Chaos bei der Papst-Wahl
Knochenbrüche bis Bienen-Invasion: Die wildesten Konklaven
In den nächsten Tagen blickt die Welt gespannt nach Rom: Ein neues Konklave tritt zusammen, um den nächsten Papst zu wählen. Wer es werden wird, ist noch ungewiss – sicher ist nur, dass die Wahl streng nach jahrhundertealten Regeln und in (hoffentlich) geordneten Bahnen verlaufen wird.
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Das war jedoch nicht immer so: In der Geschichte der Papst-Wahlen kam es immer wieder zu dramatischen, chaotischen und teils sogar gewaltsamen Ereignissen. PULS 24 blickt in die Vergangenheit und hat einige der außergewöhnlichsten Konklaven der Geschichte herausgesucht.
Das "Schreckenskonklave"
Als eine der dramatischsten und schwierigsten Papst-Wahlen ging die Wahl von 1241 in die Geschichte ein – im Nachhinein erhielt sie den Namen "Schreckenskonklave". Bereits im Vorfeld herrschten große Spannungen, da der Kaiser des Römisch-Deutschen Reiches Rom mit seinen Truppen umstellt hatte. Er verweigerte jenen Kardinälen die Anreise zur Wahl, die ihm feindlich gesinnt waren.
Die verbleibenden Kardinäle wurden von einem römischen Senator schließlich im Septasolium – einem verfallenen antiken Palast – eingesperrt. Die Bedingungen waren miserabel: Neben Hitze, Hunger und verschmutzten Toiletten setzte den Wählern auch die mangelnde medizinische Versorgung schwer zu. Ärzten wurde der Zutritt zum Palast verweigert, was schließlich zum Tod eines Kardinals während der Wahl führte.
Den Kardinälen soll sogar damit gedroht worden sein, die Leiche des verstorbenen Papstes Gregor IX. zu exhumieren und in das Septasolium zu bringen.
Erschöpft einigten sich die Kardinäle schließlich auf den ältesten und schwächsten Kandidaten: Goffredo di Castiglione, der als Coelestin IV. zum Papst gewählt wurde. Doch die Strapazen der Wahl hatten ihn gezeichnet – nur 17 Tage nach seiner Wahl starb der neue Papst vermutlich an den Folgen der katastrophalen Bedingungen.
Eingemauert: Die längste Papst-Wahl der Geschichte
Die längste Papst-Wahl der Geschichte fand im 13. Jahrhundert in Viterbo statt. Ganze 33 Monate lang konnten sich die Kardinäle von 1268 bis 1271 nicht auf einen neuen Papst einigen. Um sie endlich zu einer Entscheidung zu zwingen, mauerten die Bürger von Viterbo die Teilnehmer regelrecht ein, nahmen ihnen das Dach und reduzierten ihre Verpflegung auf Brot und Wasser. Diese drastische Maßnahme führte schließlich zur Wahl eines neuen Papstes.
Um solch eine Verzögerung nie wieder zu erleben, beschloss der gewählte Papst das Gesetz des Konklaves. Er legte fest, dass die Kardinäle während der Papst-Wahl in einem gemeinsamen Raum eingeschlossen werden sollten.
Der Name "Konklave" stammt vom lateinischen "cum clave" (mit einem Schlüssel) und meint einen abgesperrten Raum. In so einem sollten die Kardinäle leben, ohne Kontakt zur Außenwelt, bis sie einen neuen Papst gewählt haben.
Einsiedler-Papst flieht nach Wahl
Ein besonders skurriles Ergebnis brachte die Papst-Wahl des Jahres 1294: Nachdem sich die verfeindeten Lager zwei Jahre lang nicht auf einen geeigneten Kandidaten einigen konnten, wurde Pietro da Morrone als Kompromisskandidat zum Papst Coelestin V. gewählt. Der über 80 Jahre alte Einsiedler – sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt – verweigerte zunächst seine Wahl und floh aus Neapel. Schließlich ließ er sich doch noch überreden und wurde zum Papst gekrönt.
Coelestin V. war jedoch mit der Leitung der Kirche und dem päpstlichen Prunk überfordert und legte sein Amt bereits nach wenigen Monaten nieder. Er zog sich in eine Einsiedelei zurück, wurde aber von seinem Nachfolger festgenommen, um nicht als möglicher Gegenpapst missbraucht zu werden.
Bis zu seinem Tod am 19. Mai 1296 wurde er in der Festung Fumone in "ehrenvoller Haft" gehalten.
