Misshandlung
Baby in Lebensgefahr: U-Haft über Eltern verhängt
Der Vater habe nicht nur sie bedroht und geschlagen, sondern auch den Säugling. Letzteres will sie aber nicht direkt beobachtet haben, berichtete Polizeisprecher Markus Dittrich am Freitag. Das Kind schwebte weiterhin in Lebensgefahr.
Der 35-jährige Deutsche und seine Partnerin waren gegen 20.30 Uhr noch in dem Spital festgenommen worden, in das sie ihre Tochter wegen eines Krampfanfalls gebracht hatten.
Die umfassenden medizinischen Untersuchungen des Säuglings ergaben den Misshandlungsverdacht. Das Krankenhaus erstattete umgehend Anzeige.
Baby musste notoperiert werden
Die Ärztinnen und Ärzte stellten zahlreiche schwere Verletzungen fest, aufgrund derer das Mädchen notoperiert werden musste. Laut Dittrich könnten die multiplen Blessuren von einem Schütteltrauma herrühren. Diese Form der Gewalt kann tödlich endende Hirnverletzungen oder lebenslange Folgeschäden bewirken.
Die festgenommenen Eltern verweigerten zunächst die Aussage und wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien in eine Justizanstalt eingeliefert.
Während sich der 35-Jährige weiterhin nicht äußern wollte, hat die Mutter mittlerweile ausgesagt. Während der Aussage erstattete sie Anzeige gegen den Deutschen wegen fortgesetzter Gewaltausübung sowie gefährlicher Drohung. "Sie selbst habe keine Gewalt ausgeübt und sei auch keine direkte Augenzeugin gewesen", sagte Dittrich.
U-Haft für Vater und Mutter
Freitagnachmittag wurde über den von der Staatsanwaltschaft für beide Beschuldigte gestellten U-Haftantrag entschieden, berichtete Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA.
Dabei machte der Vater gegenüber der Richterin weiter keine Angaben, während die Mutter bei ihren Aussagen gegenüber der Polizei blieb. Daraufhin wurde über beide wegen Untersuchungshaft bis 13. Juni verhängt.
Beim vorbestraften 35-Jährigen lauten die Haftgründe Tatbegehungsverdacht, Flucht- und Verdunkelungsgefahr, bei der 38-Jährigen Verdunkelungs- und Tatbegehungsverdacht. Beide waren von Anwälten vertreten und erklärten Rechtsmittelverzicht.
Bisher sei das Paar nicht polizeilich bekannt gewesen, es habe dort keine Einsätze wegen häuslicher Gewalt gegeben. Auch bei der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) seien die beiden nicht in Erscheinung getreten. Die MA 11 hat vorerst die Obhut über den Säugling übernommen.
Hilfe bei häuslicher Gewalt
Sind Sie Opfer von Gewalt oder kennen jemand, der es ist? Hier finden Sie Hilfe
Frauen-Helpline: 0800/222 555
Gewaltschutzzentrum: 0800/700 217
24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
Männerberatung Wien: 01/603 28 28
Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
Im Fall von akuter Gewalt: Polizei-Notruf 133
Zusammenfassung
- Ein neun Wochen altes Baby wurde in Wien schwer misshandelt, erlitt zahlreiche Verletzungen und befindet sich nach einer Notoperation weiterhin in Lebensgefahr.
- Die 38-jährige Mutter beschuldigte ihren 35-jährigen Partner, sie und das Kind bedroht und geschlagen zu haben, will die Gewalt am Säugling aber nicht direkt beobachtet haben.
- Beide Eltern wurden am Mittwoch um 20:30 Uhr im Spital festgenommen, sitzen weiterhin in Untersuchungshaft und die Obhut über das Kind hat vorerst die MA 11 übernommen.