anzeigen wegen Suchtmitteldelikten fielen 2024 für die Polizei an. "Es ist zwar kein Allzeithoch, aber dennoch sehr hoch", sagte der Direktor des Bundeskriminalamts Andreas Holzer am Donnerstag mit Verweis auf die Zunahme bei den Anzeigen. Neben dem Anstieg bei Verbrechenstatbeständen (vorsätzliche Straftaten mit lebenslanger oder mit mehr als dreijähriger Androhung einer Haftstrafe) gebe es auch eine Zunahme um mehr als fünf Prozent bei den Vergehen (Straftaten mit Androhung einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren). Insgesamt mache die Suchtmittelkriminalität rund sieben Prozent an der Gesamtkriminalität in Österreich aus.
Während sich bei Cannabis die Sicherstellungen mit 2,5 Tonnen auf einem ähnlichen Niveau wie 2023 bewegen, zeigt die Statistik für Kokain eine deutliche Zunahme auf 259 beschlagnahmte Kilogramm, ein Anstieg um 68,4 Prozent. Wobei Holzer hier relativierte: "Das ist auf eine große Einzelsicherstellung zurückzuführen." Der Grund für den starken Rückgang bei Heroin sei hingegen deutlich weniger Opiumanbau in Folge des Regimewechsels in Afghanistan.
Wobei Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros für Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt und Drogenkoordinator im Innenministerium, betonte, dass diese Lücke noch nicht geschlossen sei. "Es gibt derzeit keinen großen Lieferanten", sagte Lichtenegger auf Nachfrage. "Das geht auch gar nicht, weil die Anbauflächen gar nicht vorhanden sind." Man beobachte darum sehr aufmerksam, "wie sich der Markt in Europa entwickelt", sagte der leitende Drogenermittler - insbesondere weil synthetische Opioide weiter ein großes Thema seien. "Wir haben bei uns zwischen 30.000 und 50.000 Risikoabhängige im Bereich Heroin bzw. Opioide." Auch andere synthetische Drogen wie Methamphetamin und Amphetamin spielen nach wie vor eine bedeutende Rolle. Insgesamt beläuft sich der Wert der Sicherstellungen laut Bundeskriminalamt auf 63 Millionen Euro.
Abwasserproben zeigen zudem, dass der Konsum von Suchtmitteln in Österreich höher ist als bisher angenommen. Der Umsatz auf dem illegalen Drogenmarkt in Österreich wird auf über eine Milliarde Euro geschätzt.
Erneuter Ruf nach Messenger-Überwachung für Kriminalpolizei
Der illegale Drogenmarkt entwickle sich zunehmend in Richtung synthetischer Substanzen, digitaler Vertriebsformen und internationaler Organisation, hieß es zudem bei der Präsentation des Berichts im Bundeskriminalamt. Neue chemische Substanzen, eine zunehmende Gewaltbereitschaft im Drogenmilieu sowie die Verschmelzung mit anderen Kriminalitätsformen seien Herausforderungen für die Polizei. Der Handel über Krypto-Messengerdienste, das Darknet und Kryptowährungen nehme zudem weiter zu.
Holzer und Lichtenegger schilderten hierfür beispielhaft jüngste Fälle aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität, wie jenen eines mutmaßlichen serbischen Drogenmafiapaten, der aus seiner Haftzelle in der Justizanstalt Stein per Handy Mordaufträge erteilt haben soll. Zuvor hatte das Bundeskriminalamt die Aufdeckung eines im Spätwinter 2020 geplanten Mordkomplotts im Dunstkreis der Balkanmafia in Wien publik gemacht. Ein 29-jähriger Montenegriner wurde in diesem Zusammenhang am 1. April am Wiener Landesgericht wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung verurteilt, vom Vorwurf der Beteiligung am versuchten Mord jedoch freigesprochen. Natürlich sei "die Rechtslage unbefriedigend gewesen in diesem Bereich", räumte Lichtenegger am Rande des Medientermins gegenüber der APA mit Verweis auf das Urteil ein.
Holzer forderte angesichts dieses Falls erneut die Möglichkeit zur Überwachung von Messengerdiensten für die Kriminalpolizei. "Denn man könnte genau so etwas verhindern und auch ordentlich aufklären." Es reiche nicht aus, "dass wir jetzt endlich beim Terrorismus ein Auge aufgemacht haben", sagte er mit Blick auf die zuletzt erzielte Einigung der Regierung bei der Überwachung von Messengerdiensten im Bereich des Staatsschutzes.
Zusammenfassung
- Die Polizei verzeichnete 2024 einen Anstieg der Anzeigen wegen Suchtmitteldelikten um 5,3 Prozent auf 37.310 Fälle, wobei Cannabis mit rund 2,5 Tonnen weiterhin die am häufigsten sichergestellte Droge bleibt.
- Die Sicherstellungen von Kokain stiegen um 68,4 Prozent auf 259 Kilogramm, während die Mengen bei Heroin aufgrund geringeren Opiumanbaus in Afghanistan um mehr als 50 Prozent zurückgingen.
- Der Wert der beschlagnahmten Drogen beträgt laut Bundeskriminalamt 63 Millionen Euro, und der Umsatz des illegalen Drogenmarkts in Österreich wird auf über eine Milliarde Euro geschätzt.