Bewaffnete Meute bedroht Kardinäle
Einen besonderen Platz in der Kirchengeschichte nimmt das Konklave von 1378 ein. Nachdem Papst Gregor XI., der wie mehrere seiner Vorgänger seinen Sitz im französischen Avignon gehabt hatte, nach Rom zurückgekehrt und dort gestorben war, musste das Konklave ebenfalls in Rom stattfinden.
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Während der von französischen Kardinälen dominierten Papst-Wahl tobten auf den Straßen die römischen Bürger:innen. Sie forderten die Wahl eines "römischen oder wenigstens italienischen Papstes" und drohten andernfalls mit Gewalt. Schließlich drangen Bewaffnete in den Palast ein und verwüsteten das Gebäude – erst nach Stunden konnten die Eindringlinge wieder entfernt werden.
Die Wahl fiel schließlich auf den Neapolitaner Bartolomeo Prignano. Da die Bevölkerung erneut in den Palast eingedrungen war und einen Römer als Papst verlangte, präsentierte man zunächst Kardinal Francesco Tebaldeschi als vermeintlichen Papst. Erst am folgenden Tag wurde Prignano offiziell als Papst Urban VI. verkündet.
Entgegen den Erwartungen der französischen Kardinäle erwies sich Urban VI. als unnachgiebig und schwer lenkbar. Bereits nach wenigen Monaten erklärten sie die Wahl für ungültig, da sie unter Zwang erfolgt sei. Sie verließen Rom und wählten am 20. September 1378 Robert von Genf zum Gegenpapst Clemens VII., der nach Avignon zog.
Damit begann das Abendländische Schisma: Bis 1417 gab es zeitweise zwei, später sogar drei konkurrierende Päpste mit eigenen Anhängern, Kardinalskollegien und Verwaltungen.
Tumult endet mit mehreren Knochenbrüchen
Besonders hitzig wurde es beim Konklave im Jahr 1605: Das Kardinalkollegium spaltete sich in zwei Lager – eines für den Historiker Cesare Baronius, das andere für den Ex-Soldaten Domenico Tosco. Der Streit zwischen den beiden Gruppierungen artete schließlich dermaßen aus, dass es zu Handgreiflichkeiten kam: Die Kardinäle sollen sich angeschrien, geschubst und gestoßen haben.
Der Tumult soll sogar außerhalb des Konklaves zu hören gewesen seien. Ein älterer Kardinal erlitt bei den Handgreiflichkeiten sogar mehrere Knochenbrüche.
Das Konklave 1605 ist laut dem Historiker Frederic J. Baumgartner die einzige Papst-Wahl in der Geschichte, bei der ein Kardinal tatsächlich schwerer verletzt wurde: "Es gibt gelegentlich Beispiele für Schubsen und lautes Rufen, aber größtenteils handelt es sich um ältere Männer, die nicht die Energie haben, zu viel Zeit in Schubsereien und Geschrei zu investieren."
Bienenschwarm als "Zeichen des Himmels"
Während des Konklaves von 1623 soll es zu einer kuriosen "göttlichen" Intervention gekommen sein: Ein Schwarm Bienen drang in den Versammlungsraum ein.
Die Kardinäle deuteten die Invasion als ein "Zeichen des Himmels" und wählten Maffeo Barberini zum Papst Urban VIII. Passenderweise zierten drei Bienen bereits das Wappen der Familie Barberini.
Österreichs Kaiser legt Veto ein
Beim Konklave von 1903 wollte der österreichische Kaiser Franz Joseph I. unbedingt verhindern, dass Kardinal Rampolla Papst wird. Sein Gesandter sprach ein offizielles Veto aus – das letzte Mal, dass ein weltlicher Herrscher so direkt in eine Papst-Wahl eingriff.
Die Kardinäle lehnten das Veto zwar ab, wählten aber dennoch einen anderen Kandidaten zum Papst Pius X.
Wer folgt auf Papst Franziskus?
Nach dem Tod von Papst Franziskus wartet auf die Kardinäle in Rom das nächste Konklave. Auch wenn noch völlig unklar ist, wer das nächste Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sein wird, darf man wohl damit rechnen, dass die Papst-Wahl unspektakulärer und gesitteter ablaufen wird als es in der Vergangenheit häufig der Fall war.
Video: Schönborn über Franziskus: "Bedingungslose Zuwendung"
Zusammenfassung
- Ein neues Konklave steht bevor – diesmal wird alles streng nach den Regeln ablaufen.
- Doch in der Vergangenheit waren Papst-Wahlen oft von Chaos, Dramatik und sogar Gewalt geprägt.
- Von eingemauerten Kardinälen bis zu Knochenbrüchen und göttlichen Zeichen: PULS 24 blickt zurück auf die turbulentesten Konklave der Kirchengeschichte.