Ego ShooterAdobe Stock/Fxquadro

Graz

Amoklauf an Schule: "Ego-Shooter allein machen es nicht"

13. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Der 21-jährige Amokläufer von Graz hatte eine Leidenschaft für Ego-Shooter-Spiele, bei seiner Tat trug er ein Headset. Seit Jahrzehnten reißt die Diskussion um die Videospiele mit Schusswaffen nicht ab. Wann Ego Shooter gefährlich werden können.

Etwa 5,8 Millionen Österreicher:innen spielen Videospiele, ein Großteil davon auch sogenannte Ego-Shooter, erklärt Manuel Haselberger vom E-Sports-Verband Österreich im Gespräch mit PULS 24.

Das sei per se kein Problem. Er verweist auf zahlreiche Studien, die besagen, dass Personen nur durch das Spielen von Video- bzw. Ego-Shooter-Spielen allein nicht zum Täter werden.

"Ego-Shooter allein machen es nicht"

"Der Mensch ist ein sehr komplexes Konstrukt", meint Haselberger. "Wenn ich mich aus der realen Welt zurückziehen möchte und irgendwo anders meinen Anker setze, ist das nie gut." 

Da sei es egal, ob das Ego-Shooter-Spiele oder übermäßigen Social-Media-Konsum betrifft. Aber: "Ego-Shooter allein machen es nicht."

Auch Psychiaterin Jutta Leth verweist darauf, dass die Auswirkungen von Ego Shootern "etwas komplexer" gesehen werden müssen. "Wenn ein junger, gesunder, gut integrierter, in seinem Leben erfolgreicher junger Mensch das ab und zu spielt, wird das wahrscheinlich keine dramatische Konsequenz haben."

Video: "Ego-Shooter-Spiele machen keine Täter"

"Halte diese Spiele für gefährlich"

Ego-Shootern steht die Psychiaterin dennoch äußerst kritisch gegenüber: "Ich halte diese Spiele für gefährlich." Im aktuellen Fall könne sich der Täter durchaus gedacht haben, "er hebt dieses Spiel jetzt auf die nächste Stufe und setzt es in der Realität um", spekuliert Leth. 

Wenn eine Person mit einer psychiatrischen Vorerkrankung, etwa einer Persönlichkeitsstörung oder einer schizophrenen Grunderkrankung, häufig Ego-Shooter spielt, könne das Leth zufolge Konsequenzen haben: "Wenn das ein labiler, frustrierter, in sich gekehrter Mensch dauernd macht und überhaupt nur diese Verstärkung der Echokammer in dieser Community erfährt, dann glaube ich schon, dass sich Realitätsgrenzen verschieben." 

Menschen mit so einem Bezug zu Gewalt würden nicht realisieren, was Gewalt anrichtet. "Wenn sie früher gerauft haben, da hat man gespürt, das tut weh. Und dann hört man auf. Bei diesen Spielen spüren sie nichts."

Ab wann Jugendliche Ego-Shooter spielen dürfen, ist Sache der Länder. Im Wesentlichen gibt es zwei Stellen, die sich um die Altersempfehlung kümmern, erklärt Haselberger: Die europäische Stelle für Parental Guidance (PG) und die deutsche "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Es obliegt jedem Bundesland selbst, deren Empfehlungen in ihre Jugendschutzgesetze aufzunehmen.

"Abkapseln verhindern"

Videospiele seien Teil der Lebenswelt der Jugendlichen, meint Haselberger.  Als E-Sports-Verband kümmere man sich darum, "dass das Ganze strukturierter vonstattengeht". 

"Dass in der digitalen Welt eben auch der Austausch stattfindet. Dass dieses Abkapseln eben nicht vorkommt." Das Teamgefüge stehe im Vordergrund. 

Doch was macht Ego-Shooter, bei denen Spieler virtuell andere Menschen töten, denn eigentlich so beliebt? "Es ist ganz bestimmt nicht, dass man da andere Menschen umbringt", sagt Haselberger.

Dass man außerhalb der Gamer-Szene gedanklich einen Bezug zwischen Waffen im Videospiel und Waffen in der realen Welt herstellt, sei "sehr naheliegend". 

"Aber die Bewegung ist in keiner Weise vergleichbar mit dem echten Leben, muss man jetzt auch ganz klar sagen", meint Haselberger.

Zusammenfassung
  • Der Amokläufer von Graz spielte häufig Online-Ego-Shooter und trug bei der Tat ein Headset.
  • Rund 5,8 Millionen Österreicher:innen spielen Videospiele, viele davon auch Ego Shooter, wie Manuel Haselberger vom E-Sports-Verband Österreich erklärt.
  • Studien und Experten wie Haselberger betonen, dass Ego Shooter allein nicht zu Gewalttaten führen.
  • Psychiaterin Jutta Leth stuft diese Spiele dennoch als potenziell gefährlich ein, besonders bei psychisch vorbelasteten Menschen.
  • Die Altersfreigabe für Ego Shooter wird von europäischen und deutschen Stellen empfohlen, die konkrete Umsetzung obliegt jedoch den einzelnen Bundesländern.