Israel im Krieg: Die wichtigsten Fragen und Antworten

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Am Samstagmorgen griff die radikal-islamistische Hamas Israel an. Nach Raketenangriffen kam es auch zu Überfällen, Verschleppungen und Hinrichtungen durch Hamas-Terroristen. Israel antwortet mit einer Gegenoffensive.

Was ist genau passiert?

Das Angriff der radikal-islamistischen Hamas begann überraschend am frühen Samstagmorgen. Zunächsten gingen Hunderte Rakten aus dem Gaza-Streifen auf Israel nieder - über den ganzen Tag waren es Tausende. Teils schwer bewaffnete Palästinenser kamen über Land, Wasser und Luft über die Grenze. Videos und Berichte zeugen von Hinrichtungen, Vergewaltigungen, Verschleppungen und weiteren mutmaßlichen Kriegsverbrechen durch die Hamas.

Kurz danach verkündete Joav Galant, der israelische Verteidigungsminister, dass die Hamas den "Krieg gegen den Staat Israel" begonnen hätte. Der Kriegszustand wurde ausgerufen. Israel begann mit der Mobilisierung von Soldaten.

Israels antwortete direkt mit Luftangriffen auf Ziele im Gaza-Streifen.

Wie viele Opfer gibt es?

Stand Samstagabend: Bei den Großangriffen aus dem Gaza-Streifen auf Israel sind mindestens 200 Menschen getötet worden. Dies berichteten israelische Medien am Samstag unter Berufung auf medizinische Kreise.

Rund 1.100 weitere seien verletzt worden. Bei israelischen Gegenangriffen im Gaza-Streifen wurden 232 Menschen getötet und mehr als 1.600 verletzt. Das teilte das Gesundheitsministerium im Gaza-Streifen am Samstag mit.

Was will die Hamas?

Das selbstdefinierte Ziel der Hamas - laut Gründungscharta - ist die Zerstörung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates Palästina. Zum Angriff erklärte Hamas-Militärchef Mohammed Deif: "Dies ist der Tag der größten Schlacht zur Beendigung der letzten Besatzung auf der Erde." Tausende Raketen seien dafür abgefeuert worden.

Die Angriffe seien die Reaktion auf "die Gewalt gegen die Palästinenser im Westjordanland, im Gaza-Streifen und um die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem". Westliche Staaten stufen die Hamas als Terrorgruppe ein.

Wer ist die Hamas?

Die Hamas entstand während der ersten Intifada (Palästinenseraufstand) 1987. Als radikaler Arm der Palästinenser lehnt sie den Friedensvertrag von Oslo ab, den Palästinenser-Präsident Yasser Arafat 1993 mit Israel schloss.

Nach dem Tod von Arafat schlossen Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas und Israels damaliger Ministerpräsident Ariel Sharon 2005 einen Waffenstillstand, den die Hamas größtenteils einhielt.

Bei der Parlamentswahl 2006 im Gaza-Streifen errang die radikale Gruppe einen überwältigenden Sieg über die Fatah-Bewegung von Abbas. Der Westen erkannte das Ergebnis nicht an und zwang die Hamas in eine Regierung der Nationalen Einheit mit der Fatah.

Die Hamas, die von Israel, USA und EU als Terrororganisation eingestuft wird, hatte 2007 gewaltsam die alleinige Kontrolle im Gaza-Streifen an sich gerissen. Seitdem lieferte sich die islamistische Organisation bereits mehrere Kriege mit Israel.

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Droht eine weitere Eskalation?

Experten halten eine weitere Eskaltion für möglich. Laut Berichten lokaler Medien versuchten am Samstag auch Hisbollah-Mitglieder die Grenze im Norden Israels zu übertreten. Sie wurden von israelischen Soldaten beschossen.

Ob der Krieg weiter eskaliert und Israel von weiteren Seiten angegriffen wird, kann derzeit nicht beantwortet werden - das werden die nächsten Stunden und Tage zeigen. Zur Einordnung: Die Hisbollah soll im Libanon über 150.000 Raketen verfügen.

Ist es der erste Angriff?

Nein, aber es ist der größte Angriff seit Mai 2021. Seit Gründung des Staates Israel kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Der erste Nahostkrieg war für Israel ein Unabhängigkeitskrieg - für die Palästinenser hingegen der Beginn der "Nakba" (Katastrophe), ihrer Flucht und Vertreibung. Die Chronik der Gewalt im Überblick gibt es hier.

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Fliegt die AUA?

Die AUA hat die Flüge ausgesetzt. "Nach sorgfältiger Evaluierung der gegenwärtigen Sicherheitslage wurde entschieden, die Flüge VIE-TLV-VIE zumindest für den heutigen Tag auszusetzen. Der heutige Abendflug VIE-TLV OS859 bzw. der morgige Rückflug OS860 wurden somit gestrichen", so die AUA zur APA. Am Abend soll entschieden werden, wie es mit den Destinationen weiter geht.

Wo finde ich Ansprechpartner?

