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Burgenland plant eigene Medizinuniversität

Das Burgenland soll in drei, vier Jahren eine eigene Medizinuniversität bekommen. Bis dahin will das Land Studierende mit Burgenland-Bezug finanziell unterstützen im Ausmaß von 1.000 Euro im Monat. Sie verpflichten sich im Gegenzug, die Facharztausbildung in einem burgenländischen Spital zu absolvieren und dann fünf Jahre hier zu arbeiten, erklärte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Dienstag.

Der Schritt, die Ärztegehälter anzupassen und in die Gesundheitsinfrastruktur zu investieren, sei der richtige gewesen. Die Trendumkehr sei geschafft, dies würden die Bewerbungen etwa für die Primararztstellen zeigen, stellte der Landeshauptmann fest.

Nachdem das Stipendienmodell mit der Donau Privatuniversität in Krems wie berichtet beendet wurde, soll das neue Modell nun starten und die Zeit bis zur angekündigten eigenen Universität überbrücken. "Der Weg ist nicht von heute auf morgen realisierbar. Wir müssen die Akkreditierung vorbereiten und durchbringen. Das ist gar nicht so einfach", räumte Doskozil ein, zeigte sich aber von der erfolgreichen Umsetzung überzeugt. In drei, vier Jahren soll es dann so weit sein. Als möglicher Standort für die neue Medizin-Uni biete sich das neue Schwerpunktkrankenhaus in Oberwart an bzw. der Fachhochschulstandort in Pinkafeld, ebenfalls nahe Oberwart. Betreiber werde das Land bzw. die Gesundheit Burgenland.

Zielgruppe der Aktion sind Studierende der Humanmedizin an einer staatlich anerkannten österreichischen oder europäischen Universität, egal ob privat oder öffentlich, die einen Haupt- oder Nebenwohnsitz im Burgenland haben. Das Angebot gilt nicht nur für Studienanfänger, sondern auch für bereits im Studium Fortgeschrittene. Die Förderung umfasst monatlich 1.000 Euro für die Zeit der Mindeststudiendauer von zwölf Semestern mit zwei Toleranzsemestern. Nachzuweisen seien unter anderem der studentische Erfolg und soziales Engagement.

Beim Modell der DPU Krems wurde mit rund 50 Stipendiaten jährlich gerechnet, die Zahl werde nun etwas darunter liegen, meinte Doskozil: "Ich hoffe, dass es ein vertretbarer zweistelliger Bereich wird." Beim bisherigen Modell wurde mit 8 bis 10 Mio. Euro jährlichen Kosten kalkuliert, die neue Variante werde darunter liegen.

Bewährt habe sich laut dem kaufmännischen Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland Franz Öller auch das Anstellungsmodell bei der Ausbildung in der Krankenpflege. Dieses soll nun auch für Hebammen und andere Berufe umgesetzt werden: "Das ist ein sehr erfolgreiches Modell, das in Zukunft die Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau sichern kann."

Um Lücken im niedergelassenen Bereich zu füllen, werden den Kliniken vorgelagert auch Gesundheitszentren etabliert - das erste in Güssing. Ziel sei es hier auch, die Spitäler zu entlasten. Doskozil betonte, dass das Land hiermit eine Aufgabe "im Interesse der Bevölkerung" übernehme, für die es eigentlich nicht zuständig wäre.

Die FPÖ sah die Etablierung einer eigenen Medizin-Uni kritisch und ortet "Doskozils nächstes teures Showprogramm". Landesgeschäftsführer Rudolf Smolej meinte in einer Aussendung: "Es bleibt zu hoffen, dass es neben der angedachten sinnvollen Verbesserung im Stipendienbereich, auch zu einer Analyse des budgetären Bedarfs kommt. Experten sprechen von mehreren hundert Millionen Euro an zu erwartenden Kosten, die auf uns Burgenländer zukommen."

ribbon Zusammenfassung
  • Die FPÖ kritisiert das Vorhaben als teures Showprogramm und fordert eine Analyse des budgetären Bedarfs. Experten sprechen von mehreren hundert Millionen Euro an zu erwartenden Kosten.