APA/dpa/Boris Roessler

Betäubungsmittel im Blut

ICE-Angriff: Polizei schließt Drogenpsychose nicht aus

04. Juli 2025 · Lesedauer 4 min

Nach einem Angriff eines Mannes mit Hammer und Axt auf Mitreisende in einem ICE von Deutschland nach Wien haben Ermittler durch einen Drogenschnelltest Hinweise auf drei Betäubungsmittel im Blut des 20 Jahre alten Syrers gefunden. Unterdes wurde U-Haft für den Mann beantragt.

Das sagte Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher von der Staatsanwaltschaft Regensburg am Freitag bei einer Pressekonferenz in Straubing. Es sei nicht auszuschließen, dass der Angriff durch eine drogenbedingte Psychose ausgelöst worden sei.

Das Motiv sei derzeit aber noch unklar. Die Ermittler stehen laut Rauscher auch im Austausch mit der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft München.

Laut der Aussage eines Zeugen soll der Mann vor dem Angriff mit einem Zimmererhammer gebetet und die Worte "Allahu Akbar" gesprochen haben.

Die Ermittler gehen bisher davon aus, dass der Mann allein gehandelt hat. Auch einen expliziten Extremismusverdacht gebe es noch nicht, der Mann sei bisher nicht für staatsschutzrelevante Vorfälle bekannt. Der 20-jährige Syrer hatte am Donnerstag im ICE von Hamburg nach Wien drei Landsleute angegriffen. Fünf Menschen wurden verletzt, darunter der Angreifer selbst am schwersten. In Österreich ist der Verdächtige amtsbekannt.

In Österreich bereits amtsbekannt

Der 20-Jährige war hierzulande nach Angaben des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) kein unbeschriebenes Blatt: In einer der APA vorliegenden Stellungnahme des BFA vom Freitag hieß es, dass der syrische Staatsbürger im Jahr 2021 - als Minderjähriger - einen Asylantrag gestellt habe.

Das BFA habe im Zuge des Verfahrens eine Altersfeststellung durchgeführt und ihm nach Bestätigung der Minderjährigkeit im Jahr 2022 den Schutzstatus erteilt. Er habe einen Wohnsitz in Österreich, wodurch er für die Behörden formell erreichbar sei.

Nähere Angaben machte das BFA dazu nicht - wohl aus Datenschutzgründen. Herrmann hatte am Abend von der Region Wien gesprochen, wo der junge Mann gemeldet sei.

"Nach zwei rechtskräftigen Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Widerstand gegen die Staatsgewalt im Februar und Ende April 2025 wurde noch im Mai 2025 vom BFA ein Asyl-Aberkennungsverfahren eingeleitet", hieß es in der Stellungnahme weiter, in der auch auf die am Donnerstag erfolgte Abschiebung eines syrischen Straftäters mit Bezug zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verwiesen wurde.

Hinweise auf eine terroristische Aktivität oder eine Radikalisierung des 20-Jährigen gab es nach APA-Informationen in Österreich nicht. Bei der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienste (DSN) dürfte der Verdächtige bisher nicht aufgefallen sein.

Das dürfte die Annahme der bayerischen Behörden stützen, dass das Motiv des 20-Jährigen wohl kein terroristisches war.

Untersuchungshaft beantragt

Nach dem Angriff werde nun wegen versuchten Mordes in zwei Fällen und gefährlicher Körperverletzung gegen den Mann ermittelt, sagte Oberstaatsanwalt Rauscher.

Die Ermittler hätten Untersuchungshaft für den 20-Jährigen beantragt. Dieser liege allerdings selbst noch mit schweren Verletzungen im Krankenhaus - daher sei unklar, wann ein möglicher Haftbefehl eröffnet und der Verdächtige in ein Gefängnis gebracht werden könne.

Die Verletzungen hatte der Angreifer laut den Ermittlern erlitten, weil sich seine Opfer gegen die Attacke wehrten - mit Hilfe von anderen Passagieren, die couragiert eingriffen.

Darunter sei auch ein uniformierter Bundeswehrsoldat gewesen, sagte der niederbayerische Polizei-Vizepräsident Werner Sika. Einer der Angegriffenen, ein 24 Jahre alter Syrer, habe dem Verdächtigen zudem den Hammer abnehmen können und ihn damit wiederum verletzt. Man gehe davon aus, dass der 24-Jährige in Notwehr gehandelt habe, sagte Oberstaatsanwaltschaft Rauscher.

Fahrgast wollte vor Angriff wohl Notruf absetzen

Bei der Attacke in dem Zug mit etwa 430 Fahrgästen von Hamburg nach Wien waren neben dem 24-Jährigen zwei weitere syrische Staatsangehörige im Alter von 15 und 51 Jahren verletzt worden sowie ein 38 Jahre alter Deutscher.

Der Angreifer war laut Stefan Schillinger, leitender Kriminaldirektor beim Polizeipräsidium Niederbayern, während der Zugfahrt schon auffällig geworden. Als der 38-jährige Deutsche einen Notruf absetzen wollte, habe der 20-Jährige seine Mitreisenden attackiert.

Zunächst war die Polizei von leichten Verletzungen bei den vier Opfern ausgegangen. Mehrere Verletzte mussten aber nach dem Angriff im Krankenhaus behandelt werden. In Lebensgefahr ist den Ermittlern zufolge derzeit niemand.

Zusammenfassung
  • Nach einem Angriff eines Mannes mit Hammer und Axt auf Mitreisende in einem ICE von Deutschland nach Wien haben Ermittler durch einen Drogenschnelltest Hinweise auf drei Betäubungsmittel im Blut des 20 Jahre alten Syrers gefunden.
  • Das sagte Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher von der Staatsanwaltschaft Regensburg am Freitag bei einer Pressekonferenz in Straubing. Es sei nicht auszuschließen, dass der Angriff durch eine drogenbedingte Psychose ausgelöst worden sei.
  • Das Motiv sei derzeit aber noch unklar.
  • Unterdes wurde U-Haft für den Mann beantragt.