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Betreiber einer Cannabis-Plantage neben Friedhof verurteilt

22. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Um zwei Cannabis-Plantagen ist es am Dienstag in einer Verhandlung am Wiener Landesgericht gegangen. Ein 59-Jähriger hatte zunächst im Sommer 2024 ein Haus mit ausreichenden Räumlichkeiten in einer Ortschaft im Weinviertel (Bezirk Korneuburg) angemietet, wobei er bewusst ein Objekt auswählte, das direkt neben einem Friedhof lag. Davon erhoffte sich der Mann einen ungestörten Betrieb seiner Indoor-Plantage. Das stellte sich allerdings als Irrtum heraus, wie er nun erklärte.

"Es gab jeden Tag Beerdigungen. Es waren sehr viele Leute dort. Deswegen habe ich das aufgegeben." Er sah sich nach einer ruhigeren Lage um und wurde in einer Marktgemeinde in Mistelbach fündig, wo er in einem Anwesen eine zweite Plantage errichtete. Dort ging alles so lange gut, bis die Polizei Wind von der Sache bekam und am 23. Jänner an beiden Adressen gerichtlich bewilligte Hausdurchsuchungen durchführte. Über 700 blühende Cannabispflanzen wurden in der zweiten Plantage entdeckt, neben dem Friedhof gediehen immerhin 337 Exemplare. Der 59-Jährige und zwei von ihm beschäftigte Gärtner wurde festgenommen.

Regulär hatte der 59-Jährige einen Handwerksbetrieb geleitet. Die Geschäfte gingen allerdings schlecht, so dass er umsattelte und auf die Idee kam, Cannabispflanzen aufzuziehen, die er nach der Ernte gewinnbringend an den Mann bringen wollte. "Es gab eine Finanzkrise. Deswegen habe ich damit begonnen", gestand er einem Schöffensenat. Als Standorte seiner Plantagen suchte er jeweils Objekte in ländlicher Ruhelage, die ihm für einen ungestörten Betrieb geeignet schienen. Die Häuser mietete er jeweils unter falschem Namen an. Als ausgebildeter Elektriker zapfte der 59-Jährige auch den Strom, indem er das Zählgerät manipulierte und damit Kosten sparte.

Als Gärtner stellte der 59-Jährige in der einen Plantage einen 37-Jährigen mit dringendem Geldbedarf ein, der um 1.000 Euro und Kost und Logis die Anlage betreute. "Da waren irgendwelche Blumentöpfe, Schachteln, kleine Pflanzen. Er hat mir gezeigt, wie man die Blumen gießt und mit einem Schlauch bewässert", schilderte der 37-Jährige dem Gericht. Erst als die Pflanzen gediehen und in die Höhe wuchsen, sei ihm klar geworden, dass er es mit Cannabis zu tun hatte. "Ich habe so etwas nie gesehen. Ich habe immer anständig gelebt. Ich habe in meinem Leben nie eine Zigarette geraucht", behauptete der von Anita Schattner vertretene Angeklagte.

Für die zweite Plantage konnte der 59-Jährige einen 31-Jährigen gewinnen, der bereits mehrere Vorstrafen nach dem Suchtmittelgesetz aufweist. "Ich rauche seit zehn Jahren relativ große Mengen Marihuana", erklärte der 31-Jährige dem Senat. Daher habe er sich auf die Beschäftigung als Gärtner eingelassen. "Er hat das ausschließlich für den Eigenkonsum gemacht", sagten seine Verteidiger Alexander Philipp und Mathias Burger. Ihr Mandant habe von der Ernte 500 Gramm bis ein Kilogramm versprochen bekommen.

Urteile bereits rechtskräftig

Der bisher unbescholtene 59-Jährige fasste am Ende zwei Jahre Haft, davon acht Monate unbedingt auf. Der 37-Jährige erhielt 15 Monate, davon fünf Monate unbedingt. Der mehrfach vorbestrafte zweite Gärtner wurde zu zwei Jahren unbedingt verurteilt. Die Urteile nach dem Suchtmittelgesetz sind rechtskräftig.

Zusammenfassung
  • Ein 59-Jähriger betrieb zwei Cannabis-Plantagen im Weinviertel und in Mistelbach, wobei er insgesamt über 1.000 Pflanzen anbaute und die Häuser unter falschem Namen anmietete.
  • Bei gerichtlich bewilligten Hausdurchsuchungen am 23. Jänner wurden 337 Pflanzen in der ersten und über 700 in der zweiten Plantage entdeckt; der Strom wurde manipuliert, um Kosten zu sparen.
  • Der Hauptangeklagte erhielt zwei Jahre Haft (acht Monate unbedingt), seine beiden angestellten Gärtner wurden zu 15 Monaten (fünf Monate unbedingt) bzw. zwei Jahren unbedingt verurteilt.