"Unglaubliches Gefühl"

Cornelia Richter: Das ist die erste Bischöfin Österreichs

30. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

Die Leitung der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich wird erstmals weiblich. Das ist die erste Bischöfin Österreichs.

Mit 64 von 68 wurde die gebürtige Oberösterreicherin Cornelia Richter bei der Synode in Wien-Donaustadt zur ersten Bischöfin gewählt.

"Unglaubliches Gefühl"

"Es war so ein unglaubliches Gefühl", erzählt sie im Café Puls-Interview. Sie habe gar nicht unbedingt mit der Wahl gerechnet und schon gar nicht "mit so einem Ergebnis". 

Gewählt wurde sie für die übliche Amtszeit von zwölf Jahren. Amtsantritt ist der 1. Jänner 2026, wenn ihr Vorgänger Michael Chalupka, der seit 2019 amtierender Bischof ist und demnächst 65 Jahre alt wird, in Pension geht.

APA/HELMUT FOHRINGER

Kirche als Gemeinschaft

Wie ihr Vorgänger Chalupka will sich auch Richter für die Wiedereinführung des Karfreitags als Feiertag einsetzen, wie sie bereits vor ihrer Wahl vor den Delegierten betonte: "Ich würde alles dafür tun. Er muss zurückkommen, das geht überhaupt nicht anders."

Ebenso vor ihrer Wahl kündigte Richter an, ihre Professur in Bonn für das Bischöfinnenamt aufzugeben. "Als Bischöfin wäre es meine erste Aufgabe, quer durch die Gemeinden in ganz Österreich zu fahren", kündigte sie zudem an.

Es gehe darum zuzuhören. Kirche sei nicht in erster Linie eine Institution, sondern vielmehr Gemeinschaft. Zudem betonte sie, sich für den interreligiösen Dialog einzusetzen. "Man muss wissen, wer man ist, wer man sein möchte, aber dann unbedingt ins friedliche Gespräch gehen."

Aufgewachsen in Oberösterreich

Die 54-Jährige wuchs in Bad Goisern auf, ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter Organistin. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Wien und München. Lehrtätigkeiten führten sie nach Hermannsburg, Zürich und Gießen. An der Universität Bonn war Richter von 2012 bis 2020 Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung, seit 2020 hat sie die Bonner Professur für Dogmatik und Religionsphilosophie inne.

Seit 2012 ist Richter zudem Co-Direktorin des Bonner Instituts für Hermeneutik. Seit 2024 lehrt sie auch an der University of St. Andrews in Schottland. Von 2020 bis 2024 leitete sie als erste Dekanin die Evangelisch-Theologische Fakultät und seit 2024 ist sie als erste Frau Vorsitzende des Senats der Universität Bonn.

Während ihrer Lehrtätigkeit in Deutschland war Richter auch in ihrer oberösterreichischen Heimat Pfarrerin im Ehrenamt.

Video: Evangelische Kirche fordert freien Karfreitag

"Junge Power am Start"

Die evangelische Kirche A.B. (Augsburger Bekenntnis) in Österreich zählt etwas mehr als 237.000 Mitglieder. Es gibt nur einen evangelisch-lutherischen Bischof bzw. eine Bischöfin.

Richter blickt zuversichtlich in die Zukunft: "Die Gespräche, die ich geführt hab seit letztem Herbst... da ist so viel junge Power am Start. Das macht richtig Freude. Insofern kann ich nur sagen, da ist echt Leben drinnen."

Zusammenfassung
  • Mit 64 von 68 wurde die gebürtige Oberösterreicherin Cornelia Richter bei der Synode in Wien-Donaustadt zur ersten Bischöfin gewählt.
  • "Es war so ein unglaubliches Gefühl", erzählt sie im Café Puls-Interview.
  • Amtsantritt ist der 1. Jänner 2026, wenn ihr Vorgänger Michael Chalupka, der seit 2019 amtierender Bischof ist und demnächst 65 Jahre alt wird, in Pension geht.