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Prozess gegen Raser, der mit 140 km/h Polizei davonfuhr

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Als "Kurzschlussreaktion" und "dumme Tat" hat ein 24-Jähriger am Dienstag am Wiener Landesgericht seine rasante, andere Verkehrsteilnehmer gefährdende und aus Sicht der Staatsanwaltschaft unverantwortliche Ausfahrt mit einem ausgeborgten Porsche am Abend des 6. Oktober 2023 bezeichnet. Als eine Funkstreifen-Besatzung ihn kontrollieren wollte, nachdem er vor deren Augen einen E-Scooter touchiert hatte, stieg der Mann aufs Gaspedal und fuhr mit bis zu 140 km/h davon.

Dabei besitzt der 24-Jährige gar keinen Führerschein und stand unter dem Einfluss von Kokain und THC, als er sich ans Steuer des Porsche gesetzt hatte. Die Verfolgungsjagd, die er der Polizei lieferte, dauerte insgesamt 13 Minuten und ging durch mehrere Bezirke, führte den Lerchenfelder Gürtel entlang, aber auch durch mehrere Seitengassen und Straßen im siebenten und achten Bezirk. Der 24-Jährige übersetzte mehrere Kreuzungen trotz Rotlichts, auf einem Schutzwegen mussten mehrere Personen zur Seite springen, um sich in Sicherheit zu bringen. Er fuhr gegen Einbahnen und wechselte auch mehrfach abrupt die Spur und zwang damit andere Autofahrer dazu, ihm auszuweichen oder abrupt abzubremsen. Auf der Alser Straße raste er mit bis zu 120 km/h die Straßenbahngleise entlang, an der Haltestelle Landesgerichtsstraße übersprang er die Plattform der Station und mähte dabei laut Polizei beinahe einen Radfahrer um, ehe er wenig später in einen geparkten Pkw krachte und zum Stillstand kam. "Es ist nur mehreren glücklichen Umständen zu verdanken, dass es bei anderen Verkehrsteilnehmern zu keinen schwerwiegenden Verletzungen gekommen ist", sagte nun die Staatsanwältin, die dem Angeklagten vorsätzliche Gemeingefährdung und Nötigung vorwarf. Ursprünglich war gegen ihn sogar wegen versuchten Mordes ermittelt worden. Nun drohen dem Mann, der nicht in U-Haft genommen wurde und sich weiter auf freiem Fuß befindet, bei einem anklagekonformen Schuldspruch bis zu zehn Jahre Haft.

"Wie kommt man auf so eine Idee?", fragte der Richter den 24-Jährigen eingangs der Verhandlung. "Es war einfach eine dumme Idee. Ich weiß nicht, wie ich auf diese Idee gekommen bin. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich es ungeschehen machen", sagte der bisher Unbescholtene. Auf die Frage, warum er sich der Polizeikontrolle entziehen habe wollen, erwähnte der Angeklagte nicht - was nahe gelegen wäre - seine nicht vorhandene Lenkerberechtigung. Vielmehr habe der Polizeibeamte mit ihm in einem unguten Tonfall geredet und sei aggressiv gewesen: "In dem Moment hab' ich einfach aus Angst aufs Gaspedal gedrückt."

Der 24-Jährige behauptete, er habe an dem Tag kein Kokain konsumiert. Gras geraucht habe er "vielleicht schon". Dass er andere Personen gefährdet habe, sah der Angeklagte nicht ein. "Es sind keine Menschen da gewesen, die zur Seite springen mussten. Es waren sicher Menschen auf dem Gehsteig. Aber ich bin ja nicht auf dem Gehsteig gefahren." Er stellte auch in Abrede, dass das geparkte Fahrzeug, in das er am Ende krachte, mehrere Meter weggeschleudert wurde, wie Zeugen beobachtet hatten: "Das stimmt nicht. Es ist nicht einmal der Airbag aufgefangen."

Der Prozess wurde zur Einvernahme mehrerer Polizisten vertagt. Nächster Verhandlungstermin ist der 30. April.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein 24-Jähriger muss sich wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung und Nötigung vor dem Landesgericht verantworten, nachdem er mit bis zu 140 km/h auf dem Lerchenfelder Gürtel vor der Polizei flüchtete.
  • Unter Drogeneinfluss und ohne Führerschein überfuhr er mehrere rote Ampeln und eine Straßenbahn-Haltestelle, bevor er mit einem geparkten Pkw kollidierte.
  • Trotz der hohen Gefahr für Fußgänger, die sich nur durch Sprünge retten konnten, blieb es bei einer Anklage ohne versuchten Mord; dem Mann drohen nun bis zu zehn Jahre Haft.