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Wienerin wirft P. Diddy vor: "Wurde vergewaltigt"

02. Juni 2025 · Lesedauer 5 min

Der US-Rapper P. Diddy steht derzeit in den USA wegen zahlreicher schwerer Vorwürfe vor Gericht. Im "Treffpunkt Österreich" wirft ihm nun auch eine Österreicherin vor, sie nach einem Konzert in Wien "vergewaltigt" zu haben. Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigt gegenüber PULS 24 eine entsprechende Anzeige.

"An dem Tag wurde mir klar, dass ich vergewaltigt wurde", sagt Kathi Steininger. 

Sie spricht von einem jener Tage in den vergangenen Jahren, an denen der Rapper P. Diddy alias Puff Daddy alias Sean Combs mit zahlreichen Vorwürfen gegen ihn - von Sexhandel, organisierter Kriminalität bis Gewalt und Drohungen – für Schlagzeilen sorgte. 

Neue Vorwürfe aus Österreich

Der Musiker steht derzeit deswegen in den USA vor Gericht, sitzt in Untersuchungshaft. Im Interview mit "Treffpunkt Österreich" auf PULS 24, erhebt nun erstmals auch eine Österreicherin Vorwürfe gegen den 55-Jährigen.

P. DiddyAFP / PULS 24

P. Diddy

Zugetragen haben soll sich ihr Fall nach einem Konzert des Rappers am 28. März 2000 in der damaligen Wiener "Libro Music Hall". 

Kathi Steininger arbeitete damals für einen Onlinesender als Moderatorin und war in dieser Funktion auf der Show. "Pop Hop in MTV-Optik" wurde dort vor etwa 2.000 Gästen geboten, hieß es damals in Kritiken. 

In den Tour-Bus gelockt

Nach dem Konzert habe sie die After-Show-Party im damaligen Club "Olympia P9" in der Wiener Innenstadt besucht, um ein Interview mit P. Diddy, der damals noch als "Puff Daddy" auftrat, zu führen, so Steininger im "Treffpunkt Österreich"-Interview. "Ich wollte doch nur meine Arbeit machen", sagt sie heute.

Doch die Bodyguards von P. Diddy hätten sie dann von ihrem Kameramann, der das gegenüber PULS 24 bestätigte, getrennt und sie unter dem Vorwand, im Club sei es zu laut für ein Interview, in den Tour-Bus gebracht. 

P. Diddy habe gefragt, ob sie etwas trinken wolle. Sie habe nach Orangensaft gefragt. Zwei Mal habe sich der Musiker persönlich um die Getränke gekümmert, während Steininger immer wieder auf das zugesagte Interview gedrängt habe, erinnert sich die Moderatorin. 

"Da war zu 100 Prozent was drinnen"

"Da war zu 100 Prozent was drinnen", scheint sie sich heute sicher zu sein. "Ich wäre mit diesem Mann nie ins Bett gestiegen", sagt sie. 

Sie wirft dem Musiker vor, er habe K.O.-Tropfen oder eine ähnliche Substanz in die Getränke gegeben. Sie könne sich dann erinnern, dass P. Diddy sie im Schlafzimmer im hinteren Ende des Tour-Busses "vergewaltigt" habe, so Steininger. 

"Ich hinterfrage mich ja selber", sagt sie im Interview bei "Treffpunkt Österreich" und ringt mit den Tränen. Sie sei damals 19 Jahre alt gewesen und habe sich gedacht "der Typ will halt vorher noch was trinken". "Ich weiß nicht, wie ich so dumm sein konnte", sagt die Wienerin. 

"Es sollten sich die anderen schämen"

Bisher habe sie nur wenigen Menschen ihre Geschichte erzählt. Sie habe sich "zutiefst geschämt für das, was passiert ist". Heute, auch nach einer Therapie, sehe sie das anders: "Man sollte die belangen, die einem das angetan haben. Es sollten sich die anderen schämen", sagt sie. 

