Mordverdacht
Leichenfund in Kühltruhe: Versteck unauffällig, Ermittlungen laufen
Diese würden mit "besonderer Dringlichkeit" geführt, sagte Staatsanwaltschaftssprecherin Julia Klingenschmid am Mittwoch der APA: "Es handelt sich um ein komplexes Verfahren." Das Versteck der beiden Tiefkühltruhen beschrieb die Staatsanwältin als unauffällig.
Die Wohnung des 55-jährigen Hauptverdächtigen und jene des 53-jährigen Bruders - wo die Leichen später gefunden wurden - waren laut Klingenschmid bereits im Juni rund um deren Festnahme erstmals durchsucht worden.
Das Versteck der beiden Kühltruhen war den Beamten dabei "nicht aufgefallen", so die Staatsanwaltschaftssprecherin. Dies habe daran gelegen, dass diese komplett von eigens aufgezogenen Rigipswänden umschlossen gewesen seien.
Geplante Tat?
"Das war alles schön verputzt und geweißelt", beschrieb Klingenschmid den späteren Fundort. Die Rigipswände hätten vom Boden bis zur Decke gereicht und den Eindruck eines "normalen" Ecks vermittelt. In vielen Wohnungen gebe es nicht-quadratische Räume.
Auch sei von außen nicht ersichtlich gewesen, dass in diese Wand eine Stromleitung zur Versorgung der beiden Tiefkühltruhen gelegt worden war.
Video: Leichen in Kühltruhen entdeckt: Mutter und Tochter getötet?
Mutter und Tochter wurden im Juli 2024 als vermisst gemeldet
Dem Fund der Leichen der Syrerin und ihrer Tochter am Freitag waren langwierige und komplexe Ermittlungen vorangegangen. Die Abgängigkeit der beiden Opfer war den Behörden am 25. Juli 2024 von einem in Düsseldorf wohnenden Cousin der Frau gemeldet worden, hatte Landeskriminalamtsleiterin Katja Tersch am Dienstag bei einer Pressekonferenz zum Fall erläutert.
Aufgrund von Ungereimtheiten kamen schließlich der 55-jährige Arbeitskollege der Mutter - mit diesem bestand auch ein privates Naheverhältnis - und dessen 53-jähriger Bruder in den Fokus.
Der 55-Jährige war es auch gewesen, der Mutter und Tochter am 20. Juli - einen Tag vor deren Verschwinden - von einem einwöchigen Besuch bei den Verwandten in Düsseldorf abgeholt hatte. Am 21. Juli telefonierte die 34-Jährige nochmals mit ihrer Tante.
Dies stellt den letzten bekannten Kontakt mit der Frau dar. Auch der 55-Jährige berichtete von einem letztmaligen Kontakt an diesem Datum.
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Erst behauptete er, dass sich Mutter und Tochter anschließend auf eine längere Reise in die Türkei zu Verwandten begeben hätten. Erst vor wenigen Tagen räumte er ein, dass es zu einem Unfall gekommen sei und er die Leichen "aus Furcht vor den Konsequenzen" versteckt habe.
Von Vermisstenfall über vermutete Entführung bis zu Tötungsdelikt
Dem ersten Bild zufolge habe man zu Beginn einen Vermisstenfall vermutet und entsprechend ermittelt. Später sei Freiheitsentziehung im Raum gestanden, erst im Laufe der Ermittlungen war man von einem Tötungsdelikt ausgegangen.
Die nunmehr Tatverdächtigen kamen wegen ihres Verhaltens vor und nach dem Verschwinden der beiden Opfer in den Fokus. So mieteten sie unter anderem einen Lagerraum an, verbrachten in diesen bereits vor dem 21. Juli 2024 eine, danach noch eine weitere Tiefkühltruhe.
Später brachten sie diese an den nunmehrigen Fundort. Weiters fielen sie im Anschluss durch laut Tersch "konspiratives Verhalten" auf.
Auf Nachfrage, warum man nicht früher in den Wohnungen der nunmehr Beschuldigten nach den Vermissten gesucht habe, meinte Klingenschmid am Mittwoch, man habe immer entsprechend des jeweiligen Ermittlungsstandes gehandelt und intensiv auch international nach den Vermissten gesucht. Das aktuelle Bild habe sich erst schrittweise ergeben.
