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Beben in Türkei und Syrien forderte fast 5.000 Todesopfer

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Insgesamt lag die Zahl der Toten Dienstagfrüh bei fast 5.000. Bisherigen Informationen zufolge wurden in der Südtürkei und in Nordsyrien zudem mehr als 23.500 Menschen verletzt als tausende Gebäude einstürzten.

Die Opferzahl im Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze steigt immer mehr - und nach wie vor werden viele Menschen unter den Trümmern vermutet. 

Nach einem schweren Erdbeben der Stärke 7,8 an der syrisch-türkischen Grenze in den frühen Morgenstunden ist die Zahl der Toten auf fast 5.000 angestiegen, es gibt 23.500 Verletzte. Die Such- und Bergungsarbeiten laufen auf Hochtouren. Österreich hilft mit drei Millionen Euro und 85 Soldaten.

Auf das Beben in der Nacht folgten bis Dienstag früh 243 Nachbeben - eines davon mit der Stärke 7,6. Beide Beben hatten ihr Epizentrum in der türkischen Provinz Kahramanmaras. Die Erschütterungen waren in mehreren regionalen Nachbarländern zu spüren, darunter im Libanon, im Irak sowie in Zypern und Israel.

Der Vorsitzende der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad, Yunus Sezer, warnte in der Nacht auf Dienstag unterdessen vor weiteren Nachbeben. Ein Vertreter der Rettungsorganisation forderte Menschen in den betroffenen Regionen dazu auf, von beschädigten Gebäuden fernzubleiben.

Der  türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine einwöchige Staatstrauer ausgerufen. Flaggen aller Vertretungen im In- und Ausland sollen dafür bis Sonntag auf halbmast wehen, wie es auf dem Twitter-Account des Präsidenten am Montagabend hieß.

Unter den eingestürzten Gebäuden war neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In der Stadt Gaziantep wurde laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu auch die Burg stark beschädigt. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe. Im türkischen Fernsehen waren Bilder von Helfern zu sehen, die teilweise mit bloßen Händen in den Trümmern nach Verschütteten suchten. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939.

Mehr als 5.600 Gebäude seien bei dem Beben in der Türkei bereits eingestürzt. Mehrere Flughäfen in besonders von dem Erdbeben betroffen Regionen der Türkei blieben vorerst für zivile Flüge geschlossen. Dabei gehe es um die Flughäfen in Hatay, Kahramanmaras und Gaziantep.

Syrien bittet um Hilfe

In Syrien stürzten laut der Nachrichtenagentur SANA in zahlreichen Städten Gebäude ein. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Präsident Bashar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Videos zeigten Trümmerberge unter anderem aus der Provinz Idlib, teils kollabierten ganze Häuserreihen. Fotos zeigten, wie Rettungsteams Menschen auf Tragbahren wegtrugen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums, Raed Ahmed, sagte laut SANA, dies sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995.

Eine Tsunamiwarnung für Italien wurde nach kurzer Zeit wieder aufgehoben.

Syrien wandte sich an die UN-Mitgliedstaaten, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und andere Hilfsorganisationen und bat sie darum, "die Bemühungen der syrischen Regierung zur Bewältigung des verheerenden Erdbebens zu unterstützen", wie es in einer Erklärung des syrischen Außenministeriums hieß. 

Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU koordiniert die Entsendung von Rettungskräften in die Türkei. Nach Angaben eines Sprechers der EU-Kommission in Brüssel wurden bis Montagmittag bereits mehr als zehn Such- und Rettungsteams mobilisiert, um die Ersthelfer zu unterstützen. Sie kommen aus Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Ungarn, Malta und Tschechien. Die weitere EU-Reaktion im türkisch-syrischen Grenzgebiet soll bei einem Krisentreffen koordiniert werden.

Selbst Griechenland hilft Türkei

Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet zu schicken. Israel will der Türkei und Syrien humanitäre Hilfe leisten. Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Krieg. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb auf Twitter, die NATO-Partner der Türkei seien bereit, Unterstützung zu mobilisieren.

