Interview
Fake-Lehrer (48) fühlte sich "nur am Anfang" schlecht
Jahrelang hatte ein 48-jähriger Oberösterreicher mit gefälschten Zeugnissen als Deutsch- und Sportlehrer in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich unterrichtet. Erst Mitte April wurde er wegen Fälschung besonders geschützter Urkunden und Erschleichung eines Amtes zu drei Monaten bedingter Haft auf drei Jahre Probezeit rechtskräftig verurteilt.
Mehrmals bewarb er sich über einen längeren Zeitraum mit den gefälschten Zeugnissen. Wie es dazu kam? 2001 habe er seine Ausbildung aufgrund eines "Missverständnisses", wie er meint, nicht abgeschlossen. Er habe ein Praktikum nicht angerechnet bekommen und habe es nicht nachholen wollen. "Ich war auf's System eingeschnappt", sagt er zu PULS 24 heute. Dann wurde er exmatrikuliert.
Das er das Praktikum nicht nachholte, sei ein "großer Fehler" gewesen, gibt er sich reumütig. 2010 nahm er dann durch seine damalige Freundin einen Job als Hauptschullehrer in Wien an. Ob er mit sich haderte? "Nur am Anfang."
War das Risiko doch größer als die Leidenschaft?
Er habe für sich entschieden, dass "die Leidenschaft größer ist, als das Risiko" und habe dann seine Zeugnisse gefälscht. Seiner damaligen Freundin habe er nie die Wahrheit gesagt. "Es hat mir so gut dort gefallen, ich hab den Fuß nicht mehr rausbekommen", meint er heute.
Er zog dann nach Steyr und arbeitet kurze Zeit in einer niederösterreichischen Schule nahe der Grenze zu Oberösterreich. Als er dann nach Steyr wechselte, war er schon einige Jahre als Lehrer tätigt. "Ich habe mich sehr sicher gefühlt. Ich habe geglaubt, ich bin am richtigen Platz." Er habe nicht gedacht, der Fall fliegt noch auf.
Die Polizisten setzten dem Schwindel aber dann doch durch akribische Ermittlungen ein Ende.
Schwindel flog wegen verlorener Brieftasche auf
Durch eine verlorene Brieftasche, die dann von der Polizei gefunden wurde, flogen die gefälschten Zeugnisse dann auf. In dem Portemonnaie fand die Exekutive u.a. einen nachgemachten Polizeiausweis, den er angeblich nur für Fasching gemacht habe und seit Jahren im Geldbeutel ganz hinten gesteckt habe, und mehrere Uniausweise.
Man begann zu ermitteln, bis man auch auf die gefälschten Ausweise stieß.
Es sei ein "gewaltiger Schlag" gewesen. "Es war als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden", sagt er PULS 24. Seiner Familie hatte er nie erzählt, dass er die Ausbildung nicht abschloss. Sie habe aber ruhig reagiert.
Generell habe er viel Zuspruch bekommen - auch von seiner alten Schule in Steyr. Beim Gerichtsprozess lag sogar eine Petition der Direktorin auf.
Diversion wegen Körperverletzung
Die Strafe, die der Fake-Lehrer erhielt, scheint in keinem Leumundszeugnis auf, um ihm nicht die berufliche Zukunft zu verbauen. In die Schule will er aber nicht mehr, obwohl dies nach wie vor sein Wunsch sei. "Dieses Kapitel ist jetzt vorbei. Es geht im Leben nicht darum, wie viele Schläge du austeilen kannst, sondern wie viele Schläge du einstecken kannst", beginnt er etwas zu philosophieren.
Nun veröffentlichte er auch ein Buch über seine Erlebnisse rund um die Fälschungsaffäre.
Aufgefallen ist der 48-Jährige aber schon zuvor - wegen Körperverletzung. Laut Medienberichten soll der 48-Jährige 2024 einem 77-jährigen Autofahrer einen Faustschlag ins Gesicht verpasst haben. Danach flüchtete er.
Der 77-Jährige erlitt Prellungen und Schwellungen. Die Auseinandersetzung wurde später im Rahmen eines außergerichtlichen Tatausgleichs (Diversion) beigelegt. Der damals noch als Pädagoge angestellte 48-Jährige zahlte Schmerzensgeld.
Ohne die Diversion wäre die Fälschungsaffäre womöglich früher aufgefallen.
Video: Fake-Lehrer vor Gericht
Zusammenfassung
- Weil er seine Abschlusszeugnisse fälschte, wurde ein 48-jähriger "Fake-Lehrer" im April verurteilt.
- Nun spricht er im PULS 24 Interview erstmals über sein Vorgehen.
- Er gibt sich zwar ein wenig reumütig, habe sich ob seiner Fälschungen aber nur am Anfang seiner Karriere schlecht gefühlt.
- Schon vor der Fälschungsaffäre stand er bereits einmal vor dem Richter.