APA/dpa/Lino Mirgeler

Tornados und Orkanböen: Verletzte nach Unwettern in Deutschland

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Gewitter, Starkregen, Orkanböen, Tornados: Unwetter haben in Teilen Deutschlands schwere Schäden verursacht. Betroffen war vor allem das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Allein in Paderborn wurden laut Polizei 43 Menschen verletzt, einige von ihnen schwer. Der Deutsche Wetterdienst bestätigte drei Tornados. Demnach traten in Paderborn, Lippstadt und in Lütmarsen, einem Ortsteil der Stadt Höxter, diese eindrucksvollen Wirbelstürme auf.

Am Samstag sollte das Gewittertief nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ostwärts über Mecklenburg-Vorpommern abziehen. Im Süden sei noch vereinzelt mit Gewittern zu rechnen. Die Menschen im Nordosten können sich auf einen Wechsel aus Sonne und Wolken einstellen und auch im Südwesten soll es sonnig, jedoch nicht mehr so warm wie bisher werden.

Umfangreiche Aufräumarbeiten

Es stünden umfangreiche Aufräumarbeiten an, sagte der Polizeisprecher in Paderborn. Lose Dachziegel, umgestürzte Baugerüste und Äste, die in Fenster gekracht seien, beschrieb der Polizeisprecher die Schäden vom Freitagabend. In Lippstadt meldete die Feuerwehr gar einen mutmaßlichen Tornado, der schwere Schäden angerichtet habe. Es gebe zerstörte Dächer und umgestürzte Bäume im gesamten Stadtgebiet. In Paderborn war die Rede von Millionenschäden, etwa in einem Gewerbegebiet. Unter den 13 Schwerverletzten ist auch eine Frau, die lebensgefährliche Verletzungen erlitten habe. Sie werde in einem Bielefelder Krankenhaus behandelt und sei noch in der Nacht operiert worden.

Die Behörden in Paderborn haben nach dem Durchzug eines Tornados die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung gelobt. Doch es gab auch Kritik an Bürgerinnen und Bürgern, die die Aufräum-und Rettungsarbeiten behinderten. "Die Bereitschaft der Menschen zu helfen war immens", berichtete der Leitende Polizeidirektor von Paderborn, Ulrich Ettler, am Samstag bei einer Pressekonferenz. "Es gab leider auch einige Bürger, die so dreist waren, Absperrbänder zu missachten und die Arbeit der Rettungskräfte zu behindern."

Rammstein-Konzert unterbrochen

Im Mittelfranken in Bayern wurden während des dortigen Unwetters 14 Menschen beim Einsturz einer Holzhütte verletzt, darunter mehrere Kinder. Das Unglück ereignete sich am Freitagabend in Spalt (Landkreis Roth) nahe dem Großen Brombachsee. Einer Polizeisprecherin zufolge hatten angesichts des in Bayern aufziehenden Unwetters mehrere Urlauber in der rund 85 Quadratmeter großen Hütte Schutz gesucht, die dann zur Seite gekippt und in sich zusammengefallen sei.

In Rheinland-Pfalz und dem Saarland blieben größere Schäden trotz starker Gewitter aus. Polizei und Rettungskräfte meldeten nur vereinzelt umgestürzte Bäume, Hagelschäden an Autos sowie die Überflutung von Kellern. Ein 38-jähriger Mann starb in Rheinland-Pfalz, als er beim Betreten eines unter Wasser stehenden Kellers einen Stromschlag erlitt, dadurch zu Fall kam und vermutlich mit dem Kopf aufschlug, wie die Polizei mitteilte. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich wurden bei einem Autounfall auf regennasser Landstraße fünf Menschen verletzt, darunter ein dreijähriges Kind.

In Thüringen kam am späten Freitagabend ein Autofahrer bei Dittersdorf im Saale-Orla-Kreis aufgrund von Aquaplaning mit seinem Fahrzeug von der Straße ab und krachte gegen eine Betonwand, wie die Polizei mitteilte. Er und drei Mitfahrer wurden leicht verletzt.

