FlugzeugAPA/dpa/Christophe Gateau

Boeing-Pannen, Hagelflug: Wie sicher ist fliegen?

Eine Pannenserie bei Boeing und eine AUA-Maschine, die im Hagelgewitter die Nase verliert. Das Fliegen ist in den vergangenen Monaten etwas ins schiefe Licht geraten. PULS 24 hat sich deshalb die Frage gestellt: Wie sicher ist fliegen (noch)?

Wer an Aviophobie, vulgo Flugangst leidet, der hat sich nach zahlreichen Flug-Pannen in den vergangenen Wochen wahrscheinlich mehrmals überlegt, ob man überhaupt noch einen Fuß in einen Flieger setzen will. 

Sei es die Pannenserie von Boeing, bei der etwa eine Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines ein Kabinenteil verlor. Oder aber auch der jüngste Hagelflug der Austrian Airlines (AUA), bei dem Hagelkörner einer Maschine buchstäblich die Nase weggeschossen hatten. 

Dabei galt das Fliegen immerzu als die sicherste Art des Reisens. Hat sich das geändert? 

Boeing wird scharf überwacht 

Wenn es nach dem Luftfahrtexperten Kurt Hofmann geht, dann rütteln auch die zahlreichen Missgeschicke in den vergangenen Zeit nicht an dieser These. "Davon bin ich noch immer überzeugt", sagt er im Gespräch mit PULS 24. 

Die Vorfälle bei Boeing seien "Schlampigkeiten" des Flugzeugbauers gewesen. Nun wird die Herstellung der Boeing-Maschinen stark überwacht, sagt er. Manche Airlines hätten zusätzlich "ihre eigenen Leute bei Boeing sitzen, die dann schauen, ob die Arbeit eh funktioniert", sagt er. In der Tat: Etwa die US-Luftfahrtbehörde FAA will die Vorgänge bei Boeing dauerhaft überwachen. 

Video: Boeing-Flüge gestoppt

Strengsten Sicherheitsnormen auf EU-Ebene 

Grundsätzlich gebe es weltweite Sicherheitsstandards, denen Fluggesellschaften und Hersteller Folge geleistet werden musst, erklärt Hofmann. Auf globaler Ebene legt die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) Mindeststandards fest. 

Durch die Einführung des Luftverkehrsbinnenmarktes Mitte der 90er erhalten europäische Fluggäste noch ein viel höheres Maß an Sicherheit und die internationalen Normen werden teils noch verschärft. In Europa ist vor allem die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA), die für die Ausarbeitung sowie der Überwachung dieser Standards verantwortlich ist.

Die Einhaltung dieser Vorgaben ist verpflichtend. Flugzeuge müssen zertifiziert werden, bevor sie abheben. Flugzeugbetreiber und Instandhaltungsbetriebe müssen Mängel melden, diese werden dann analysiert und kontinuierlich überwacht. Auch die Sicherheitsrichtlinien werden regelmäßig verbessert. 

Die Sicherheitsnormen der EU gehören zu den strengsten der Welt. Sollte eine Fluglinie die Standards nicht erfüllen, kommt sie auf die "Schwarze Liste", wie ein österreichischer Pilot PULS 24 erzählt. "Diese Airlines bekommen dann ein Flugverbot."

Keine höhere Gefahr bei Billigairlines 

Damit würden grundsätzlich alle Airlines den gleichen Normen unterliegen - auch Billigfluglinien. Wer also in Ryanair, Wizz Air und Co. einsteigt, muss sich keine Sorgen machen, dass die Flieger weniger gut gewartet werden.

Ganz im Gegenteil, meint Hofmann. "Die Flieger von Billigairlines müssen ja noch viel öfter, sprich produktiver fliegen, weil sie ja so billig sein wollen. Das kann nur funktionieren, wenn man die Maschinen oft wartet", erklärt er. 

Auch statistisch gesehen gehört das Fliegen zu den sichersten Arten des Reisens. 2023 war laut dem Internationalen Luftfahrtverband (IATA) das sicherste Jahr für die kommerzielle Luftfahrt überhaupt. So kam es im Vorjahr nur zu einem Unglück mit Todesopfern. 

Video: Hagelsturm beschädigt Flugzeug

AUA-Hagelflug "sehr ungewöhnlich" 

Dass es dann unwetterbedingt zu einem Vorfall wie jüngst bei der AUA gekommen ist, sei bedauerlich, so Hofmann. Er würde aber nicht sagen, dass Fluglinien oder Pilot:innen die Unwettergefahr, die ja in der vergangenen Zeit merkbar steigt, unterschätzen.

Dass die AUA-Maschine in ein Hagelgewitter fliegt, sei für Österreich "sehr ungewöhnlich", aber derartige Situationen würden durchaus öfter passieren. Gleichzeitig hätte der Hagelflug gezeigt, "wie sicher solche Flugzeuge sind und wie gut die Pilot:innen fliegen", so Hofmann. Die AUA-Maschine konnte sicher und ohne Verletzte in Wien-Schwechat landen. 

Die Untersuchung der AUA zum Vorfall werde zeigen, was der Grund für das Übersehen des Gewitters war. Grundsätzlich müssen sich Fluggäste aber keine Sorgen machen, dass so etwas häufiger vorkommen kann, sagt er. Außerdem würden sich Pilot:innen umfassenden Schulungen unterziehen müssen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Eine Pannenserie bei Boeing und eine AUA-Maschine, die im Hagelgewitter die eigene Nase verliert.
  • Das Fliegen ist in den vergangenen Monaten etwas ins schiefe Licht geraten.
  • PULS 24 hat sich deshalb die Frage gestellt: Wie sicher ist fliegen (noch)?