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Europol zerschlägt Schlepper-Netzwerk

Heute, 08:43 · Lesedauer 3 min

Die europäische Polizeibehörde Europol hat mit österreichischer Unterstützung ein kriminelles Schlepper-Netzwerk zerschlagen. Insgesamt konnten 15 Personen verhaftet werden, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Die Bande soll bis zu 300 Nicht-EU-Bürgern illegal eine Einreise in die EU ermöglicht haben, so der Verdacht.

Bei der koordinierten Aktion von Europol wurden eine Person in Deutschland und sechs in Belgien festgenommen. Der Schlag gegen die international operierende Bande folgte nach Fahndungserfolgen in den vergangenen Monaten in Polen. Dort wurden insgesamt acht mutmaßliche Kriminelle festgenommen. Bei den geschleppten Opfern handelte es sich überwiegend um Personen syrischer Herkunft, wie das Bundeskriminalamt der APA mitteilte.

Begonnen hatten die deutschen Ermittlungen mit einer routinemäßigen Einreisekontrolle im September des Vorjahres. In den Papieren eines Fahrers entdeckten Ermittler Unregelmäßigkeiten und verdächtigten den Mann der illegalen Einreise. Er wurde zur Befragung festgenommen. Die Polizisten fanden daraufhin Hinweise, dass der Fahrer möglicherweise bereits am selben Tag drei Nicht-EU-Bürger eingeschleust und abgesetzt hatte.

Im Zuge der Ermittlungen verdichteten sich die Hinweise darauf, dass das Netzwerk für die illegale Einreise von bis zu 300 Nicht-EU-Bürgern nach Deutschland und in andere EU-Mitgliedstaaten verantwortlich sein könnte. Stattgefunden haben die Fahrten zwischen 2022 und 2024.

Die meisten Verdächtigen waren in Belgien ansässig. Sie fungieren als Bindeglied zwischen den in Deutschland und Polen lebenden mutmaßlichen Kriminellen. Zudem sollen sie zumeist die Fahrer rekrutiert und auch die finanziellen Aspekte der Operation überwacht haben.

Mit ins Rollen gekommen dürfte die ganze Angelegenheit durch eine Festnahme am 18. September 2024 an der steirisch-slowenischen Grenze sein. An einem Grenzübergang bei Leutschach hatte die Polizei gegen 19.30 Uhr ein Fahrzeug mit belgischem Kennzeichen angehalten und den Fahrer kontrolliert. Etwa zur selben Zeit wurden im Bereich des Übergangs sieben illegal Einreisende angehalten, die laut einem Polizeisprecher mit dem Wagen bzw. dem Lenker in Verbindung standen. Der Mann wurde festgenommen und aufgrund der Hinweise auf die grenzüberschreitende Dimension die nationalen und internationalen Polizeibehörden informiert.

"Österreich diente dem Netzwerk offenbar als Transitland auf der Route vom Westbalkan nach Deutschland. Die Ermittlungen führten in weiterer Folge zu Hinweisen auf zentrale Organisatoren, die vorrangig palästinensischer und rumänischer Herkunft sind und den Menschenschmuggel durch Europa – mit Zwischenstation in Österreich – strukturiert und arbeitsteilig organisierten", erklärte das Bundeskriminalamt.

Verbindung zu polnischer Hooligan-Szene

In Polen konzentrierten sich die Maßnahmen der Ermittler auf ein damit verbundenes organisiertes kriminelles Netzwerk, das ebenfalls an der illegalen Einreise von Migrantinnen und Migranten aus Ländern des Nahen Ostens in die EU beteiligt war. Die polnischen Mitglieder des Netzwerks werden mit der Herstellung von und dem Handel mit Drogen (Amphetamine, Kokain und Marihuana) sowie mit der dortigen Fußball-Hooligan-Szene in Verbindung gebracht.

Die polnischen Mitglieder organisierten den Schmuggel von bis zu einem Dutzend Personen auf einmal über die Balkanroute durch Österreich. Dabei stützten sie sich zum Teil auf ein legal operierendes polnisches Transportunternehmen, um ihre Machenschaften zu verschleiern. An drei Aktionstagen, die sich über mehrere Monate hinweg erstreckten, wurden acht Verdächtige festgenommen und kriminelle Vermögenswerte beschlagnahmt.

Europol überwachte die Koordinierung der nationalen Ermittlungen

Gemeinsam mit Eurojust, der Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen, unterstützte Europol die mehrstufige Operation von der Planungsphase bis zum Aktionstag am Dienstag. Neben dem österreichischen Bundeskriminalamt und dem Landeskriminalamt Steiermark nahmen auch Organisationen und Ermittlungsstellen in Belgien, Deutschland und Polen an der Operation teil.

Zusammenfassung
  • Europol hat mit österreichischer Unterstützung ein Schlepper-Netzwerk zerschlagen, das bis zu 300 Nicht-EU-Bürgern, überwiegend aus Syrien, die illegale Einreise in die EU ermöglicht haben soll.
  • Im Rahmen der koordinierten Aktion wurden insgesamt 15 Personen festgenommen, darunter eine in Deutschland, sechs in Belgien und acht in Polen, wobei Österreich als Transitland diente.
  • Die Ermittlungen deckten Verbindungen zu Drogenhandel, der polnischen Hooligan-Szene und einem legalen polnischen Transportunternehmen auf, wobei die Hauptorganisatoren palästinensischer und rumänischer Herkunft waren.