Russland und Ukraine haben Hilfe angeboten

Auch Russland hat beiden Ländern Hilfe zugesagt. In den kommenden Stunden sollen Rettungskräfte vom russischen Zivilschutz nach Syrien geflogen werden, wie der Kreml am Montag mitteilte. Auch US-Präsident Joe Biden sagte Hilfe zu. "Ich bin zutiefst traurig über den Verlust an Menschenleben und die Zerstörung durch das Erdbeben in der Türkei und in Syrien", erklärte Biden am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Ich habe mein Team angewiesen, die Situation in Koordination mit der Türkei weiterhin genau zu beobachten und jede notwendige Hilfe zu leisten."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bot der Türkei Hilfe seines Landes bei der Bewältigung der Folgen des schweren Erdbebens an. In seiner täglichen Videoansprache sagte Selenskyj am Montagabend, dass die Ukraine bei den Rettungs-und Bergungsarbeiten helfen wolle. Er sprach von "traurigen Nachrichten" aus der Türkei und Syrien. Gleichzeitig sprach Selenskyj dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan angesichts der vielen Todesopfer sein Beileid aus. Dies gelte auch "für die Menschen in der syrischen Gesellschaft".

Österreichs Bundesheer bereitet sich vor

"Das Ausmaß des Erdbebens ist verheerend. Österreich wird mit drei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds für Hilfsorganisationen vor Ort und ab morgen mit mehr als 80 Soldatinnen & Soldaten des Bundesheeres bei Rettungseinsätzen im Erdbebengebiet unterstützen", twitterte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Montagnachmittag. Die Meldungen von dem Erdbeben "machen mich betroffen. Meine Gedanken sind bei den Opfern & Helfer:innen", ergänzte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).

Das Bundesheer wird am Dienstag 85 Soldaten des Katastrophenhilfeelements "Austrian Forces Disaster Relief Unit" (AFDRU) in die Türkei entsenden, um den Rette- und Bergeinsatz im Erdbebengebiet zu unterstützen. Die Soldaten sollen gemeinsam mit sechs Hunden bei der Bergung unterstützen.

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Der Katastrophenhilfeeinsatz des Bundesheeres ist nach derzeitigen Planungen für etwa zehn Tage anberaumt, bestätigten auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) in einer Aussendung des Bundeskanzleramts die Hilfeleistungen Österreichs.

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Neben den Bundesheerkräften wird Österreich nach einer Anfrage der Türkei nach entsprechenden Kräfte beim Zivilschutzmechanismus der Europäischen Union ein Team aus Vorarlberg in das Gebiet schicken. Bei den 25 Spezialisten handelt es sich um Feuerwehrleute, vier Hundeführer der Bergrettung mit speziell ausgebildeten Hunden, sowie um drei Notärzte. Derzeit wird der Transport in die Türkei organisiert. "Hier zählt jede Stunde, um Überlebende aus den Trümmern zu retten", wurde Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zitiert.

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Keine Österreicher vermisst

Nach derzeitigen Kenntnisstand sind keine österreichischen Staatsbürger unter den Opfern oder den Vermissten, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Außenministerium in Wien. Mittlerweile haben sich einige betroffenen österreichischen Staatsbürger an das Außenministerium gewandt, die jedoch unversehrt waren. Eine verschüttete österreichische Staatsbürgerin konnte mit leichten Verletzungen geborgen werden. Das Außenministerium sowie die österreichischen Vertretungen vor Ort stehen mit allen Betroffenen in Kontakt und unterstützen diese dabei, eine ehestmögliche Rückflugmöglichkeit nach Österreich zu finden.

In der Türkei sind derzeit rund 2.000 Auslandsösterreicher, davon rund 120 in den von den Erdbeben betroffenen Regionen, sowie rund 70 österreichische Reisende registriert, wurde erläutert. Da der genaue Aufenthaltsort bei Reiseregistrierungen sowie bei der Registrierung als Auslandsösterreicher nicht verpflichtend anzuführen ist, könnten die Informationen jedoch abweichen.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der Erdbeben-Katastrophe in Syrien und der Türkei ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 3.600 gestiegen. Und sie könnte noch weiter steigen.
  • Österreich hilft mit drei Millionen Euro und 85 Soldaten.

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