Sie habe eine posttraumatische Belastungsstörung, erzählt im Interview von Albträumen und Schlafstörungen. Sie sei arbeitsunfähig geworden. 

Heute wisse sie, dass man sofort zur Polizei sollte und ins Spital, um Beweise zu sichern. 

Spätere Verfolgung in Österreich möglich

Eine rechtliche Aufarbeitung ihres Falls wird allerdings schwer möglich sein. Steininger hat zwar Kontakt zu Anwälten in Amerika aufgenommen, um sich einer Sammelklage gegen den Rapper anzuschließen.

Kurz habe es so ausgesehen, als könnte sie ihren Fall in den USA vor Gericht vorbringen, doch wie US-Anwalt Samuel Meirowitz gegenüber PULS 24 schildert, sei es in den USA nur in Ausnahmefällen möglich, strafrechtlich gegen mutmaßliche Verbrechen, die im Ausland begangen wurden, vorzugehen. Zivilrechtlich sei das eher möglich, der Fall von Steininger sei aber zu lange her. 

In Österreich hat die Moderatorin ebenfalls dieses Jahr Anzeige erstattet. Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigte das auf PULS 24 Anfrage. Man habe etwaige Ermittlungen aber "eingestellt unter Vorbehalt der späteren Verfolgung"

Ob es auch in Österreich Ermittlungen gegen P. Diddy geben wird, hänge nun laut einer Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft vom Ausgang der Prozesse in den USA ab. 

An sich wäre die mutmaßliche Tat in Österreich verjährt. Doch wenn jemand innerhalb der Verjährungsfrist weiter die gleichen Straftaten begeht, zähle die letzte Tat. Sollte es in den USA eine Verurteilung wegen einer Vergewaltigung innerhalb der Frist geben, könnte also doch auch die mutmaßliche Tat in Österreich zählen, so die Sprecherin.

Allerdings komme es dann darauf an, ob die etwaige Strafe in den USA nicht schon so hoch ist, dass in Österreich gar keine zusätzliche Strafe mehr möglich wäre.

P. Diddys Anwälte haben auf entsprechende PULS 24 Anfragen bis zuletzt nicht geantwortet.

"Natürlich wünscht man sich irgendeine Strafe"

Kathi Steininger möchte laut ihren Angaben im "Treffpunkt Österreich"-Interview mit ihrem Schritt an die Öffentlichkeit jedenfalls "so viel wie möglich" bei den Ermittlungen helfen. Sie möchte nicht als Opfer wahrgenommen werden: "Ich bin eine, die gegen ihn vorgeht", sagt sie. 

Und: "Natürlich wünscht man sich irgendeine Strafe, irgendeine Bestrafung für das, was er mir angetan hat". 

Prozess um Rapper P. Diddy: Österreichisches Opfer spricht

Zusammenfassung
  • Der US-Rapper P. Diddy steht aktuell in den USA wegen schwerer Vorwürfe wie Sexhandel, organisierter Kriminalität und Gewalt vor Gericht.
  • Die Wienerin Kathi Steininger erhebt erstmals öffentlich den Vorwurf, nach einem P. Diddy-Konzert am 28. März 2000 in Wien im Tour-Bus mit K.O.-Tropfen betäubt und vergewaltigt worden zu sein.
  • Steininger war damals 19 Jahre alt, arbeitete als Moderatorin und hat die mutmaßliche Tat erst kürzlich bei der Wiener Staatsanwaltschaft angezeigt.
  • Die Ermittlungen in Österreich wurden vorerst eingestellt, könnten aber wieder aufgenommen werden, falls es in den USA zu einer Verurteilung wegen ähnlicher Taten kommt.
  • Steininger berichtet von schweren psychischen Folgen, sieht sich aber nicht als Opfer, sondern als jemand, der aktiv gegen P. Diddy vorgeht.