Die entsprechende Faktenlage - von der Anschaffung der Kühltruhen über verdächtige Kontobewegungen sowie der mutmaßlichen Verwendung der Bankomatkarte der Vermissten durch den Bruder im Ausland - habe erst nach und nach ermittelt werden können und zu einem erhärteten Tatverdacht gegen den 55-jährigen und dessen 53-jährigen Bruder geführt.
Daraufhin wurden die Männer im Juni 2025 festgenommen und deren Wohnungen durchsucht. Erst ein Geständnis des 55-Jährigen zu den Verschleierungshandlungen - diese räumte auch der 53-Jährige teilweise ein - führte die Beamten zu den Leichen. Zu einem möglichen Tötungsdelikt waren beide nicht geständig.
Die zwei Beschuldigten befanden sich weiterhin wegen "dringenden Mordverdachts" in Untersuchungshaft, bestätigte Klingenschmid.
Über ein mögliches Motiv könne man zum aktuellen Zeitpunkt nur spekulieren: "Dies wären Mutmaßungen." Der Zeitraum bis zu einer möglichen Anklage sei ebenfalls nicht seriös abschätzbar, hieß es. Nun werde weiter ermittelt. Insbesondere werde auf die Ergebnisse weiterer gerichtsmedizinischer Untersuchungen gewartet.
Hilfe in Krisensituationen
Sind Sie in einer Krisensituation? Hier finden Sie Hilfe:
- Telefonseelsorge: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr, online unter www.telefonseelsorge.at
- Sozialpsychiatrischer Notdienst/PSD: 01/31330, täglich 0–24 Uhr, online unter www.psd-wien.at
- Rat auf Draht: 147. Beratung für Kinder und Jugendliche. Anonym, täglich 0–24 Uhr, online unter www.rataufdraht.at
- Kindernotruf: 0800 567 567, Beratung bei persönlichen Krisen. Anonym, täglich 0-24 Uhr www.bittelebe.at
- Suizidprävention auf www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention
Leichen hinter Rigipswänden versteckt gefunden
Die Leichen der 34-jährigen Mutter aus Syrien und ihrer zehnjährigen Tochter waren am 12. November in einer Innsbrucker Wohnung hinter Rigipswänden versteckt in zwei Tiefkühltruhen gefunden worden.
Zuvor hatten die beiden seit Juli 2024 als vermisst gegolten. Der 55-jährige Hauptbeschuldigte sowie dessen 53-jähriger Bruder - beide aus Österreich - befanden sich wegen dringenden Mordverdachts bereits seit Juni in Untersuchungshaft in den Justizanstalten Innsbruck bzw. Salzburg.
Die beiden sind nicht geständig, räumten aber Verschleierungshandlungen bzw. das Verstecken der Leichen ein. Der 55-Jährige verantwortete sich mit einem "Unfallgeschehen". Die Todesursache konnte durch eine Obduktion bisher nicht festgestellt werden. Auch der Tathergang war unklar.
Hilfe bei häuslicher Gewalt
Sind Sie Opfer von Gewalt oder kennen jemand, der es ist? Hier finden Sie Hilfe:
Frauen-Helpline: 0800/222 555
Gewaltschutzzentrum: 0800/700 217
24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
Männerberatung Wien: 01/603 28 28
Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
Im Fall von akuter Gewalt: Polizei-Notruf 133
Zusammenfassung
- Die Leichen einer 34-jährigen Syrerin und ihrer zehnjährigen Tochter wurden am 12. November 2025 in einer Innsbrucker Wohnung in zwei Tiefkühltruhen hinter Rigipswänden gefunden.
- Die beiden galten seit Juli 2024 als vermisst, nachdem ein Cousin aus Düsseldorf die Behörden informiert hatte.
- Ein 55-jähriger Österreicher und sein 53-jähriger Bruder befinden sich seit Juni 2025 wegen dringenden Mordverdachts in Untersuchungshaft.
- Das Versteck blieb bei einer ersten Wohnungsdurchsuchung im Juni unentdeckt, da die Truhen vollständig von verputzten Rigipswänden umschlossen waren.
- Die Todesursache und der genaue Tathergang sind weiterhin unklar, die Ermittlungen laufen mit besonderer Dringlichkeit und weitere gerichtsmedizinische Ergebnisse stehen aus.