Das Außenministerium empfiehlt Österreicher:innen vor Ort, "den Anweisungen der israelischen Behörden Folge zu leisten, die Nachrichten zu verfolgen und, wenn noch nicht erfolgt, eine BMEIA-Reiseregistrierung vorzunehmen.

Touristen sollten derzeit im Hotel bleiben bzw. sich nahe von Gebäuden und geschützten Bereichen aufhalten, um im Alarmfall Schutz suchen zu können. Reisen im Land sollten derzeit vermieden werden. Weitere Informationen:

Israel National Emergency Portal: https://www.oref.org.il/12481-en/Pakar.aspx

Israel Virtual Tourism Bureau: virtual(at)goisrael.gov.il Tel.: +972-55-972-6931

BMEIA Auslandsreiseregistrierung: https://auslandsregistrierung.bmeia.gv.at/

Wie reagiert die Welt?

Großteils wurde der Angriff der Hamas auf Israel scharf verurteilt. US-Präsident Joe Biden sicherte Israel die Unterstützung der Vereinigten Staaten zu. "Israel hat ein Recht darauf, sich selbst und sein Volk zu verteidigen", teilte Biden am Samstag in Washington D.C. mit.

EU-Ratspräsident Charles Michel prangerte die "wahllosen Angriffe" gegen Israel und seine Bevölkerung an; unschuldigen Bürgern seien Terror und Gewalt angetan worden, schrieb er auf der Plattform X (ehemals Twitter). "Meine Gedanken sind bei allen Opfern." EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von "Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form".

Großbritannien und Frankreich stellten sich ebenfalls auf die Seite Israels und verurteilten den Angriff der Hamas auf Zivilisten als terroristische Attacken. Auch Italien betonte das Recht Israels auf Selbstverteidigung.

Moskau fordere die Konfliktparteien zu einer "sofortigen Waffenruhe" sowie zur "notwendigen Zurückhaltung" auf, sagte die Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa des seit Februar 2022 einen Angriffskrieg in der Ukraine führenden Russland.

Anschließend müsse mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft ein "Verhandlungsprozess" in Gang gebracht werden, um einen "umfassenden, dauerhaften und lang erwarteten Frieden" zu erreichen.

Ägypten warnte vor den Konsequenzen einer Eskalation der Lage. Gefordert sei "maximale Zurückhaltung", erklärte das Außenministerium der staatlichen Nachrichtenagentur des Landes zufolge.

Die pro-iranische, libanesische Hisbollah-Miliz bezeichnete den Hamas-Angriff auf Israel als Zeichen gegen eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel. Der Hamas-Angriff sei eine "entschlossene Antwort auf Israels anhaltende Besatzung und eine Botschaft an diejenigen, die eine Normalisierung mit Israel anstreben", teilte die Islamisten-Miliz in einer Erklärung mit.

Sie verfolge die Lage im Gazastreifen genau und stehe in "direktem Kontakt mit der Führung des palästinensischen Widerstands". Mehrere arabische Staaten hatten zuletzt eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel eingeleitet. Die Hisbollah hat selbst mehrere Kriege mit Israel geführt.

Israels Erzfeind Iran begrüßte den Angriff der militanten Palästinenser auf Israel. "Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer", sagte Rahim Safawi, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei der halbstaatlichen Nachrichtenagentur INSA. Der Iran werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen.

Wie reagiert Österreich?

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) schrieb auf Twitter: "Ich verurteile den Terrorangriff der Hamas auf Israel und unschuldige Zivilisten seit heute Morgen auf das Schärfste. Israel hat das Recht, sich gegen solch heimtückische und massive Attacken zu verteidigen. Raketen auf wehrlose Zivilisten abzufeuern, ist brutaler Terror und niemals ein Mittel zur Lösung politischer Probleme. Die Sicherheit Israels ist für Österreich nicht verhandelbar. Unsere Gedanken gelten den Opfern und ihren Familien."

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich auf X "entsetzt": "Das muss jetzt sofort aufhören!", forderte er.

SPÖ-Chef Andreas Babler "twitterte": "Der brutale Angriff der Hamas auf Israel ist aufs Schärfste zu verurteilen. Diese Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen. Meine Solidarität gilt allen Opfern und deren Angehörigen."

Der "fassungslose" FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl warnte in einer Aussendung vor der "Gefahr eines Flächenbrandes in der gesamten Region und darüber hinaus". Auch er verurteilte die Hamas-Angriffe und zeigte Mitgefühl mit Opfern und Angehörigen. Die internationale Staatengemeinschaft müsse "umgehend ihre Möglichkeiten im gesamten Spektrum nützen, um den Terror zu stoppen und die Waffen möglichst rasch zum Schweigen zu bringen (...)".

ribbon Zusammenfassung
  • Am Samstagmorgen griff die radikal-islamistische Hamas Israel an.
  • Nach Raketenangriffen kam es auch zu Überfällen, Verschleppungen und Hinrichtungen durch Hamas-Terroristen. Israel antwortet mit einer Gegenoffensive.
  • Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.