APA/APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL

Klimawandel

Hallstätter Gletscher wohl in nur 5 Jahren Geschichte

20. Aug. 2025 · Lesedauer 4 min

2030 wird der Hallstätter Gletscher wegen des Klimawandels wohl Geschichte sein. Schon in wenigen Wochen könnten sich der Hallstätter und der Schladminger Gletscher trennen - sie waren 3.500 Jahre verbunden.

Nur mehr zwei statt drei Quadratkilometer Fläche, 40 Meter weniger Mächtigkeit durch einen jährlichen Eisdickeverlust, der mittlerweile zwischen zwei und fünf Meter im unteren Bereich beträgt, im oberen etwas weniger. Die Bilanz des Messprogramms für den Hallstätter Gletscher auf knapp 2.600 Metern Höhe ist mehr als schlecht.

2030 wird er in der Form Geschichte sein - als Folge des ungebremsten Klimawandels, sagt der Leiter des Messprogramms Klaus Reingruber.

Nur Toteis bleibt

Es ist schon fast zur Tradition geworden, dass jedes Jahr Oberösterreichs Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) und Reingruber mit Medienvertretern auf den größten Gletscher des Dachsteinmassivs fahren. Heuer meinte der Landesrat, dass es diese Exkursion wohl nur mehr fünf Jahre geben werde.

Video: Gletscherschmelze am Dachstein

Denn 2030 werde, wenn man etwa vom Gosau See oder von Bad Aussee nach oben Richtung Dachstein blickt, kein "weiß herunterleuchtender Gletscher" mehr zu sehen sein, sagt Reingruber. Der untere Teil sei "sehr, sehr dünn", die Zungen schmelzen weg, bleiben werde nur das Toteis, das mit dem aktiven Gletscher nicht mehr verbunden ist.

Keine Rettung mehr möglich

Das habe auch Auswirkungen auf den Abfluss des Schmelzwassers. Wenn unter dem Schnee nur mehr Schotter ist, dann rinnt das Wasser im Frühjahr viel schneller ab. Das heißt "die Zeitpunkte der verstärkten Abschmelzungen werden sich verlagern". Nachdem im Salzkammergut die Niederschläge hoch seien, sieht Reingruber darin "momentan Gott sei Dank" keine Wasserknappheit für die Region.

Aber: "Selbst in den optimistischsten Szenarien können wir den Gletscher nicht mehr in seiner heutigen Form retten", schlägt Kaineder Alarm. Das gelte für alle Dachsteingletscher, nicht nur den größten. 

Wenig Schneefall im warmen Winter und Frühjahr, ein heißer Juni, ein verregneter Juli bis hinauf auf 3.000 Höhenmeter haben den Gletscher blank werden lassen. "Früher, wenn es im Juli geregnet hat, war immer klar, am Dachstein schneit's", sagt der Planai-Bahnen-Geschäftsführer Georg Bliem. 

Er erinnert sich noch, wie er mit den Skiern vom Rosmarie-Stollen abgefahren ist. Dabei zeigt er heute auf eine Felsformation mit schroffem Gestein.

Alte Liftstützen aufgetaucht

 Der schwindende Gletscher hat vor kurzem Teile einer alten Liftstütze freigelegt. Ein Überrest aus jener Zeit, als auch im Sommer noch auf dem Dachstein Ski gefahren wurde. Vor zwei Jahren wurden die Schlepplifte am Dachstein endgültig abmontiert.

"Seit der Jahrtausendwende schmilzt der Gletscher verstärkt", für heuer kündige sich ein Negativrekord an, prognostiziert Reingruber. Alle Dachsteingletscher stehen vor dem größten Masseschwund seit Beginn des oberösterreichischen Messprogramms im Jahr 2006.

Innerhalb weniger Tage werden derzeit aus Steinspitzen, die durch das Eis schauen, Felsinseln. Das durch die Sonne erwärmte Gestein fördere die Eisschmelze weiter.

Verbindung zum Schladminger Gletscher schmilzt weg

In den kommenden Wochen rechnet der Forschungsleiter mit einer weiteren drastischen Veränderung: Der Hallstätter Gletscher und der Schladminger Gletscher - beide in Oberösterreich - werden sich trennen, 3.500 Jahre waren sie verbunden.

Nur ein rund sieben Meter schmales weißes Band hält sie derzeit noch zusammen, vergangenes Jahr hatte es noch 30 Meter Breite. Mit der Trennung werde auch das Erreichen der Seethalerhütte ein Problem, denn statt präpariertem Gletscherweg gibt es dann nur felsiges Gelände, der Weg zur Hütte werde so zum Klettersteig, meint Bliem.

"Wir sehen am Hallstätter Gletscher, wie atemberaubend schnell die Klimakrise voranschreitet. Klimarekord reiht sich an Klimarekord, die Ökosysteme geraten massiv unter Druck", so Kaineder. 

Man müsse den Klimawandel bremsen mit einer wirkungsvollen Klima- und Energiestrategie und einer Beschleunigung beim Ausbau erneuerbarer Energien.

Zusammenfassung
  • Der Hallstätter Gletscher ist auf nur noch zwei Quadratkilometer geschrumpft und verliert jährlich zwei bis fünf Meter an Eisdicke.
  • Bis 2030 wird der Gletscher laut Experten vollständig verschwunden sein, nachdem die Verbindung zum Schladminger Gletscher nach 3.500 Jahren fast abgetrennt ist.
  • Das beschleunigte Abschmelzen führt zu verändertem Wasserabfluss und erschwert künftig den Zugang zur Seethalerhütte, während Überreste wie alte Liftstützen sichtbar werden.