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Mutter angezeigt

Bub (4) aus Donaukanal gerettet: Bruder im Krisenzentrum

14. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Ein Bauarbeiter rettete am Donnerstag einen 4-Jährigen aus dem Wiener Donaukanal. Der Bub konnte auf die Normalstation verlegt werden, nach der Entlassung soll er in einem Krisenzentrum unterkommen. Sein Bruder ist bereits dort.

Der 4-Jährige soll stundenlang ohne Aufsicht gewesen sein, bevor er Donnerstagmittag aus dem Donaukanal gerettet wurde. Passanten hatten ihn reglos auf Höhe der Augartenbrücke im Wasser treiben sehen. 

Nun hat die Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) der Stadt Wien weitere Schritte eingeleitet. Der siebenjährige Bruder des Buben wurde nach einer Gefährdungsabklärung aus der Familie geholt und in ein Krisenzentrum gebracht. 

Auch der Vierjährige kommt dann dorthin, wenn er aus dem Spital entlassen wird, sagte Sprecherin Ingrid Pöschmann am Samstag zur APA.

Die Familie wird seit zwei Jahren von der MA 11 betreut. Die Kinder- und Jugendhilfe unterstützte sie aufgrund einer Erkrankung eines Elternteils mit Erziehungsberatung und ambulanter Betreuung. "Die Zusammenarbeit war gut", betonte Pöschmann. 

Bub auf Normalstation verlegt

Nach dem Vorfall wurde eine Gefährdungsabklärung eingeleitet und dabei sei man zu dem Entschluss gekommen, den Siebenjährigen aus der Familie zu holen. 

Für den Vierjährigen sei zudem ein Ausfolgeverbot ausgestellt worden, sagte die Sprecherin. Das heißt, wenn das Kind aus dem Spital entlassen wird, kommt es nicht zurück zu den Eltern, sondern zum Bruder ins Krisenzentrum.

Der Bub ist mittlerweile auf die Normalstation verlegt worden. Er sei ansprechbar und kommuniziere, sagte Pöschmann.

Widersprüchliche Angaben

Die Eltern hatten den Buben erst gegen 21.00 Uhr bei einer Polizeiinspektion in Wien-Brigittenau als vermisst gemeldet. Laut Einvernahme des 40-jährigen Vaters brachten die beiden und der Vierjährige den Siebenjährigen in die Schule. 

Danach trennten sich die Wege des Paares. Die Mutter war dann alleine mit dem jüngeren Kind unterwegs. Die 42-jährige Frau rief dann am Nachmittag den Ehemann an, um zu sagen, dass sie den Vierjährigen nicht mehr finden kann.

Daraufhin starteten die Eltern die Suche, die bei der Neuen Donau, beim Islamischen Zentrum aber auch bei der Friedensbrücke stattfand. Als sie das Kind nicht finden konnten, gingen sie zur Polizei. 

Dort meinten sie, der Sohn sei erst seit zwei Stunden abgängig. Als die Beamten sagten, der Sohn wurde bereits zu Mittag gefunden, sollen die Eltern gemeint haben, dass sie nach ihrem Kind gesucht hätten und aufgewühlt gewesen seien.

Die 42-jährige Mutter wurde angezeigt, da der Vierjährige zum Zeitpunkt des Vorfalls in ihrer Obhut stand. Der Vater wird als Zeuge geführt. Die Einvernahme der Frau ist noch ausständig.

"Lebensretter": Bauarbeiter sprang ins Wasser

Wie lange das Kind in dem Wasser war, ist unklar. Donnerstagmittag entdeckten Passanten das Kind reglos auf Höhe der Augartenbrücke im Wasser treibend. 

Ein beherzter Bauarbeiter, der sich auf einem Boot in der Nähe befand, rettete den Buben aus dem kalten Wasser und begann sofort mit der Wiederbelebung. 

"Das ist ein Lebensretter", zollte Pöschmann dem Mann Respekt. Das Team der Wiener Berufsrettung übernahm das Kind und brachte es ins Spital, wo es sich erstaunlich schnell erholte. 

Als der Vierjährige gefunden wurde, war er nämlich bereits stark unterkühlt, bewusstlos und hatte aufgehört zu atmen.

Aufgrund der fehlenden Deutschkenntnisse des Kindes stellte sich die Suche der Polizei nach den Eltern als schwierig heraus. Es konnte nur seinen Namen sagen. 

Video: Richtiges Verhalten bei Badeunfällen

Zusammenfassung
  • Nach der Rettung eines 4-jährigen Buben aus dem Wiener Donaukanal wurde sein 7-jähriger Bruder von der Kinder- und Jugendhilfe in ein Krisenzentrum gebracht.
  • Auch der 4-Jährige soll nach seiner Entlassung aus dem Spital in das Krisenzentrum gebracht werden.
  • Er konnte mittlerweile auf die Normalstation verlegt werden.
  • Die 42-jährige Mutter wurde angezeigt.