Kindesmissbrauch in NÖ - Sporttrainer seit 2007 straffällig

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Vor einem Missbrauchsprozess gegen einen Sporttrainer am kommenden Dienstag in Wiener Neustadt befürchten Angehörige der betroffenen Kinder, auch diese könnten in den Fokus der medialen Berichterstattung rücken. Das Landesgericht Wiener Neustadt "wird alles tun, dass es im Sinne des Opferschutzes nicht dazu kommt", sicherte Gerichtssprecher Hans Barwitzius im Gespräch mit der APA zu.

Barwitzius appellierte an die Medien, bei Berichten über die Verhandlung keine Details zu nennen, die die Opfer identifizierbar machen könnten. Neben - auch abgekürzten - Namen und Alter der Kinder sollten auch die Orte und Umstände der Tathandlungen unerwähnt blieben, die Rückschlüsse auf die Betroffenen zulassen könnten, meinte Barwitzius.

Der mittlerweile 35 Jahre alte Angeklagte soll sich von Dezember 2014 bis Juni 2021 an zahlreichen Kindern vergangen haben - die Anklage legt ihm Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauch von Unmündigen, geschlechtliche Nötigung und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses zur Last. Er soll aber schon Jahre zuvor erstmals einschlägig straffällig geworden sein, wie der Anklageschrift zu entnehmen ist: "Schon zumindest seit dem Jahr 2007 fühlte sich der Beschuldigte zu Kindern, speziell zu Mädchen im Kleinkinderalter, sexuell hingezogen und er beschaffte sich aufgrund seiner Neigung eine Vielzahl an kinderpornografischem Material, welches er auf diversen Datenträgern speicherte." Bei einer im Vorjahr durchgeführten Hausdurchsuchung wurden in der Wohnung des Mannes mehrere 100.000 Dateien mit kinderpornografischem Material sichergestellt.

"Dem Beschuldigten genügte das bloße Ansehen derartiger pornografischer Bilder von Kindern letztlich nicht mehr, um seine pädophilen Bedürfnisse zu stillen", heißt es in der Anklageschrift weiter. "Spätestens im Jahr 2014" habe der Mann daher beschlossen, selbst "Kinder zu missbrauchen und kinderpornografisches Material herzustellen".

Der Verdacht liegt nahe, dass sich der Mann bei seiner Berufswahl an seiner pädophilen Neigung orientiert haben könnte. Der gelernte Elektriker belegte nach dem Grundwehrdienst zunächst einen Kurs als Finanzdienstleister, ließ sich dann jedoch als Kletterlehrer und Tagesvater ausbilden. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hält dazu in ihrer Anklage fest, der Mann habe diese Ausbildungen "gerade zur Stillung seiner sexuellen Bedürfnisse" absolviert. Er habe "all seine abartigen Fantasien ausleben" wollen und sich dafür auch das Vertrauen der Eltern erschlichen.

Über Jahre hinweg soll sich der Mann als Tagesvater an den Kindern von fünf Familien, die er betreute, vergangen haben, wobei sich die inkriminierten Handlungen in ihrer Intensität zusehends steigerten. Er übte der Anklage zufolge in einigen Fällen massive Gewalt gegen die kleinen Mädchen aus. Auch in seiner Funktion als Sporttrainer kam es regelmäßig zu Übergriffen.

Der Fall ist insofern bemerkenswert, als gegen den Mann bereits 2015 strafrechtlich ermittelt worden war, weil es Verdachtsmomente in Richtung Kindesmissbrauch gab. Das Verfahren wurde damals aus Beweisgründen eingestellt, wobei von einer Hausdurchsuchung bei dem Trainer abgesehen wurde. Erst als im Vorjahr ein Opfer das Schweigen brach, wurde im Zuge der Festnahme des 35-Jährigen die Hausdurchsuchungen nachgeholt. Dabei stieß man auch auf kinderpornografisches Material, das der Mann seit 2014 im Rahmen seiner Trainertätigkeit angefertigt hatte. Bei den abgebildeten Kindern soll es sich um Mädchen im Alter zwischen vier und zwölf Jahren handeln.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor einem Missbrauchsprozess gegen einen Sporttrainer am kommenden Dienstag in Wiener Neustadt befürchten Angehörige der betroffenen Kinder, auch diese könnten in den Fokus der medialen Berichterstattung rücken.
  • Das Landesgericht Wiener Neustadt "wird alles tun, dass es im Sinne des Opferschutzes nicht dazu kommt", sicherte Gerichtssprecher Hans Barwitzius im Gespräch mit der APA zu.