In Sachsen unterbrach wegen eines Gewitters über Leipzig die Band Rammstein ihr Konzert am Freitagabend für eine halbe Stunde. 45 Minuten nach Beginn der Show wurden die Menschen in der Arena aufgefordert, den Innenraum des Stadions zu verlassen und Schutz zu suchen. Nach 15 Minuten wurden die Fans zurück in den Innenraum gelassen.

Feuerwehreinsätze in Tirol, Burgenland und Niederösterreich

Ein heftiges Unwetter mit starken Winden hat am Freitagabend auch in Tirol für mehr als 30 Feuerwehreinsätze gesorgt. Besonders betroffen war nach Angaben der Polizei der Bezirk Landeck. Entwurzelte Bäume und Sträucher verlegten Straßen, die Arlbergbahnstrecke war unterbrochen. Zwischen Pians und Strengen war ein selbstständig gewordenes Blechdach auf die Oberleitung geweht worden, zudem blockierten umgestürzte Bäume die Gleise. Berichte über Verletzte gab es zunächst keine.

Das Unwetter zog gegen 21.00 Uhr seine Spur. Nicht passierbar waren die Paznauntalstraße (B188) zwischen Pians und Wiesberg sowie die Tiroler Straße (B171) zwischen Pians und Strengen. Die B188 wurde nach Aufräumarbeiten kurz nach 0.30 Uhr wieder für den Verkehr frei gegeben. Zwischen St. Anton und Landeck konnten in der Nacht keine Züge verkehren. Der planmäßige Betrieb wurde gegen 6.30 Uhr wieder aufgenommen.

In Niederösterreich und im Burgenland haben in der Nacht auf Samstag ebenfalls Unwetter die Feuerwehren gefordert. Ab 3.00 Uhr in der Früh wurden die Einsatzkräfte vermehrt zu umgestürzten Bäumen, Sturmschäden und Auspumparbeiten gerufen. Besonders betroffen waren im Burgenland der Bezirk Oberwart und in Niederösterreich der Bezirk Mistelbach. Im Bezirk Tulln sorgten die starken Regenfälle für vermurte Straßen, berichtete die Feuerwehr.

Schwere Schäden in Tschechien

Heftige Stürme und regional auch Hagel haben in der Nacht auf Samstag auch in Tschechien erhebliche Schäden und Verkehrsbehinderungen verursacht. Wie der Wetterdienst CHMU mitteilte, erreichte der Wind Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. Die Feuerwehren des Landes meldeten über 1.000 Einsätze. Umgestürzte Bäume beschädigten Autos und blockierten Straßen- und Eisenbahnverbindungen. Die Aufräumarbeiten dürften den ganzen Samstag dauern, erklärte ein Feuerwehrsprecher.

Im Prager Stadtteil Troja beschädigte der Sturm ein für Flüchtlinge aus der Ukraine errichtetes Zeltlager. Ein Teil der dort Untergebrachten musste mit Autobussen in Sicherheit gebracht werden. Verletzte wurden aber zunächst aus Tschechien nicht gemeldet.

ribbon Zusammenfassung
  • Gewitter, Starkregen, Orkanböen, Tornados: Unwetter haben in Teilen Deutschlands schwere Schäden verursacht. Betroffen war vor allem das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen.
  • Allein in Paderborn wurden laut Polizei 43 Menschen verletzt, einige von ihnen schwer.
  • Lose Dachziegel, umgestürzte Baugerüste und Äste, die in Fenster gekracht seien, beschrieb der Polizeisprecher die Schäden vom Freitagabend.
  • Es gebe zerstörte Dächer und umgestürzte Bäume im gesamten Stadtgebiet.
  • Im Landkreis Bernkastel-Wittlich wurden bei einem Autounfall auf regennasser Landstraße fünf Menschen verletzt, darunter ein dreijähriges Kind.

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