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Niederösterreich

13-Jährige geschwängert: 8 Jahre Haft für 73-Jährigen

22. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen ist einem 73-Jährigen am Dienstag am Landesgericht Korneuburg der Prozess gemacht worden. Der Mann wurde zu acht Jahren Haft verurteilt.

Der Italiener soll im Weinviertel zahlreiche Übergriffe gegen ein Mädchen verübt haben. Gestartet haben dürften die sexuellen Handlungen, die laut Anklage auch die Schwangerschaft der Ukrainerin zur Folge hatten, als das Opfer 13 Jahre alt war.

Der Senior bekannte sich großteils nicht schuldig. Geständig war er aber zur Herstellung von bildlichem sexualbezogenem Kindesmissbrauchsmaterial, allerdings ohne Unrechtsbewusstsein zu offenbaren. 

Hier erfolgte ebenso eine Verurteilung wie wegen Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses, weil der 73-Jährige teilweise als Aufsichtsperson des minderjährigen Opfers gegolten hatte. Er wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Der Schuldspruch ist nicht rechtskräftig.

Vom Fluchthelfer zum Angeklagten

Der Angeklagte hatte das Opfer in der Ukraine kennengelernt und soll die Familie des Mädchens - eine Mutter mit drei Töchtern - im Sommer 2022 auch bei der Flucht nach Österreich unterstützt haben.

In einer von ihm organisierten Unterkunft im Weinviertel lebte der 73-Jährige fortan in unmittelbarer Nähe zu den Geflüchteten. "Eigentlich eine sehr schöne Geschichte bis jetzt, dass Sie sie rausgeholt und ihnen geholfen haben", sagte der vorsitzende Richter.

Die Wende folgte laut Anklage jedoch rasch. Anfang 2024 soll die damals 13-Jährige auf Annäherungsversuche des Seniors eingegangen sein, führte Staatsanwältin Gudrun Bischof aus. Das Mädchen habe sich auch einverstanden gezeigt, "wie ein Liebespaar zusammenzuleben".

Nahezu täglich kam es in der Folge zu sexuellen Handlungen, so der Vorwurf.

contact Hilfe bei sexueller Gewalt

Sind Sie Opfer von sexueller Gewalt oder kennen Sie jemanden, der es ist? Hier gibt es Hilfe:

  • Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
  • Notrufnummer für Gehörlose und Hörbehinderte: 0800 133 133
  • Rat auf Draht - Beratung für Kinder und Jugendliche: 147 sowie Online-Beratung
  • Kindernotruf: 0800 567 567
  • Online-Beratungsstelle für Frauen und Mädchen bei sexueller und anderer Gewalt: HelpCh@t 
  • Frauen- und Mädchen-Beratungsstellen in den Bundesländern: Beratung und Unterstützung bei sexualisierter Gewalt
  • Kinder und Jugendanwaltschaften in Österreich: www.kija.at

Senior soll 13-Jährige geschwängert haben

Nach dem Vorliegen eines positiven Schwangerschaftstests habe das Mädchen ihr Kind zunächst austragen wollen, wurde von der Mutter aber vom Gegenteil überzeugt. Es kam zum Schwangerschaftsabbruch.

Später erfuhr der Unterkunftsgeber der ukrainischen Familie im Weinviertel von den Vorfällen. Der Mann informierte die Schule, eine Gefährdungsmeldung erging dann an die zuständige Bezirkshauptmannschaft.

Am 30. Dezember des Vorjahres wurde der 73-Jährige letztlich in Gewahrsam genommen, Untersuchungshaft wurde verhängt. "Bis zum Tag der Festnahme" habe der Angeklagte sexuellen Kontakt zu dem dann 14-jährigen Mädchen gehabt, führte Staatsanwältin Bischof aus.

Angeklagter bestreitet Missbrauchsvorwürfe

Der Beschuldigte selbst stritt die Missbrauchsvorwürfe vehement ab. Auch habe das Opfer nicht schwanger von ihm werden können, da er zeugungsunfähig sei - was von einem Gutachten jedoch nicht eindeutig untermauert wird.

Generell erachtet sich der 73-Jährige als fälschlicherweise beschuldigt, finanzielle Interessen der Familie des Mädchens ortete er als Hintergrund dafür.

Zur Herstellung von bildlichem sexualbezogenem Kindesmissbrauchsmaterial war der Beschuldigte geständig, Unrechtsbewusstsein offenbarte er angesichts mehrerer Handyfotos aber wenig.

Weil er teilweise als Aufsichtsperson des jungen Opfers gegolten hat, wird ihm auch der Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses angelastet.

Die kontradiktorische Einvernahme des Mädchens wurde im Schöffenverfahren per Video vorgespielt, die Öffentlichkeit wurde dafür ausgeschlossen. "Er war für mich wie ein Vater", sagte indes die Mutter des Opfers über den 73-Jährigen. Die Missbrauchshandlungen habe sie, bis sie von der Schwangerschaft ihrer Tochter erfuhr, nicht mitbekommen.

"Kein Zweifel"

"Es besteht überhaupt kein Zweifel an der Schuld des Angeklagten", hob der vorsitzende Richter hervor. Mildernd wirkten sich bei der Strafbemessung neben dem Geständnis hinsichtlich des Kindesmissbrauchsmaterials auch der lange Zeit ordentliche Lebenswandel und das Vorgehen im Einverständnis mit dem Opfer aus. 

Als erschwerend galten die Vielzahl an Verbrechen und Vergehen sowie auch der lange Tatzeitraum.

Video: Wiener Jugendbande: Neues Missbrauchsopfer

Zusammenfassung
  • Ein 73-jähriger Italiener steht am Landesgericht Korneuburg wegen schweren sexuellen Missbrauchs einer 13-jährigen Ukrainerin, die er und ihre Familie 2022 aus der Ukraine nach Österreich gebracht und im Weinviertel untergebracht hatte.
  • Laut Anklage begann der sexuelle Kontakt Anfang 2024, führte zu einer Schwangerschaft der damals 13-Jährigen und einem späteren Schwangerschaftsabbruch; die Staatsanwältin wirft nahezu tägliche Übergriffe vor.
  • Der Mann wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Der Schuldspruch ist nicht rechtskräftig.