Doku

Zu Besuch in einer "Systemsprenger"-Schulklasse

04. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

An der Franz Jonas Europaschule in Wien Floridsdorf werden sogenannte "Systemsprenger" separat vom Rest der Kinder unterrichtet. PULS 24 war zu Besuch in der Mehrstufenklasse, in der viele Schüler bereits im jungen Alter vorbestraft sind.

Der Mittelschuldirektor und ÖVP-Personalvertreter Christian Klar verteidigt sein Konzept der Abgrenzung von schwierigen Schülern vom Rest der Schule.

Immer wieder wurde er dafür kritisiert und auch ein Lehrer, der in der Klasse unterrichtet, stellt im Gespräch mit PULS 24 klar: "Die Mehrstufenklasse ist nicht die Lösung aller Probleme".

Sie soll aber auch kein "Dead End" sein. Schüler können im besten Fall auch wieder in den regulären Betrieb eingegliedert oder auf eine spätere Ausbildung vorbereitet werden.

PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz unterhielt sich mit den Burschen, die vom regulären Unterricht in die Mehrstufenklasse verlegt wurden.

Cobra-Einsatz wegen Pistole "zur Selbstverteidigung"

"Letztes Jahr war ein WEGA- und Cobra-Einsatz in der Schule, weil die sagen, ich hätte eine Pistole mitgehabt", erzählt der 14-jährige Alan. Die illegale Waffe habe er jedoch nicht in der Schule mitgehabt, sondern "danach geholt" merkt er an.

Eine Pistole hätte er sich damals zur Selbstverteidigung angeschafft. "Viele sind auf mich losgegangen, die Messer und Schlagringe haben", sagt der 14-Jährige.

Lehrer Armin Aigner erklärt, wie wichtig die Schule für die Kinder ist: "Wir sind hier mehr als Schule. Für manche ist die Schule auch ein Ort der Geborgenheit. Es passiert viel Blödsinn in den Ferien und wenn sie nicht in der Schule sind", so Aigner.

Der "Blödsinn" passiert etwa im Park in einem Umfeld, wo es keine Bezugspersonen wie Eltern oder Lehrer gibt. Und das führt bei den Jugendlichen nicht selten zu einer Strafanzeige. "Ich hab schon schlimme Sachen gemacht, um Geld zu bekommen", erklärt ein Schüler.

Aus dem Bankfach zieht ein Schüler einen Behördenbrief hervor. "Warst du da schon dort bei der Polizei wegen dem?", fragt der Lehrer seinen Schüler. Es geht um Körperverletzung.

Die Lehrer helfen dabei, den ganzen Inhalt der Briefe zu verstehen, kommunizieren auch mit Verwandten der Kinder, die gut Deutsch sprechen.

"Bauen manchmal Scheiße"

Die Schüler selbst sind nicht begeistert vom System der Abgrenzung vom Rest der Schule. Nur wenige Lehrer würden Interesse daran zeigen, mit den Schülern ernsthaften Unterricht durchzuführen.

"Ich würde mich besser sehen in meiner normalen Klasse. Hier lernen wir halt nix. Deshalb bauen wir hier manchmal Scheiße", so der 14-Jährige.

Direktor Klar hält an seinem Modell fest. "Wir brauchen Entlastungen an Schulen wie diesen", erklärt der Mittelschuldirektor im Gespräch mit PULS 24.

So könnten die restlichen Schüler:innen an der Schule, die oft auch aus nicht einfachen Verhältnissen stammen, mehr aus dem Unterricht mitnehmen.

Gut besucht ist die "Systemsprenger"-Klasse nicht. Von den acht Schülern waren lediglich drei anwesend. Für Lehrer Aigner ein Gewinn. "Es ist ein Erfolg, wenn sie hier sind und nicht im Park."

Zusammenfassung
  • An der Franz Jonas Europaschule in Wien Floridsdorf werden besonders schwierige Schüler, sogenannte 'Systemsprenger', in einer eigenen Mehrstufenklasse unterrichtet, von den acht gemeldeten Schülern waren bei einem Besuch nur drei anwesend.
  • Viele dieser Jugendlichen sind bereits vorbestraft oder haben Erfahrungen mit Waffen, wie ein 14-Jähriger berichtet, der wegen eines angeblichen Waffenbesitzes einen WEGA- und COBRA-Einsatz an der Schule erlebte.
  • Das Modell der Abgrenzung wird von der Schulleitung als notwendige Entlastung und Chance zur Reintegration gesehen, während die Schüler selbst fehlenden Unterricht und Isolation kritisieren.