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"ISFJ oder ESTP?" So zutreffend sind Persönlichkeits-Tests

Heute, 10:13 · Lesedauer 4 min

Persönlichkeits-Tests gibt es wie Sand am Meer, ihren Reiz verlieren sie dennoch nicht. Sie beherrschen Social Media und schaffen es sogar in Fernsehsendungen, wie der wissenschaftlich klingende Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI). Aber wie zutreffend sind solche Tests wirklich?

Welcher Harry-Potter-Charakter bist du? Bist du ein ISFJ oder doch ein ESFJ? Welche "Love Language" hast du?

Persönlichkeits-Tests sind nicht erst seit der Erfindung des Internets eine feste Größe in unseren Leben - auch, wenn der Zugang zu ihnen seitdem deutlich einfacher wurde.

Historische Quellen legen nahe, dass Menschen schon seit Jahrtausenden daran interessiert sind, Persönlichkeiten zu kategorisieren und analysieren, berichtet die Wissenschafts-Plattform "The Conversation".

Vom alten China bis zum MBTI-Test

Früheste Beispiele stammen etwa aus dem alten China, wo um 1.115 v. Chr. Regierungsbeamte das Verhalten und den Charakter von Menschen untersuchten, um ihre Eignung für Aufgaben im öffentlichen Dienst zu klären.

Wer Latein in der Schule hatte, dem ist vermutlich ein anderes Beispiel bekannter: Um 400 v. Chr. vermutete der griechische Philosoph Hippokrates, dass das Temperament eines Menschen durch das Gleichgewicht von vier Körperflüssigkeiten beeinflusst werde.

Die systematische und wissenschaftliche Kategorisierung von Persönlichkeiten begann allerdings erst im 20. Jahrhundert. So auch der Meyers-Briggs-Typenindikator - besser bekannt als MBTI-Test -, der in den 1940ern entwickelt wurde. 

MBTI-Tests im Einsatz

Dieser MBTI-Test unterteilt Menschen in 16 verschiedene "Typen", denen in der Auswertung oft auch eine bestimmte berufliche oder romantische Richtung vorgeschlagen wird. Der Test ist so populär, dass sogar eine koreanische Reality-TV-Show auf seinem Prinzip aufbaut. 

In "MBTI Inside" leben junge Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen vier Tage zusammen und erfüllen Aufgaben. Dabei sind sie etwa in Gruppen unterteilt, wie Introvertierte gegen Extrovertierte - beides MBTI-Typen.

Zudem berichtete "Psychology Today" 2022, dass etwa 80 Prozent der Fortune-500-Unternehmen Persönlichkeitstests, darunter den MBTI-Test, einsetzen, um Bewerber:innen für Führungspositionen zu überprüfen.

Wie zutreffend sind solche Tests?

Während wohl kaum jemand annimmt, dass ein Buzzfeed-Quiz darüber, welche Disney-Prinzessin man ist, jemals relevant sein könnte bei einer Bewerbung, ist das bei einem MBTI-Test sichtlich anders. Dabei basiert er, er genauso wie die meisten anderen solcher Persönlichkeits-Kategorisierungen, auf keinen wissenschaftlichen Ergebnissen

Der Typ einer Person könne sich von Tag zu Tag ändern, so Simine Vizire, Persönlichkeitsforscherin an der Universität von Kalifornien, gegenüber "Scientific American". 

Durch die Verwendung von vagen und positiven Beschreibungen der Persönlichkeitstypen, würden zudem der "Barnum-Effekt" oder "Forer-Effekt" verwendet werden, so "The Conversation". 

Diese Effekte beschreiben die Tendenz von Menschen, allgemeine Aussagen als einzigartige Beschreibungen ihrer selbst zu akzeptieren - Ähnliches kann man auch bei Horoskopen beobachten.

Eine weitere Kritik ist zudem, dass der Test Gegensätze erzwingt (extrovertiert vs. introvertiert). Doch solche Eigenschaften existieren auf einem Spektrum und könnten daher nicht in simple schwarz-weiß-Dichotomien gezwängt werden.

Warum machen wir trotzdem Persönlichkeits-Tests?

Trotz der bestenfalls fragwürdigen Aussagekraft solcher Tests ziehen sie trotzdem eine Vielzahl von Menschen an. Aber warum?

Persönlichkeits-Tests befriedigen laut Wissenschaftler:innen ein sehr altes Verlangen: sich selbst zu verstehen. Sie helfen, Antworten auf die schwierige Frage "Wer bin ich?" zu geben. 

Nebenbei könnten sie Zugehörigkeit schaffen. Denn mithilfe der endlosen Gruppierungen verschiedener Tests hätten Menschen auch die Möglichkeit "Gleichgesinnte" zu finden.

Jegliche Tests sollten also nur zum Spaß gemacht, nicht aber als einschränkendes Label betrachtet werden. Expert:innen warnen davor, problematische Verhalten von sich selbst oder anderen als "typisch ESTP" abzustempeln, damit es so nicht entschuldigt werde.

Wer also gerne herausfinden will, ob man ausgehend von seinen Kuchen-Präferenzen eher ein Katzen- oder Hunde-Mensch ist, dem steht nichts im Wege. 

Nur sollte man nicht seine ganze Persönlichkeit rund um diesen Aspekt aufbauen.

Zusammenfassung
  • Persönlichkeits-Tests gibt es wie Sand am Meer, ihren Reiz verlieren sie dennoch nicht.
  • Sie beherrschen Social Media und schaffen es sogar in Fernsehsendungen, wie der wissenschaftlich klingende Myers-Briggs Typenindikator(MBTI).
  • Aber wie zutreffend sind sie wirklich?