Christoph Sumann - Mario StecherAPA/EXPA/Johann Groder

Umbruch im ÖSV

Neuer Biathlon-Chef Sumann will "aus wenig viel machen"

03. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Der neue Sportliche Leiter der Sparte Biathlon im ÖSV, Ex-Weltklasse-Athlet Christoph Sumann, hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt - und gleichzeitig die Erwartungen gedämpft. "Ich will aus wenig viel machen", erklärte Sumann angesichts der abgelaufenen schlechten Saison am Donnerstag in Innsbruck. Bei den Frauen wolle man bereits in der kommenden Olympia-Saison um Medaillen mitlaufen, bei den Männern visiere man hingegen die Heim-WM in Hochfilzen 2028 an.

Die Ausgangslage der Frauen beurteilte der 49-jährige Sumann bei seiner Vorstellung im Rahmen einer Pressekonferenz am Innsbrucker Bergisel jedenfalls um einiges hoffnungsvoller und besser als jene der Männer. Weltmeisterin Lisa Hauser habe "wieder in die Spur gefunden" und sei stärker gewesen als in der Saison zuvor. Bei Anna Gandler hoffe man, dass diese aus der "Mini-Krise" wieder herausfinde und werde sich auf Ursachenforschung für ihren langen Ausfall begeben. Und die 22-jährige Anna Andexer habe großes Potenzial und könne sich "nur selber schlagen". Auch im Europacup gebe es erfolgversprechende Junge, die nachstoßen. Jedenfalls bestünden alle Chancen - auch bei den Olympischen Spielen in Turin kommendes Jahr.

Anders hingegen die Lage bei den Männern: Hier sei zwar mit dem 42-jährigen Simon Eder "zum Glück noch ein Urgestein dabei", der den Jungen viel lernen könne. Rund um Eder und etwa auch Fabian Müllauer müsse man etwas aufbauen. Vor allem sei angesagt, das "Läuferische wieder in den Vordergrund" zu rücken: "Das fordere ich ein." Medaillen bei Olympia zu erwarten, wäre aber "ganz klar vermessen", so Sumann. Aufbauend auf die Olympia-Saison wolle man dann aber "wesentliche Schritte" in Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Hochfilzen 2028 setzen, betonte der ebenfalls anwesende ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher. Dies bedeute auch, den mehr als unbefriedigenden Platz 11 im Nationencup möglichst bald hinter sich zu lassen. Für "Platz sechs" bis 2028 hätte auch das Männer-Team das Potenzial, so Stecher.

"Gemeinsam trainieren" angesagt, Gespräch mit Hauser

Indes machten sowohl Sumann als auch Stecher, die sich bereits aus der gemeinsamen Zeit im Skigymnasium Stams kannten, klar, dass es in Zukunft möglichst keine Solo-Trainings oder solche mit ausländischen Trainingsgruppen geben werde. Prominentestes Beispiel: Lisa Hauser - die in der vergangenen Sommer-Vorbereitung mit einer Schweizer Trainingsgruppe trainierte.

Man sehe das eigentlich nicht so gerne, machte Sumann keinen Hehl aus seiner Skepsis, aber man könne eine so verdiente Sportlerin wie Hauser auch zu nichts "zwingen". Jedenfalls werde es ein Gespräch mit der Tirolerin geben. Dabei werde man versuchen, sie zu überzeugen, wieder das ganze Jahr über im ÖSV-Verbund zu trainieren. "Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass man sie zurückholt. Und sonst vielleicht eine andere Lösung", erklärte der 49-Jährige. Stecher ließ jedenfalls auf Nachfrage wissen, dass für alle anderen eine Vorbereitung im österreichischen Team Pflicht sei: "Für die Zukunft gilt: Gemeinsam trainieren." Das werde man einfordern.

Cheftrainer soll bis 1. Mai feststehen

Offen ist bei den Männern unterdessen die Cheftrainer-Frage, nachdem der Norweger Vegard Bitnes gegangen worden war. "Wir haben noch niemanden und werden jetzt überlegen", sagte Sumann zu dieser Personalie. "Zeitnah" werde eine Entscheidung getroffen, jedenfalls bis zum Saisonstart am 1. Mai. Ebenfalls offen sei, ob man für die Olympia-Saison eine (heimische) "Übergangslösung" wähle oder eine langfristige (internationale) Lösung. Hier wolle er sich noch nicht festlegen, so Sumann. "Der Markt" sei jedenfalls derzeit nicht sehr groß - die meisten Coaches hätten vor Olympia bestehende bzw. langfristige Verträge.

Er werde "keine Wunder vollbringen" können, betonte der Steirer, der zuletzt mehr als zehn Jahre lang als ORF-Co-Kommentator fungierte. Er wolle jedenfalls "das Feuer entfachen", das in letzter Zeit etwas gefehlt habe, bekundete der viermalige Olympia- und WM-Medaillengewinner. Auch vermehrte "Ausreden" in Bezug auf Materialprobleme wolle er nicht mehr hören. "Wir müssen aufhören, zu philosophieren. Die goldenen Zeiten sind vorbei. Aber wir haben gute Leute", konstatierte der neue Sportliche Leiter. Er richte den Blick nur in die Zukunft.

Zusammenfassung
  • Der neue ÖSV-Biathlonchef Christoph Sumann setzt auf ambitionierte Ziele, insbesondere bei den Frauen, die in der kommenden Olympia-Saison um Medaillen kämpfen sollen.
  • Für die Männer steht die Heim-WM 2028 im Fokus, wobei Simon Eder eine Schlüsselrolle spielt und das Team Platz sechs im Nationencup anstrebt.
  • Sumann fordert einheitliches Training im ÖSV-Verbund und plant, bis zum 1. Mai einen neuen Cheftrainer für die Männer zu ernennen.