Feuer auf der Klimakonferenz in Belém - Gelände wieder offen
Am Nachmittag wurde der innere Bereich der Zeltstadt, die die zweiwöchige Konferenz mit Zehntausenden Teilnehmern beherbergt, evakuiert. Am Abend habe die Feuerwehr den Zugang nach einer Sicherheitsüberprüfung wieder freigegeben, teilte die brasilianische Präsidentschaft der COP30 mit. Der direkt vom Feuer betroffene Bereich bleibe allerdings bis zum Abschluss der Konferenz abgesperrt. Am Abend werde es keine Plenumsveranstaltungen mehr geben, die offiziellen Verhandlungen sollten am Freitag fortgesetzt werden.
Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) war aus Termingründen bereits vor dem Brand aus Belém abgereist. Auch die österreichische Delegation und die EU-Abgeordnete Lena Schilling (Grüne) befanden sich in Sicherheit. Lukas Hammer, Nationalratsabgeordneter der Grünen, war zum Zeitpunkt des Feuers nicht am Gelände. Eine APA-Korrespondentin befand sich gerade im Gespräch mit Schilling für ein Briefing, als der Brand ausbrach.
"Zum Glück ist alles glimpflich ausgegangen und ich bin heilfroh, dass es allen gut geht. Heute mussten alle das Gebäude verlassen, morgen heißt's aber so schnell wie möglich zurück an die Arbeit. Damit wir die fossile Ära beenden. Die Welt braucht Klimaschutz und ordentliche Ergebnisse von dieser Konferenz", sagte Schilling vor Ort zur APA. Weiters berichtete die Korrespondentin, dass auf dem Gelände unter den Teilnehmern keine Panik entstand.
Brasiliens Tourismusminister Celso Sabino bestätigte über die Plattform X, dass "dank des schnellen Eingreifens der Sicherheitskräfte und der Feuerwehr glücklicherweise niemand verletzt" worden sei. Die Ursache für das Feuer blieb zunächst unklar. Nach Angaben der Veranstalter wurden insgesamt 21 Menschen infolge des Brandes medizinisch versorgt - 19, weil sie Rauch eingeatmet hatten, und zwei wegen Angstzuständen. Ihr Zustand werde überwacht.
Auf einem BBC-Video ist ein Reporter des Senders vor einem lichterloh brennenden Stand im Bereich der Länder-Pavillons zu sehen, die Flammen schlagen sich durch die Decke des Zeltes. "Alle schrien, man solle raus: Feuer, Feuer, in mehreren Sprachen", zitierte das brasilianische Nachrichtenportal "G1" die Mitarbeiterin eines Standes. "Ich habe mich erschrocken, alle rannten praktisch übereinander hinweg". Stinkender Qualm zog in Richtung der Bushaltestellen in einer angrenzenden Straße, wie dpa-Reporter beobachteten.
Tausende Menschen, die das Gelände verlassen mussten, warteten vor den Türen im Regen oder suchten Schutz unter Pavillons, an einer Tankstelle und in umliegenden Cafés und Restaurants. Von Panik war draußen nichts zu spüren. Die Betroffenen verließen geordnet den unmittelbar betroffenen Bereich, unterhielten sich miteinander unter Schirmen oder arbeiteten, in der tropischen Hitze wurde schnell Wasser verteilt. Polizei, Militär und Sanitäter waren wie während der gesamten Konferenz mit starken Kräften im Einsatz.
Begrenzter Schaden
Durch das Feuer sei ein "begrenzter Schaden" entstanden, teilten die Vereinten Nationen als Veranstalter mit. Nach Angaben der Organisatoren wurden die Flammen innerhalb von etwa sechs Minuten unter Kontrolle gebracht.
Die Klimakonferenz findet jedes Jahr an einem anderen Ort der Welt statt. Ob Glasgow, Baku oder Belém: Das riesige Gelände ist immer ein Universum für sich - mit Länder-Pavillons, großen Plenarsälen, Verhandlungsräumen, Pressezentrum, Restaurants. Doch so spürbar wie in Brasilien war die Außenwelt selten: Mehrfach konnten die Zelte während der Konferenz bereits den häufigen, starken tropischen Regengüssen nicht standhalten, und Regen tropfte in die Flure hinein.
Während der Klimakonferenz ist das Gelände offiziell unter Hoheit der Vereinten Nationen. Brasilien kündigte jedoch nach dem Feuer an, nun zunächst wieder die Aufsicht zu übernehmen.
Verhandlungen im Schlussspurt
Viele dürften sich nun fragen, welche Auswirkungen der Zwischenfall auf die Konferenz hat, die derzeit in einer kritischen Phase steckt. Die Klimakonferenz soll nach zweiwöchigen Beratungen an diesem Freitag eigentlich am Abend zu Ende gehen - wenn sie nicht um Stunden oder Tage noch verlängert wird, was in den vergangenen Jahren häufig der Fall war. Brasilien will die Konferenz jedoch pünktlich beenden.
Ein Plan für die Abkehr von Kohle, Öl und Gas?
Im Fokus der Verhandlungen steht derzeit besonders die Frage, ob man sich als Weltgemeinschaft - minus der USA - darauf einigen kann, einen Plan für den Ausstieg aus der klimaschädlichen Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zu erarbeiten. Deutschland, die EU und Dutzende weitere Staaten pochen auf Fortschritte, andere Staaten blockieren. Nötig ist eine einstimmige Entscheidung.
Der Brand ist nicht der erste unerwartete Zwischenfall bei der diesjährigen Weltklimakonferenz. In der ersten Woche hatten indigene Aktivisten an einem Abend Barrieren durchbrochen und das Gelände gestürmt. Einige Tage später blockierten indigene Gruppen den Haupteingang, bis der brasilianische Konferenzgastgeber nach draußen kam und das Gespräch mit ihnen suchte.
Zusammenfassung
- Ein Brand unterbrach am Donnerstagnachmittag die Weltklimakonferenz in Belém, woraufhin das gesamte Gelände evakuiert wurde.
- 21 Menschen mussten medizinisch versorgt werden, davon 19 wegen Rauchgasinhalation und zwei wegen Angstzuständen, schwer verletzt wurde niemand.
- Der Hauptkonferenzbereich wurde nach einer Sicherheitsüberprüfung um 20:40 Uhr Ortszeit wieder geöffnet, der direkt betroffene Bereich bleibt jedoch gesperrt.
- Die österreichische Delegation, darunter Lena Schilling und Lukas Hammer, sowie alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zu keinem Zeitpunkt in Gefahr.
- Die Ursache für das Feuer ist noch unklar, die Verhandlungen über den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas sollen am Freitag fortgesetzt werden.
