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"Weil ich dumm war" - 14-Jähriger gedemütigt und verprügelt

"Warum macht man so was?", will die Richterin vom angeklagten 14-Jährigen wissen. "Weil ich gedacht habe, dass das cool ist. Weil ich dumm war. Ich kann Ihnen nicht sagen, was vor zwei Monaten in meinem Kopf vorgegangen ist."

Am Wiener Landesgericht ist am Mittwoch ein besonders drastischer Fall von Jugendkriminalität verhandelt worden. Zwei Burschen im Alter von 14 und 15 hatten am 12. April 2024 am Linzer Hauptbahnhof drei ihnen körperlich unterlegene Burschen in eine Falle gelockt, ausgeraubt und in weiterer Folge zum Mitkommen gezwungen.

In einem Park musste sich eines der Opfer in die Mitte knien. Auf den 14-Jährigen wurde dann eingeprügelt und eingetreten, ehe er noch gedemütigt wurde. Die Täter wurden nicht rechtskräftig zu teilbedingten Haftstrafen verurteilt.

Richterin: "So etwas habe ich noch nie verhandelt. In 30 Jahren als Jugendrichterin nicht."

Die Angeklagten entkleideten den völlig eingeschüchterten Schüler, nachdem dieser ihnen nach seiner Jacke auch noch sein iPhone, seine Kopfhörer und seine Schuhe übergeben hatte. Dann erniedrigten sie ihn in einem Ausmaß, das selbst für die erfahrene Richterin Neuland war. "So etwas habe ich noch nie verhandelt. In 30 Jahren als Jugendrichterin nicht", meinte Richterin Daniela Zwangsleitner. Der Staatsanwalt sprach von einem "Gewaltexzess" und einem "Zur-Schau-Stellen von Freude an Gewalt".

"Die haben mich geschlagen. Zwei Stunden lang", hatte das Opfer der halbwüchsigen Kriminellen im Zeugenstand geschildert. Im Detail berichtete der malträtierte 14-Jährige dem Gericht von dem ihm Widerfahrenen. Am Schluss sei es ihm endlich gelungen davonzulaufen: "Ich war überall angeschwollen. Es hat alles weh getan. Tagelang." Er habe aufgrund der Schmerzen eine Woche lang nicht in die Schule gehen können.

Angeklagter: „Weil ich dachte, dass das cool ist“

Die Täter konnten über Bilder aus einer Überwachungskamera ausgeforscht werden. Sie legten vor einem Schöffensenat Geständnisse ab. "Wir wollten sie ausrauben", gab der 15-Jährige zu.

"Warum macht man so was?", wollte die Richterin vom angeklagten 14-Jährigen wissen. "Weil ich gedacht habe, dass das cool ist. Weil ich dumm war. Ich kann Ihnen nicht sagen, was vor zwei Monaten in meinem Kopf vorgegangen ist."

Der 15-Jährige hatte sich zusätzlich wegen eines zweiten Faktums zu verantworten. Der in einem Krisenzentrum Untergebrachte begab sich am 8. Mai 2024 mit einem jüngeren Mitbewohner an dessen elftem Geburtstag in den Prater. Nach einiger Zeit wollte er den Buben dazu bringen, in der Venediger Au Drogen zu verkaufen, indem er ihm erklärte, er werde ihn ansonsten töten. Weil der Elfjährige sich weigerte, bekam er Schläge ins Gesicht. Auf die Frage, ob er verletzt worden sei, erzählte das Kind: "Meine Rippe hat weh getan. Ich musste ins Krankenhaus. Da war ich zwei Tage."

Staatsanwalt gab keine Erklärung ab

Der daran beteiligte 14-Jährige, der bereits eine Vorstrafe wegen Raubes aufweist, fasste zwölf Monate Haft aus. Sämtliche Urteile sind nicht rechtskräftig. Während die Burschen die über sie verhängten Strafen akzeptierten, gab der Staatsanwalt vorerst keine Erklärung ab.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Wiener Landesgericht ist am Mittwoch ein besonders drastischer Fall von Jugendkriminalität verhandelt worden.
  • Ein weiterer Vorfall betraf den 15-Jährigen, der einen elfjährigen Mitbewohner zur Drogenverkäufen zwingen wollte und ihn bei Weigerung schlug. Der daran beteiligte 14-Jährige erhielt eine zwölfmonatige Haftstrafe, davon vier Monate unbedingt.
  • Zwei Burschen im Alter von 14 und 15 hatten im April in Linz drei Burschen in eine Falle gelockt, ausgeraubt und in weiterer Folge zum Mitkommen gezwungen.
  • Die Opfer wurden gedemütigt und schwer verletzt.
  • Die Täter wurden nicht rechtskräftig zu teilbedingten Haftstrafen verurteilt.