Evangelische Kirche in Österreich wählt erste Bischöfin
Für eine gültige Wahl braucht es eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen. Zuvor haben die insgesamt sieben Superintendentialversammlungen, in denen Delegierte aus den Pfarrgemeinden der jeweiligen Diözese zusammenkommen, die Nominierungen beraten und beschlossen. Gewählt wird die Bischöfin bzw. der Bischof für eine Amtszeit von zwölf Jahren. Amtsantritt ist der 1. Jänner 2026. Im Fall ihrer Wahl wäre Cornelia Richter die erste Bischöfin in der Geschichte der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich.
Vor dem ersten Wahlgang wird sich Richter den Delegierten vorstellen, ein ausführliches Hearing gibt es bereits am Donnerstag. Die gebürtige Oberösterreicherin wurde am 3. September 1970 geboren und ist ehrenamtlich als Pfarrerin tätig. Von 2020 bis 2024 leitete sie als erste Dekanin die Evangelisch-Theologische Fakultät und seit 2024 ist sie als erste Frau Vorsitzende des Senats der Universität Bonn. Neben den aktuellen theologisch-dogmatischen Arbeitsschwerpunkten ist Richter Expertin im interdisziplinären Feld der Resilienzforschung.
Chalupka ist seit September 2019 Bischof der evangelischen Kirche A.B. (Augsburger Bekenntnis) und muss aus Altersgründen - er wird am 21. Juli 65 Jahre alt - seinen Ruhestand antreten. Der einstige Direktor der Hilfsorganisation Diakonie hat sich bereits mehrmals für eine Frau an der Spitze ausgesprochen. In Österreich zählt die evangelische Kirche A.B. etwas mehr als 237.000 Mitglieder.
Nur ein Bischofsamt in Österreich
In Österreich gibt es - im Gegensatz zu Deutschland - nur einen evangelisch-lutherischen Bischof bzw. eine Bischöfin. Die einzelnen Diözesen werden von Superintendenten und -intendentinnen geleitet. Diese Stellen waren auch schon von Frauen besetzt. Im Burgenland etwa war dies Gertraud Knoll, die sich auch wegen ihres späteren politischen Engagements einen Namen machte. In der gemeinsamen Diözese Salzburg und Tirol war Luise Müller Superintendentin.
Die evangelischen Pfarrgemeinden in Vorarlberg gehören zur evangelisch-reformierten Kirche (Helvetisches Bekenntnis oder H.B.). Diese wird von einem Landessuperintendenten geleitet, derzeit ist das Ralf Stoffers. Gemeinsam treffen die beiden evangelischen Kirchen A.B. und H.B. in der Generalsynode zusammen, die am Samstag ebenfalls in Wien tagt.
Zusammenfassung
- Die evangelisch-lutherische Kirche in Österreich wählt am Freitag voraussichtlich mit der 54-jährigen Theologieprofessorin Cornelia Richter ihre erste Bischöfin; stimmberechtigt sind 70 Delegierte, für die Wahl ist eine Zweidrittelmehrheit nötig.
- Richter, gebürtig aus Bad Goisern und derzeit an der Universität Bonn tätig, soll den 65-jährigen Michael Chalupka ablösen, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht und sich mehrfach für eine Frau an der Spitze ausgesprochen hat.
- Die Amtszeit der neuen Bischöfin beträgt zwölf Jahre mit Amtsantritt am 1. Jänner 2026; die evangelische Kirche A.B. in Österreich zählt rund 237.000 Mitglieder.