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Straflandesgericht

16-Jährigen mit 50 Axthieben getötet: Lebenslange Haft

16. Juni 2025 · Lesedauer 4 min

Am Wiener Straflandesgericht musste sich am Dienstag ein 45-Jähriger verantworten, der im Oktober 2024 in Favoriten einen 16-Jährigen mit 50 Axtschlägen getötet hat. Das nicht rechtskräftige Urteil lautet lebenslange Haft.

Der Mann bekannte sich schuldig, gab aber an, dass er sich an die Geschehnisse nicht erinnern könne. Er räumte ein, vor dem Tatzeitpunkt Alkohol und Crystal Meth konsumiert zu haben. 

Neben dem Verbrechen des Mordes ist auch das Vergehen des sexuellen Missbrauchs Jugendlicher angeklagt. Der gebürtige Oberösterreicher hatte den Burschen seit April 2024 regelmäßig für sexuelle Handlungen bezahlt.

Dem Ganzen ging eine tragische Geschichte voraus: Der 16-Jährige stammte aus ärmlichen Verhältnissen in Bulgarien und wurde von seiner Familie gezwungen, sich zu prostituieren. Sein Bruder agierte als Zuhälter und organisierte die Treffen mit Männern, wie mit dem 45-Jährigen, der laut Staatsanwältin "eine Vorliebe für junge Männer" hatte.

Dabei habe laut Angeklagtem der Bruder des 16-Jährigen immer höhere Beträge verlangt und den 45-Jährigen unter Druck gesetzt. Der nun Beschuldigte hatte auch Angst vor Erpressung aufgrund seiner sexuellen Vorlieben. Deshalb hatte er den Plan, wieder nach Linz zu ziehen, um "mein Leben zu ordnen".

Der Bruder des 16-Jährigen sei es gewesen, der ihm Crystal Meth besorgt habe, das er zur sexuellen Stimulanz nahm. Bei dem Mann wurden im Zuge der Ermittlungen Bilder von Missbrauchsdarstellungen von Kindern entdeckt. Der Tatbestand wurde jedoch aufgrund der Schwere der anderen Delikte von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

Das erste Oktoberwochenende 2024 war der Bursche erneut bei dem 45-Jährigen in Wien. Die beiden verbrachten am Sonntag, den 6. Oktober, Zeit im Prater. "Wir hatten viel Spaß", sagte der Angeklagte, der von Astrid Wagner anwaltlich vertreten wurde. Am Abend daheim wollte der Mann Sex, der 16-Jährige lehnte ab.

Er sei müde und habe Schmerzen, sagte er dem 45-Jährigen. Das habe er laut Staatsanwältin nicht akzeptiert. "Ich hab' mich darauf gefreut und er hat gesagt, nein", so der Angeklagte. Er habe nicht verstanden, warum er etwas verspreche, was er nicht halten würde. "Er hat mich einfach abblitzen lassen. Ich war so enttäuscht." Nach dem Konsum von Crystal Meth habe er aus Frust auch Alkohol getrunken.

"Ich war voll drauf"

Laut Staatsanwältin sei er dann in den Keller gegangen und habe eine Axt geholt, die er eigentlich zum Zerschlagen eines kaputten Bettes verwenden wollte, und schlug 50 Mal zu. Der Beschuldigte selbst könne sich an die Tat nicht erinnern, nur an zwei Schläge. "Ich war voll drauf", behauptete er.

"Er hat sich nicht mehr bewegt. Überall war Blut", sagte der Angeklagte, der bei seinen Ausführungen immer wieder laut zu schluchzen begann.

Er schrieb noch Nachrichten an die Polizei und seine Familie und wollte danach Suizid begehen. Seine Schwester überredete ihn, nach Oberösterreich zu kommen, wo dann die Polizei alarmiert wurde.

Weil er geordnet handelte und die Fahrt unfallfrei absolvierte, schenkte ihm die Staatsanwältin bezüglich der Erinnerungslücken keinen Glauben.

Seine Anwältin Astrid Wagner setzte dem gegenüber, dass "eine ängstlich vermeidende Persönlichkeit" ohne die Drogen zu keiner "solchen Gefühlsentladung" fähig wäre.

Er denke jeden Tag an das Opfer, sagte der Beschuldigte. "Er fehlt mir so sehr", so der 45-Jährige. "Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist schlimm, aber daran schuld zu sein, dieser Gedanke ist unerträglich", sagte er in seinen Schlussworten.

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Urteil: Lebenslang

Das Opfer starb an multiplen Hiebverletzungen, u.a. wurden das Rückenmark, die Halsschlagader und die Drosselvene durchtrennt, sagte der Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp. Bei der Festnahme wurden kaum noch Drogen und Alkohol im Blut des Mannes festgestellt.

Kurz vor 15 Uhr dann das Urteil: lebenslange Haft für den 45-Jährigen. Die Verhandlung musste aufgrund des Gesundheitszustands des Mannes mehrfach unterbrochen werden. Der 45-Jährige hatte in der Haft einen Suizidversuch verübt, dabei sind seine Stimmbänder zerstört worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

(S E R V I C E - Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at)

Zusammenfassung
  • Ein 45-jähriger Mann steht in Wien vor Gericht, weil er im Oktober 2024 einen 16-jährigen Burschen mit 50 Axthieben getötet haben soll.
  • Der Angeklagte gab an, sich an die Tat nicht erinnern zu können, da er vorab Alkohol und Crystal Meth konsumiert hatte.
  • Neben Mord wird ihm sexueller Missbrauch Jugendlicher vorgeworfen, da er das Opfer seit April 2024 regelmäßig für sexuelle Handlungen bezahlte.
  • Der psychiatrische Gutachter bezeichnete die Tat als "Hinrichtung" und stufte den Angeklagten als psychisch gesund ein.
  • Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mann zehn bis 20 Jahre Haft oder lebenslange Freiheitsstrafe.