Ausschreibung empört

Türkisch für Lehrer-Job: "Unglücklich formuliert", aber wichtig

Heute, 14:17 · Lesedauer 3 min

Eine Stellenausschreibung an der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule in Baden hat in der Landespolitik eine hitzige Debatte ausgelöst. Im PULS 24 Interview sieht Rektor Erwin Rauscher die "unglückliche" Formulierung ein, erklärt aber die Wichtigkeit der mehrsprachigen Lehrkräfte für Integration.

An der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule (PH) Niederösterreich in der Kurstadt ist eine Teilzeitstelle für Bewegung und Sport zu besetzen. In der Ausschreibung waren als Voraussetzungen u.a. "sehr gute Deutsch-, Englisch- und Türkischkenntnisse in Wort und Schrift" angeführt. 

"Wenn jemand meint, dass wir damit österreichische Lehrer:innen diskriminiert hätten – das ist dann seine Sache", sagt Rektor Erwin Rauscher im PULS 24 Interview. Für den "Medienrummel" habe er wenig Verständnis. Schließlich sei die Unterrichts- und Pausensprache, sowie die Sprache in der Mensa und am Bäckerstand Deutsch. 

"Unglücklich formuliert"

Die Stellenausschreibung sei "unglücklich formuliert" gewesen. Das nehme der Rektor zur Kenntnis. Die klare Botschaft sei jedoch, dass man "alles tun" wolle, um Kinder, die nicht Deutsch als Erstsprache sprechen oder nicht aus etablierten Familien stammen, in die österreichische Gesellschaft zu integrieren.

Man wolle sie "möglichst positiv zu all den Werten und Gewohnheiten und Pflichten auch Rechten hin erziehen, die wir heute für junge Menschen brauchen", so Rauscher.

Laut Rauscher gibt es an der Praxisvolksschule 197 Kinder mit 20 verschiedenen Erstsprachen. "Es ist uns wirklich ein Anliegen und eine Herausforderung, auch eine Freude, dass wir mit diesen Kindern arbeiten, um sie nach Österreich zu bringen, in unsere schwieriger gewordene, heterogene Gesellschaft bestmöglich zu integrieren", erklärt er gegenüber PULS 24.

"In welcher Sprache möchten Sie sie trösten?"

"Wenn wir im Kontext von Mehrsprachigkeit Lehrer:innen anstellen können, die auch andere Sprachen sprechen, dann ist uns das natürlich auch ein Anliegen", erklärt Rauscher.

Für ein besseres Verständnis liefert er ein Beispiel: Falls ein achtjähriges Kind, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist, sich im Sport das Knie aufgeschlägt und weint. "In welcher Sprache möchten Sie sie trösten? Auf Deutsch, wortlos oder vielleicht auch ein wenig in ihrer Sprache? Das ist der Hintergrund", hält der Rektor fest.

An der Grundschule bemühe man sich um den Dialog, die Kommunikation und das Miteinander. Unterschiedliche Persönlichkeiten im Team aufzunehmen, um "möglichst vielen Bedürfnissen gerecht zu werden", sei von Bedeutung.

"Wir haben ja auch sehr viele Studierende, die ihre Unterrichtspraxis an dieser Praxisvolksschule erleben, auch die sind nicht alle erstsprachig Deutsch und auch mit denen versuchen wir sozusagen solche integrierenden Szenarien zumindest ein bisschen zu begleiten", betont er.

Kritik von FPÖ und ÖVP

Seitens der FPÖ und ÖVP hagelte es an Kritik. "Die Unterrichtssprache an österreichischen Volksschulen ist Deutsch", hielt der Bildungssprecher der FPÖ Niederösterreich, Landtagsabgeordneter Helmut Fiedler, bereits am Wochenende in einer Aussendung fest. 

Sehr gute Türkischkenntnisse seien für die Ausübung des Berufs "nicht zwingend erforderlich" und würden "vielmehr eine Diskriminierung unserer eigenen Bevölkerung" darstellen.

Ähnlich äußerte sich VPNÖ-Landesgeschäftsführer Matthias Zauner: "In unseren Schulen wird Deutsch gesprochen." Die Stellenausschreibung irritiere sehr, meinte er.

Zusammenfassung
  • Eine Stellenausschreibung an der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Baden hat eine hitzige politische Debatte ausgelöst.
  • PH-Rektor Erwin Rauscher bezeichnet die Formulierung der Ausschreibung im PULS 24 Interview als 'unglücklich', betont aber die Wichtigkeit mehrsprachiger Lehrkräfte für Integration.