"Schulterschluss"
Nationaler Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen entsteht
Der Zeitplan sei ambitioniert, sagte Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) bei einer Pressekonferenz: Im Herbst sollen Vorschläge am Tisch liegen.
Der NAP soll beitragen, "dass Frauen und Mädchen in Österreich in allen Lebensbereichen sicher und frei von Gewalt leben können".
Acht Arbeitsgruppen in den Ministerien
Für Inhalte zeichnen acht Arbeitsgruppen verantwortlich. Die Themen reichen von Gewaltfreiheit im Bildungsbereich ("vom Kindesalter bis zur Hochschule") und Arbeitsumfeld sowie den öffentlichen und privaten Raum bis zur digitalen und medialen Sphäre oder Früherkennung im Gesundheitswesen.
"Jede Arbeitsgruppe wird federführend durch ein Ressort geleitet. Auch das zeigt den Schulterschluss der Regierung" beim Thema Gewaltschutz, betonte Holzleitner. Die Prävention fällt etwa unter die Ägide des Innenministeriums. Die Arbeitsgruppe "Gewaltfrei ehrenamtlich" wird vom Ressort für Sport sowie Kunst und Kultur angeführt.
Ab sofort werden Vorschläge erarbeitet, im Herbst erfolge die politische Abstimmung, bis Jahresende sei die Fertigstellung des NAP geplant.
"Gesamtgesellschaftliche Verantwortung"
Beteiligt seien Fachleute aller Ministerien, der Verwaltung, die Expertinnen aus der Praxis sowie die Zivilgesellschaft. "Nur wenn alle Einrichtungen gemeinsam und koordiniert handeln, können wir Frauen wirksam schützen", betonte Marina Sorgo, Bundesverbandsvorsitzende der Gewaltschutzzentren
Alle Einrichtungen und Behörden müssten, wie jetzt geplant, "an einem Strang ziehen" sowie koordiniert und wertschätzend miteinander arbeiten, nur so sei die "Querschnittsmaterie" zu bewältigen.
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"Gewaltschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung", unterstrich Elisabeth Cinatl, Vorsitzende des Vereins Autonome Frauenhäuser und Vorstandsvorsitzende des Netzwerks österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen.
"Langfristiger Prozess"
"Der NAP ist kein einmaliges Projekt, sondern ein langfristiger Prozess, der uns über die gesamte Legislaturperiode begleiten wird", kündigte Holzleitner an. Auch in Zeiten von Sparbudgets: Für 2025 sei "das Frauenbudget gesichert", im Frauenressort gebe es heuer "keine Kürzungen" und für 2026 eine "kleine Steigerung".
Maßnahmen brauchen auch Zeit, um zu wirken, merkte Marina Sorgo an. So habe es 2024 weniger Fallkonferenzen zu Hochrisikofällen gegeben als die Jahre davor. Sie führte diese Entwicklung auch auf die seit 2021 bestehenden Beratungsstellen für Gewaltprävention zurück, deren Arbeit mit den - großteils männlichen - Tätern bzw. Gefährdern jetzt Früchte trage.
Der erste Nationale Aktionsplan Gewaltschutz datiert übrigens auf das Jahr 2014. Er wurde von der damaligen Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) initiiert.
Hilfe bei häuslicher Gewalt
Sind Sie Opfer von Gewalt oder kennen jemand, der es ist? Hier finden Sie Hilfe:
Frauen-Helpline: 0800/222 555
Gewaltschutzzentrum: 0800/700 217
24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
Männerberatung Wien: 01/603 28 28
Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
Im Fall von akuter Gewalt: Polizei-Notruf 133
Video: Holzleitner: "Gewalt gegen Frauen noch tief verankert“
Zusammenfassung
- Die Bundesregierung hat mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen (NAP) einen Prozess gestartet, der bis Ende 2025 neue Maßnahmen zur Gewaltprävention vorsieht und acht ressortgeleitete Arbeitsgruppen umfasst.
- Im Herbst 2025 sollen politisch abgestimmte Vorschläge vorliegen, wobei Fachleute aus Ministerien, Verwaltung, Praxis und Zivilgesellschaft beteiligt sind und das Frauenbudget für 2025 gesichert ist.
- 2024 wurden weniger Fallkonferenzen zu Hochrisikofällen registriert, was laut Expertinnen auf die seit 2021 bestehenden Beratungsstellen für Gewaltprävention zurückgeführt wird.